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Man nehme: dich und mich

Man nehme: dich und mich

Titel: Man nehme: dich und mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Bird
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ich seitdem nicht mehr an den holden Prinzen auf dem weißen Pferd. Von reichen Männern habe ich die Nase voll. Ich sehe ja auch ständig im
White Caps
, was für völlig überzogene Ansprüche sie haben. Nein, da sind mir Männer ohne Geld lieber.”
    “Nicht jeder aus einer reichen Familie ist ein Snob”, bemerkte Nate.
    “Schon möglich. Aber die offene Ablehnung von Davids Familie hat mir für alle Zeiten gereicht. Ich glaube, heute hätte ich dafür kein Verständnis mehr und würde mich schrecklich danebenbenehmen. Für höfliche Heuchelei ist mir meine Zeit zu schade.”
    “Kann ich gut verstehen. Aber New York hat dir gefallen?”
    “Oh ja, und wie. Ich mochte die ganze Atmosphäre, und nicht nur in den schicken Vierteln. Die vielen Leute, die Geschäftigkeit, das Leben …” Sie unterbrach sich, als hätte sie zu viel gesagt.
    “Kommst du heute noch manchmal hin?”
    “Nein. Manchmal stelle ich mir zwar vor, wie es wäre, dort zu leben – aber das ist natürlich Quatsch.”
    “Warum?”
    “Weil es nie dazu kommen wird.”
    “Und warum nicht?”
    Frankie presste die Lippen zusammen. “Ich muss mich um das
White Caps
kümmern. Und um meine Familie. Joy braucht mich.”
    “Aber sie ist Mitte zwanzig, oder? Sie ist erwachsen, hat eine Ausbildung – du bist nicht mehr verantwortlich für sie. Was hält dich hier?”
    Nervös wedelte sie mit der Hand durch die Luft, als könne sie seine Worte wegwischen. “Lass uns über was anderes reden.”
    “Warum?”
    “Weil du mein Koch bist, nicht mein Psychiater.” Wieder griff sie zur Weinflasche und schien überrascht zu sein, dass sie fast leer war. Fragend schaute sie auf Nates volles Glas. “Der Wein schmeckt dir wohl nicht?”
    Er zuckte die Achseln. “Ich trinke nie viel. Alkohol ist gut für Saucen, aber sonst lasse ich die Finger davon.”
    Nachdenklich schaute sie ihn an. “Gibt’s dafür einen Grund?”
    “Mein Vater war Alkoholiker. Schon der Geruch von Whisky erinnert mich unangenehm an ihn, also sind harte Sachen sowieso nichts für mich. Weinkenntnis gehört zu meinem Beruf, aber dafür reicht ein Schluck.”
    “Hast du überhaupt Kontakt zu deinem Vater?”
    “Er ist seit fünf Jahren tot.”
    “Das tut mir leid.”
    “Tja, ich wünschte, das könnte ich auch sagen, aber dann müsste ich lügen.”
    Frankie hob die Augenbrauen. “Und deine Mutter?”
    “Sehe ich selten und bin nicht traurig deswegen. Mein Bruder kommt besser mit ihr aus und kümmert sich um sie.”
    “Ist sie krank?”
    “Nein, kerngesund. Aber sie kommt alleine nicht zurecht.” Zumindest nicht mit ihren viel zu hohen monatlichen Ausgaben, fügte er in Gedanken hinzu.
    Schweigend stocherte Frankie in ihrem Teller herum, dann blickte sie schließlich auf und platzte heraus: “Warst du schon mal verheiratet?”
    “Nein.”
    “Das klingt, als ob du die Ehe für was Schreckliches hältst.”
    Das kleine Mädchen am Tresen lachte laut, und wieder spürte er den vertrauten Stich in der Herzgegend. Er dachte an Celia, die Frau, die er beinah geheiratet hätte, weil sie schwanger war. Mit seinem Kind.
    “Möchtest du Nachtisch?”, fragte er.
    “Also hast du keine Lust, irgendwann mal eine Familie zu gründen?”
    “Nein, bestimmt nicht.”
    “Hast du schon mal jemanden geliebt?”
    “Ich dachte, wir wollten keine Freunde sein”, erinnerte er sie etwas grob. “Was sollen jetzt also die ganzen persönlichen Fragen?”
    “Ich bin nur neugierig. Die meisten Menschen wollen doch irgendwann mal heiraten, Kinder ha…”
    “Ich nicht”, unterbrach er sie barsch.
    Erschrocken verstummte sie und starrte auf ihren Teller.
    “Willst du dir den Rest einpacken lassen?”, fragte er etwas versöhnlicher. Sie hatte kaum etwas angerührt.
    “George freut sich sicher drüber”, stimmte sie zu.
    Er rief die Kellnerin, bat sie, die Reste einzupacken, und bezahlte, bevor Frankie etwas einwenden konnte. Beim Rausgehen winkte sie David und seinen Töchtern kurz zu.
    Schweigend gingen sie über den Parkplatz zu ihrem Wagen. “Ich sollte fahren”, bemerkte er schließlich.
    Widerspruchslos kramte sie die Schlüssel aus ihrer Handtasche und warf sie ihm zu.
    Als sie wieder auf der Landstraße waren, sah sie ihn von der Seite an. “Ich möchte noch nicht nach Hause.”
    “Einverstanden. Wohin fahren wir?”
    “Ist mir egal. Hauptsache, wir halten nicht so bald an.”
    Frankie kurbelte das Fenster runter. Sie hatte nicht viel gegessen und zu viel Wein getrunken, was ihr

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