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Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Warman
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betrogen!«, schreie ich so laut, wie ich nur kann. »Ich habe ihn geliebt, Alex. Vielleicht bin ich zu dir nicht besonders nett gewesen, aber was Richie betrifft, sieht die Sache anders aus. Außerdem: Wenn ich ihn tatsächlich betrogen hätte – was ich nicht getan habe –, warum sollte ich es dann jetzt abstreiten?«, will ich wissen. »Warum sollte ich dich anlügen?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht erinnerst du dich einfach nur noch nicht daran. Oder vielleicht willst du nicht, dass ich dich für einen schlechten Menschen halte.«
    Meine Stimme zittert. »Alex, ich sage dir die Wahrheit. Ja, ich erinnere mich nicht an alles, was vor meinem Tod geschah, aber was diese Sache angeht, ist das auch nicht nötig. Ich kenne Richie, seit wir zwei Jahre alt waren. Irgendetwas stimmt da nicht. Ich hätte ihm niemals wehgetan.«
    Und dann, wie aufs Stichwort, sagt Richie: »Ich glaube nicht, dass sie die Absicht hatte, mich zu verletzen. Wir waren so lange zusammen; vielleicht hatte sie das Gefühl, sie müsste sich mal umsehen … Ich weiß nicht, was es da draußen sonst noch für Möglichkeiten gibt.« Er schluckt. »Wie auch immer, ich habe Josie nicht geglaubt. Ich nannte sie eine Lügnerin. Doch dann sagte sie, sie würde es mir beweisen. Sie fuhr mit mir nach Groton, zu diesem Apartmentkomplex am Fluss. Dort fanden wir Liz’ Wagen. Er stand draußen vor dem Haus dieses Typen, den ich kenne.«
    Richie hält einen Zipfel seiner Tagesdecke in der linken Faust, eine weinrot-marineblaue Patchworkdecke. Mit der rechten Hand zupft er an den Fäden des Saums, um sie nach und nach auszufransen. Seine Augen sind noch immer feucht. Während ich mir anhöre, was er sagt, wird mir bewusst, dass ich mich an nichts davon erinnere. Nicht nur das, im Gegensatz zu allem, was Alex denken mag, hört sich das Ganze auch vollkommen untypisch für mich an. Ich kenne nicht einmal irgendwen, der in Groton wohnt. Es ist, als habe jemand mein Gedächtnis mit einer Käsereibe bearbeitet. Das Gefühl ist über alle Maßen frustrierend.
    Aber warum sollte Richie lügen? Als ich ihn anschaue, während er nervös an der Tagesdecke herumzupft, weiß ich ohne jeden Zweifel, dass er selbst glaubt, die Wahrheit zu sagen.
    »Ein Typ, den du kennst«, echot Joe. »Wie heißt er? Woher kennst du ihn?«
    »Es war dieser Kerl namens Vince. Vince Aiello.« Seine Stimme ist brüchig, als er den Namen laut ausspricht. »Er war so was wie ein Freund von mir. Er ist schon älter.«
    »Wie viel älter?«
    »Ich weiß nicht. Einundzwanzig? Zweiundzwanzig? Spielt das eine Rolle?«
    »Es spielt eine Rolle, wenn er mit Liz geschlafen hat.«
    Richie saugt scharf die Luft ein. Einen Moment lang rechne ich damit, dass er mich verteidigen wird. Er wird ihm erklären, dass ich noch Jungfrau war und dass ich unmöglich mit irgendjemandem geschlafen haben kann. Doch er tut es nicht.
    »Woher kannte Liz diesen Vince?«, drängt Joe.
    »Ich habe sie einander vorgestellt.«
    »Und was ist an dem Tag passiert, als du ihren Wagen draußen vor seiner Wohnung parken sahst? Hast du sie zur Rede gestellt?«
    »Nein. Na ja, irgendwie schon. Wir saßen ungefähr eine Stunde lang da, bis Liz schließlich rauskam. Ich beobachtete, wie sie sein Apartment verließ und zu ihrem Wagen ging, und als sie daheim war, wartete ich noch eine Weile, dann rief ich sie an. Ich fragte sie, wo sie den ganzen Morgen über war.« Er blickt auf die Tagesdecke hinab, die er immer noch mit der Faust umklammert. Auf dem Boden sind lose Fäden verstreut. »Sie sagte mir, sie wäre shoppen gewesen, im Einkaufszentrum. Sie hat gelogen.« Richie schaut wieder zu Joe auf. Sein Blick ist grimmig und wütend. »Am liebsten würde ich ihn umbringen«, sagt er.
    »Wen?«, fragt Joe.
    »Was glauben Sie wohl? Vince.« Richie nickt, als würde er diesen Gedanken ernsthaft in Erwägung ziehen. »Das will ich tatsächlich. Ich will ihn wirklich umbringen.«
    »Hey. Sei vorsichtig, was du zu mir sagst, Kumpel«, sagt Joe. Er versucht, seiner Stimme einen unbekümmerten Klang zu geben, doch mir ist klar, dass er es ernst meint. Richie sagt nichts mehr; er starrt bloß wieder auf die Decke hinab und hält sie fest.
    Zum ersten Mal fällt mir auf, dass Joe einen Ehering trägt. Es ist ein schmaler Silberring. Während er Richie mustert, schiebt er ihn mit der Daumenspitze über das Mittelgelenk seines Ringfingers vor und zurück.
    »Wann hat sich die Sache zwischen dir und Josie entwickelt? «
    »Ich weiß nicht. Ein paar

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