Management - von den Besten lernen
Kundenbedürfnisse bei den unbekannten Weltmarktführern, den Hidden Champions , beobachten. Diese Unternehmen an der Weltspitze zeichnen sich unter anderem durch eine ausgeprägte Kundennähe aus, die fast automatisch Wettbewerbsvorteile erzeugt. Daneben haben sie aber noch weitere Gemeinsamkeiten mit Coco Chanel, so etwa die Betonung von Innovationen , die gezielte Fokussierung der Ressourcen , die Nutzung der positiven Aspekte der Globalisierung , den Einsatz von überdurchschnittlich leistungsfähigen Mitarbeitern und den ausgeprägten Willen zum Erfolg .
Von diesen Faktoren räumen diese Weltmarktführer charakteristischerweise den Innovationen einen besonders hohen Stellenwert ein. Für sie ist dies das wirksamste Mittel, um sich erfolgreich im Wettbewerb zu behaupten – Chanel hätte dies genauso gesehen. Die Hidden Champions fokussieren ihre Ressourcen und konzentrieren sich auf klar begrenzte Märkte und Zielgruppen, sie definieren aber auch eindeutig, was sie eben nicht wollen. Gleichzeitig nutzen sie die Chancen, die sich ihnen dadurch bieten, dass sie ihre Leistungen weltweit anbieten können – beides hatte Chanel ebenfalls verfolgt. So trug beispielsweise auch Jacqueline Kennedy ihre Kostüme, womit Coco Chanel die perfekte Repräsentantin für ihre Mode in Amerika für sich gewinnen konnte.
Chanel verpflichtete stets herausragende Leute , eine Tradition, die die Unternehmensführung auch nach ihrem Tod fortsetzte, indem sie unter anderem Karl Lagerfeld ins Unternehmen holte. Ihr bereits erwähnter eiserner Wille zum Erfolg erweckte bei ihren Zeitgenossen teilweise den Eindruck, sie sei unerbittlich hart, nicht nur beim Verfolgen ihrer Interessen, sondern vor allem auch gegen sich selbst, was sie wiederum mit vielen großen Persönlichkeiten gemein hatte.
Und hier kommen wir auch wieder auf Chanels eingangs erwähnten Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit zurück, denn auch hier besteht eine Parallele zu den Hidden Champions, wenngleich weniger offensichtlich. Besieht man sich nämlich die Finanzierung der heimlichen Weltmarktführer, sticht ihre weit überdurchschnittlich hohe Eigenkapitalquote ins Auge. Je nach Erhebung liegt diese etwa zwischen 36 und 42 Prozent, mehr als ein Drittel der Hidden Champions weist sogar Eigenkapitalquoten von über 50 Prozent auf! Diese Werte sind ein Vielfaches von dem, was als Durchschnitt für den deutschen Mittelstand gilt. Entweder genießt der Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit also bei diesen Unternehmern tatsächlich einen sehr hohen Stellenwert, oder diese Konstellation ist rein zufällig – das wäre dann allerdings schon sehr außergewöhnlich.
Wie dem auch sei, in jedem Fall bringt das Streben nach Unabhängigkeit in monetären Angelegenheiten fast zwangsläufig eine andere Denkweise beim Thema Gewinn mit sich. Denn es stellt sich dann nicht die Frage nach dem wünschenswerten Gewinn maximum , sondern vielmehr stellt sich die Frage nach dem erforderlichen Gewinn minimum , dem Betrag also, der nach Abzug aller Kosten, Steuern und Dividendenzahlungen mindestens erreicht werden muss, um dauerhaft finanziell unabhängig zu bleiben.
In fast allen Fällen wird das so verstandene Gewinn minimum deutlich höher liegen als jenes Gewinn maximum , was die meisten vorher zu akzeptieren bereit gewesen wären. Unter anderem deshalb sind Diskussionen über zu hohe Gewinne der Unternehmen auch sehr kritisch zu betrachten, denn entscheidend ist nämlich weniger, wie hoch die Gewinne sind, als vielmehr, wie nachhaltig sie sind. Kurzfristig hohe Gewinne lassen sich durch Einsparungen relativ leicht realisieren, allerdings fast immer auf Kosten des zukünftigen Wohlergehens. Doch das Ziel muss ein dauerhaft starkes, gesundes Unternehmen sein, das selbst schwerere Krisenzeiten durchstehen kann. Dass ein solches Unternehmen eben auch dauerhaft Gewinne erwirtschaften kann, beweisen die Hidden Champions nur zu gut. Es kommt aber eben auf die richtige Reihenfolge an: Erst Stärke aufbauen und dann als Folge auch Gewinne erzielen.
Neben einer anderen Sicht auf den Gewinn bedingt das Streben nach finanzieller Unabhängigkeit außerdem auch einen anderen Umgang mit dem Kunden. Dieser muss kompromisslos ins Zentrum gerückt werden, denn nur er bezahlt auch die Leistungen, die einen Gewinn überhaupt erst entstehen lassen und damit wiederum monetäre Freiheit ermöglichen. Der Erfolg von Chanel basierte ganz elementar darauf, dass sie nicht von Produkten ausging –
Weitere Kostenlose Bücher