Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Manche Maedchen raechen sich

Manche Maedchen raechen sich

Titel: Manche Maedchen raechen sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Marr
Vom Netzwerk:
mausgraues Haar. Sie war keine sonderlich bemerkenswerte Erscheinung, abgesehen davon, dass sie am helllichten Tag in einer Art Jane-Austen-Kleid herumlief.
    „Oh, sagen Sie ruhig Lizzie zu mir, alle meine Freunde nennen mich so.“
    „Miss Boan s – ich meine natürlich Lizzi e –, welch eine Ehre! Ich freue mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen. Wie ich sehe, nehmen Sie gerade meine neueste Kollektion in Augenschein.“
    Jetzt war mir klar, warum Ella immer so seltsam daherredete.
    „Ja, natürlic h … gan z … äh m … die Freude ist ganz meinerseits. Und Sie haben die Sachen hier wirklich alle selbst genäht?“
    „Oh ja“, antwortete Mr s Dashwood aufgeregt. „Wie gefällt Ihnen denn dieses hier? Ein eher schlichtes Modell im Regency-Stil. Solch ein Kleid trug man in Großbritannien im frühen neunzehnten Jahrhundert. Aber nicht zu festlichen Anlässen, es war eher die geeignete Garderobe für den Nachmittag.“
    Als ob ich nicht zwischen Nachmittags- und Abendgarderobe unterscheiden könnte! Dieses Kleid war so etwas wie ein normales Armani-Kleid. Außerdem brauchte mir niemand zu erklären, was Regency-Stil bedeutete. Schließlich kannte ich die Romane von Jane Austen, und die spielten ja bekanntlich genau in dieser Zeit.
    „Wir lesen im Unterricht gerade ‚Stolz und Vorurteil‘“, bemerkte ich.
    „Oh, sehr gut! Meine Ellanoir hat für so etwas ja leider gar keinen Sinn. Kommen Sie, ich möchte Ihnen etwas zeigen, was vor Ihnen noch niemand sehen durfte. Hier entlang, liebe Lizzie.“
    Mr s Dashwood nahm meine Hand und führte mich zu einem kleinen Alkoven.
    In der Nische unter dem Gipsgewölbe stand ein großes, unförmiges Etwas, das von einem weißen Laken verhüllt wurde.
    „Das ist mein neuester Auftrag. Ich möchte es schon lange jemandem zeigen, der es wirklich zu schätzen weiß.“
    Mr s Dashwood lüftete das Laken wie ein Zauberer. Darunter kam ein weiteres Kleid zum Vorschein. Sein Anblick verschlug mir den Atem. Ich war im Modeparadies!
    Das Kleid war hellblau wie der Sommerhimme l – wenn das Blau schon fast in ein Weiß übergeht. Es war ein schlichtes Empire-Kleid mit u-förmigem Ausschnitt und sah aus, wie aus einem einzigen Stück Seide gefertigt. Ich konnte mich schon darin sehen, konnte spüren, wie es sich perfekt um meinen Körper schmiegte, fühlte den weichen Stoff auf meiner Haut. Es war das schönste Kleid der Welt.
    „Das ist ein Abendkleid im Regency-Stil“, dozierte Mr s Dashwood, „aber eines für die Frau von heute. Eine Schauspielerin hat es bei mir in Auftrag gegeben. Sie hat gerade die Hauptrolle in einer bekannten TV-Serie übernommen. Aus Gründen der Diskretion darf ich natürlich nicht verraten, um wen es sich handelt.“
    Ich fragte mich, ob ich das Kleid berühren durfte, schließlich gehörte es jetzt einem Soap-Sternchen. Hinter mir drängten sich Ella und Lexi unterdessen um eine Puppe in einem blassrosa Kleid. Mr s Dashwood schaute auf und bemerkte, dass Marianne etwas verloren am anderen Ende des Raumes herumstand.
    Wir hatten Marianne völlig vergessen. Dabei waren wir total überrascht gewesen, dass sie sich überhaupt hatte breitschlagen lassen, mitzukommen. Das Zauberwort hieß komischerweise Dot & Dash .
    Marianne stand vor einem weißen Kleid. Der Stoff war so hauchdünn, dass die schwarze Schneiderpuppe darunter hervorschimmerte. Durchsichtig und elegant. Genau wie Marianne.
    „Das ist ein Gazekleid im neoklassizistischen Stil“, erklärte Mr s Dashwood und ging zu ihr hinüber. „Die weißen Stickereien, die Französischen Knoten und die Satinstickereien sind Handarbeit.“
    „Es ist wunderschön“, seufzte Marianne und streckte die Hand nach dem Kleid aus.
    Mr s Dashwood bückte sich und schüttelte die kurze Schleppe auf.
    „Es tut mir so leid, Liebes, aber das Kleid ist bereits verkauft. Sonst hätte ich Sie natürlich gefragt, ob Sie es einmal anprobieren wollen! Oh, und Ella hat uns einander ja noch gar nicht richtig vorgestellt. Wie unhöflich. Sie müssen Jane sein.“
    Der versonnene Ausdruck, der noch eben auf Mariannes Gesicht gelegen hatte, verschwand augenblicklich. Sie zog die Hand zurück.
    „Verzeihung, da irren Sie sich, Mr s Dashwood. Ich bin Marianne Jones.“
    „Oh, Marianne!“, rief Mr s Dashwood. „Wie dumm von mir! Wie viele neue Freundinnen mein kleines Mädchen doch jetzt hat! Ich bitte vielmals um Verzeihung!“
    „Ist schon in Ordnung“, sagte Marianne leise.
    Ich weiß, warum Marianne immer so

Weitere Kostenlose Bücher