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Man nehme: dich und mich

Man nehme: dich und mich

Titel: Man nehme: dich und mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Bird
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schon lange nicht mehr passiert war. Ihr Körper fühlte sich schwer an, ihr Kopf dagegen ganz leicht, und sie dachte darüber nach, warum Nate beim Thema Ehe und Familie so verbittert geklungen hatte. Hatte eine Frau ihm übel mitgespielt? Kein Wunder, dass er das Thema mied. Sie dachte auch nicht gern an David.
    “Ich hasse es, wenn ich ihm begegne”, sagte sie.
    Er hob die Augenbrauen. “David?”
    “Er schaut immer so schuldbewusst drein, als wüsste er genau, was für ein Feigling er damals war. Vielleicht sollte es mich freuen, dass er ein schlechtes Gewissen hat, aber dann sehe ich seine Kinder und seinen teuren Wagen und möchte ihn schütteln. Er hat doch alles, was er wollte, und ich sitze hier fest und versuche, irgendwie zurechtzukommen.”
    Auf einmal war sie richtig wütend, und sie stellte sich vor, David mal ordentlich die Meinung zu sagen. “Also schau mich nicht so an, als ob es dir leidtäte, wo du doch in Wahrheit gottfroh bist, dass ich dich so kampflos habe ziehen lassen! Und werd endlich erwachsen! Sei ein Mann!”
    Atemlos lehnte sie den Kopf an die Kopfstütze. “Tut mir leid. Er ist ja gar nicht hier.”
    Nate lachte leise. “Falls er sich nicht doch heimlich im Kofferraum versteckt hat …”
    “Andererseits war ich vielleicht noch bis zum Diner zu hören. Tut mir leid, dass ich so gebrüllt habe.”
    “Ich würde ja gerne sagen, dass du ruhig weiterbrüllen kannst, aber dann würdest du sofort aufhören. Also halte ich einfach den Mund, fahre weiter und hoffe, dass du nicht so schnell wieder nüchtern wirst.”
    “Warum bist du so nett zu mir?”, flüsterte sie.
    “Weil du es verdienst.”
    Sie versuchte, nicht allzu gerührt zu sein. “Obwohl ich dich angeschrien habe und ungerecht war – und das nicht nur ein Mal?”
    “Ja, trotzdem. Du kannst einem ganz schön auf die Nerven gehen, aber ich glaube, das liegt daran, dass du schon so lange alleine kämpfst und immer stark sein musst. Deshalb fällt es mir leichter, darüber hinwegzusehen.”
    Tränen stiegen ihr in die Augen. “Na so was.”
    Sie schwiegen eine Weile, dann sagte sie: “Bieg da vorne links ab. Dort oben ist ein schöner Aussichtspunkt.”
    Nach kurzer Zeit kamen sie auf einen kleinen Parkplatz mit Seeblick, auf dem schon ein paar andere Wagen standen, in gebührendem Abstand voneinander geparkt. Offenbar war dies ein beliebter Treffpunkt für Pärchen.
    Nate fuhr ganz ans Ende und stellte den Motor ab.
    “Erzähl mir mehr von deiner Familie”, bat sie.
    “Da gibt’s nicht viel zu erzählen.”
    “Was bedeutet, dass du nicht darüber reden willst, oder?”
    Er lächelte. “Nein. Sie gehören einfach nicht zu meinem täglichen Leben.”
    “Wo bist du aufgewachsen?”
    “In einem Vorort von Boston.”
    Als er nicht weitersprach, fragte sie: “Und was macht dein Bruder so?”
    “Er ist Geschäftsmann. Und tut viel für die Allgemeinheit.”
    “Das ist bewundernswert.”
    “Ja, ich respektiere ihn sehr.” Nate drehte sich so, dass er sie ansehen konnte, einen Arm über das Lenkrad gelegt. “Aber wir wollten über unsere Zusammenarbeit sprechen. Da muss sich etwas ändern.”
    Frankie seufzte. Vielleicht lag es am Wein, aber sie wollte jetzt nicht mehr reden. Sie wünschte sich, dass Nate sich über sie beugte und sie küsste.
    “Nenn mir deine Bedingungen”, murmelte sie. “Du hast mich in der Hand, das weißt du ja. Ich muss bis Ende Oktober hundertfünfzigtausend Dollar zusammenbekommen.”
    Er stieß einen leisen Pfiff aus. “Ist das denn überhaupt zu schaffen?”
    “Wenn die Sommersaison weiter so gut läuft, könnte es klappen. Im Herbst kommen dann noch Touristen, wenn beim Indian Summer die Bäume bunt werden. Aber dann wird’s schon wieder schwieriger, weil du ja nicht mehr da bist. Ich habe mich schon mal umgeschaut, ob ich einen würdigen Nachfolger für dich finde, aber vor dem Labor Day hat niemand Zeit.” Es fiel ihr schwer, das zuzugeben, aber sie war wirklich auf Nate angewiesen. “Sag mir also, was du willst, und du wirst es wahrscheinlich bekommen”, erklärte sie bitter.
    “Also gut. Erstens: Sag den Gästen, dass ihre Kinder in der Küche nichts zu suchen haben. Letzte Woche sind zweimal Kinder in die Küche gestürmt und wollten was zu essen haben. Ich will in der Küche meine Ruhe, verstanden?”
    Überrascht sah Frankie ihn an. Damit hatte sie nicht gerechnet. Vermutlich ging es ihm auch um die Sicherheit, aber seine Stimme klang so gepresst, dass sie annahm, es

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