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Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Warman
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Liz.«
    Ich blinzle ihn mit feuchten Augen an. »Aber Sie sind der Einzige, mit dem ich reden kann. Sie machen doch nichts Falsches. «
    »Das weiß ich, und du weißt es auch. Aber andere Leute sehen das vielleicht anders.« Er hält inne. »Was, wenn ich einen Termin für dich mache? Ich könnte mich umhören. Was, wenn ich einige Nachforschungen anstelle und einen Therapeuten finde, der Erfahrung mit Jugendlichen hat? Ich kann dir einen guten besorgen, das verspreche ich dir.«
    Ich starre auf meine Hände und sage nichts. Ich schüttle nur den Kopf.
    Dann stehen wir beide auf. Mr. Riley reicht Hope den Plastiklöffel, und sie schlägt ihn frohlockend gegen den Hochstuhl. Er legt seine Hand auf meinen Rücken und schiebt mich sanft auf die Tür zu.
    Wieder schaue ich mich in der Küche um. Hier ist es so warm, so ruhig, so sicher. Ich senke den Kopf und lehne ihn gegen seine Schulter. »Ich will nicht gehen.« Und ich fange heftig an zu weinen. Meine Nase läuft; Schnodder tropft auf sein Shirt. Er hat recht; ich sehe beschissen aus. Aber ich glaube, das kümmert mich in diesem Moment nicht.
    Er legt seine Arme um mich, um mich zu umarmen. Ich stelle mir vor, was wäre, wenn seine Frau in diesem Moment den Raum betritt, und was sie wohl denken würde, wenn sie uns so sähe. Doch ganz gleich, wie der Anblick auch wirken mag, ich weiß mit Sicherheit, dass da nichts ist; es gibt keinen Grund für sie, auf einen von uns wütend zu sein. Hier geht es lediglich um Wärme und Trost. Ganz unschuldig. Nachdem ich vorhin all diese Bilder von mir gesehen habe, wird mir bewusst, dass dies womöglich das einzig Unschuldige war, das mir noch blieb.
    Er tritt ein wenig zurück und streicht eine verirrte Haarsträhne aus meiner verschwitzten Stirn. »Du bist meilenweit weg von zu Hause. Soll ich dich heimfahren? Ich könnte Hope in ihren Kindersitz setzen. Das ist kein Problem.«
    »Ich bin okay.« Er zieht sich zurück und wirft nervös einen Blick aus dem Fenster, vermutlich aus Angst davor, dass mich einer seiner Nachbarn in seinen Armen liegen sehen könnte.
    Als ich durch die Küchentür gehe und mich bereit mache, wieder loszulaufen, sagt er: »Es ist mir gleich, was du davon hältst. Ich werde dir jemanden suchen, mit dem du reden kannst.«
    Ich antworte nicht; ich verhalte mich, als hätte ich ihn gar nicht gehört.
    Mr. Riley sieht seine Tochter an und schüttelt den Kopf. Dann murmelt er leise: »Also gut. Wir sehen uns in der Schule, Liz.«
     
    Als ich heimkomme, ist meine Familie bereits wach. Meine Eltern sind meine frühmorgendlichen Läufe gewohnt; sie winken mir von der Küche aus zu, als ich nach oben gehe.
    Josie ist in meinem Zimmer. Sie sitzt an meinem Computer und sieht sich die Bilder an. Um genau zu sein, schaut sie eine Aufnahme von mir und Vince an, wie wir zusammen im Bett liegen. Vince winkt breit grinsend in die Kamera. Seine Zähne sind gelb und krumm. Ich bin sicher, dass er keine Pläne hat, irgendwann in nächster Zeit bei Tophers Dad vorbeizuschauen und sie sich richten zu lassen.
    Josie und ich sehen uns an.
    »Du warst stundenlang weg«, sagt sie in beinahe anklagendem Ton. »Ich habe gehört, wie du gegangen bist. Es war gerade fünf Uhr früh.«
    »Und dann bist du einfach in mein Zimmer gegangen und fandest, es wäre absolut in Ordnung, auf meinem Computer herumzuschnüffeln?« In meiner Stimme liegt ein untypischer Anflug von Verärgerung. Ich erinnere mich nicht, dass Josie und ich uns jemals gestritten hätten.
    Sie zuckt die Schultern. »Ja, da bin ich in dein Zimmer gegangen. Was macht das schon, Liz? Viel wichtiger ist: Wer ist dieser Kerl?«
    »Rate mal.«
    Sie stößt ein langgezogenes, zittriges Seufzen aus. »Der Mechaniker.«
    »Er weiß alles, Josie. Er ist ein Arschloch, aber er ist nicht dämlich.« Ich löse meinen Pferdeschwanz und schüttle mein Haar aus. »Du weißt, dass ich tun musste, was er wollte.«
    Sie wird blass. »Und du hast mitgemacht?«
    »Ja. Er sagte, dass er zur Polizei gehen würde, wenn ich nicht mit ihm rummache. Die Bilder sind bloß seine Versicherung. «
    »Also erpresst er dich wirklich.«
    Ich nicke und fange wieder an zu weinen.
    Doch die Information scheint Josie beinahe zu beruhigen. »Und das war ’s? Du hast getan, was er wollte?«
    »Ich habe nicht mit ihm geschlafen. Lieber würde ich ins Gefängnis gehen, als mit so jemandem Sex haben zu müssen. «
    »Er hat nicht versucht, dich dazu zu zwingen?«
    Ich schüttle den Kopf. »Noch nicht. Er

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