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Manche Maedchen raechen sich

Manche Maedchen raechen sich

Titel: Manche Maedchen raechen sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Marr
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vollen Weinglas an mir vorbei.
    „Eigentlich war es auch gar keine richtige Geschäftsreise.“
    „Was?“
    Ich folgte den klappernden Absätzen meiner Mutter ins Wohnzimmer.
    „Es war eher ein privater Ausflug.“
    Sie warf sich auf die weiße Couch. Rotwein schwappte aus dem Glas und spritzte auf den weißen Bezug.
    „Ich hol ’nen Schwamm“, rief ich und machte kehrt.
    „Ach, ist schon gut, Liebling“, antwortete sie. „Wir lassen die Couch einfach neu beziehen. Ich hatte sie sowieso satt. Na los, setz dich.“
    Ich ließ mich in den weißen Ledersessel fallen.
    „Ich war mit Peter McDoherty unterwegs.“
    „McDoh… Mum! Ist der nicht schon fünfzig oder so? Und vor allem: verheiratet? “
    „Theoretisch schon, abe r …“
    „ Theoretisch? Kein Wunder, dass Anwälte so einen schlechten Ruf haben! Weißt du was? Ich glaube, du bist so eine eifrige Scheidungsanwältin, weil du’s immer noch nicht verkraftet hast, dass deine eigene Ehe in die Brüche gegangen ist.“
    „Das hast du gerade nicht wirklich gesagt, oder?“
    „Doch, hab ich.“
    Meine Mutter lächelte mich an und ich wusste genau, was das bedeutete. Diese Angewohnheit habe ich nämlich von ihr geerbt.
    „Du weißt es vielleicht noch nicht, und eigentlich wollte ich dich gern mit der Wahrheit verschonen, aber dein Vater war auch kein Engel. Und soll ich dir noch was verraten? Er hat nicht mich verlassen. Ich hab ihn rausgeschmissen.“
    „Und warum?“, fragte ich höhnisch.
    „Ich glaube nicht, dass das jetzt noch eine Rolle spielt“, antwortete meine Mutter theatralisch und bekam feuchte Augen. „Und wenn du nur mal eine Sekunde deiner kostbaren Lebenszeit nicht an dich selbst denken würdest, wärst du vielleicht auch schon selbst dahintergekommen.“
    Ich hasste es, wenn meine Mutter so war. Betrunken. Ich hatte es so satt!
    „Ach ja, und danke übrigens, Liebling, dass du mich gefragt hast, wie es mir geht“, fuhr sie fort und ihre Stimme triefte vor Sarkasmus. „Mach dir keine Sorgen. Ich bin nur früher zurück, weil die Reise in einem Fiasko geendet ist. Aber mir geht’s gut, wirklich.“
    „Bist du fertig? Dann geh ich jetzt nämlich in mein Zimmer“, sagte ich und wollte aufstehen.
    „Na, na, bleib sitzen.“
    Ich seufzte geräuschvoll.
    „Lass uns wie Erwachsene miteinander reden.“
    Meine Mutter beugte sich zu mir, sodass ich in ihre schönen grünen Augen sehen und den Alkohol in ihrem Atem riechen konnte.
    „Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich letzte Woche ein Gespräch mit deinem Direktor. Du weißt schon, weil du so frech warst und einfach geschwänzt hast. Er hat mich gefragt, wie er dich bestrafen solle, und ich hab gesagt, das solle er entscheiden. Ich meine, wofür zahle ich ihm schließlich Tausende von Dollar?“
    „Stimmt, ich musste letzte Woche bei Mr s Wayne in der Kantine arbeiten. Mummy, es war so furcht…“
    „Hör auf, mich Mummy zu nennen. Das zieht nicht mehr. Wie gesagt, eigentlich wollte ich es allein Direktor Hollerings überlassen, dich zu bestrafen, aber ich glaube, ich hab’s mir anders überlegt.“
    „Was?“
    „Und hier kommt deine Strafe, Eliza Roberta Boans: Du bist mit sofortiger Wirkung vom Abschlussball ausgeschlossen. Das wär’s auch schon. Und jetzt kannst du von mir aus auf dein Zimmer verschwinden.“
    „Was? Nein! Das kannst du nicht machen! Marianne ist im Veranstaltungskomitee und Lexi wird dieses Jahr Ballkönigin! Die beiden sind meine besten Freundinnen und ich will für sie da sein! Du kannst doch nich t …“
    „Es bleibt dabei, basta. Und beschwerst du dich nicht immer darüber, ich würde deine Erziehung vernachlässigen? Also, betrachte das Ganze als erzieherische Maßnahme. Und jetzt Ende der Diskussion.“
    Meine Mutter machte es sich auf der Couch bequem und nippte wieder an ihrem Weinglas.
    „Na schön!“, sagte ich. „Wenn du dich rächen muss t – dann mach doch! Bestrafe mich ruhig dafür, dass ich die Wahrheit ausgesprochen habe!“
    Ich schnappte mir irgendeine der weißen Schachteln vom Esstisch und stürmte durch den Flur zur Treppe. Ich war zwar wütend, aber mein Magen war immer noch leer und das Essen duftete schrecklich gut.
    Vom oberen Treppenabsatz aus warf ich noch einen Blick auf meine Mutter. Mit dem Glas Rotwein in der Hand steuerte sie auf ihre Aktentasche zu, schnappte sich einen Stapel Papier und ging zurück ins Wohnzimmer. Sie setzte sich aufs Sofa, trank ihren Wein und arbeitete. Das war ihre Art der

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