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Manche Maedchen raechen sich

Manche Maedchen raechen sich

Titel: Manche Maedchen raechen sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Marr
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vielleicht irgendein wichtiges Gefäß geplatzt ist.
    Neil sagte mal, dass es eine Zeit des Schweigens und eine Zeit für die Wahrheit gebe. Wenn du etwas zu lange für dich behältst, vergiftet es dich innerlich.
    „So, das war meine Geschichte“, krächze ich. Mein Hals ist so trocken. „Und nun lösen Sie Ihren Teil der Abmachung ein. Ich will Lexi sehen.“

neun
    Ich machte Mariannes Freundin aus dem Kunstkurs große Vorwürfe, weil sie Lexi den Becher mit Bowle gegeben hatte, doch die bittere Wahrheit war, dass ich das Zeug ja überhaupt erst zusammengerührt hatte. Zur Hälfte aus Mariannes Dosenobst und zur anderen Hälfte aus Jane Muttons Wodka. Wir alle hatten Schuld, aber die größte Schuld von allen trug ich.
    Lexi wollte mir alles erzählen. Und zwar nur mir. Ich glaube, darüber wird Marianne nie hinwegkommen.
    Lexi sagte, dass sie sich schon komisch gefühlt hatte, als sie mit Ronnie Wood in die Küche gegangen war. Ihr wisst schon, der große Moment, als ich sie im Stich gelasse n – und verrate n – hatte. Aber Lexi beschwerte sich nicht, weil sie keine Spaßbremse sein wollte, und ihre größte Sorge war, dass sie Ronnie versehentlich vollkotzen könnte.
    Nachdem sie sich auf Janes Bett gelegt hatte, schlief sie ein. Sie konnte nicht genau sagen, wie viel Zeit vergangen war, bis sie nebenan das Wasser rauschen hörte. Dann hörte das Rauschen auf und jemand kam ins Zimmer.
    Es war Aardant und er presste sich Toilettenpapier gegen die Nase. Lexi richtete sich auf und Aardant fragte, ob er sich neben sie setzen dürfe. Lexi erlaubte es ihm. Sie hörte, wie die Federn der Matratze unter ihm knarrten. Er war groß und kräftig. Fast sexy.
    Sie unterhielten sich eine Weile. Lexi fragte ihn, was mit seiner Nase passiert sei, und er fragte, warum es ihr nicht gut gehe. Sie sagte, sie habe wahrscheinlich eine Grippe oder so. Sie schlug die Beine übereinander und versuchte, hübsch auszusehen. Man wusste ja nie. Vielleicht kam genau an diesem Abend der Ritter auf dem weißen Ross, gab seiner arroganten Freundin den Laufpass und entführte die Dame seines Herzens, indem er sie sich einfach über die Schulter warf.
    Lexi schwor hoch und heilig, dass sie nichts weiter getan hatte. Sie hatte ihn bloß umarmt.
    Aardant stand auf und öffnete seinen Gürtel. Lexi versuchte, ihn von sich zu stoßen, aber Aardant ist Sportler. Lexi macht Yoga, aber das ist nicht das Gleiche wie zwölf andere Muskelprotze plattzumachen, um ihnen einen eiförmigen Ball zu entreißen. Hinterher zog er die Hose hoch und ging. So in etwa.
    Sie haben sie ins Sankt-Christina-Krankenhaus gebracht. Gott sei Dank. Als John Thompson mal einen Autounfall hatte, kam er in ein öffentliches Krankenhaus in Middlemore. Er musste sich das Zimmer mit einem verrückten alten Mann teilen, der die ganze Zeit versuchte, von seinem eigenen in Johns Bett zu krabbeln. Man glaubte John nicht, dass sein Zimmergenosse nicht ganz dicht war, doch dann zog der eines Tages seinen Katheter raus. Der Linoleumfußboden war voller Blut. Danach glaubten sie ihm.
    Lexi hat ein Zimmer für sich allein. Es sieht aus wie ein Hotelzimmer. Und überall stehen Blumensträuße! Das überrascht mich. Ich hatte gedacht, dass die anderen nichts mehr mit uns zu tun haben wollten und sehnlichst auf die Nachricht warteten, dass wir den Rest unseres Lebens hinter Gittern verbringen würden. Aber dann fällt mir auf, dass es hier ja gar nicht um uns geht. Die Blumen sind für Lexi . Sie ist es, um die sich alle Sorgen machen. Nach mir hat keiner gefragt.
    „Gehen Sie schon“, sagt Dr . Fadden und schiebt mich ins Zimmer. Er nickt der Krankenschwester zu, die an der Tür steht. Dann geht er wieder raus. Die Krankenschwester mustert mich argwöhnisch. Vielleicht hat sie mich in den Nachrichten gesehen und fragt sich, woher sie mein Gesicht kennt. Ist es eigentlich rechtens, das Gesicht eines sechzehnjährigen Mädchens ungefragt im Fernsehen zu zeigen und in den Zeitungen abzudrucken? Schließlich bin ich doch noch ein Kind und muss vor der grausamen Öffentlichkeit beschützt werden, oder?
    Ich gehe zu Lexis Bett. Sie ist an Beatmungsgeräte angeschlossen, die eher so klingen, als würden sie sie ersticken. Aus ihrem Arm ragt eine Kanüle, die zu einem Beutel mit farbloser Flüssigkeit führt. Um ihre Handgelenke trägt sie weiße Verbände. Sie sieht so furchtbar aus, dass ich den Blick abwenden muss.
    Was habe ich dir nur angetan? , möchte ich schreien. Aber ich bleibe

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