Manche Maedchen raechen sich
schleuderte einen nach dem anderen auf die Straße. Barfuß lief ich auf der Wiese hin und her.
„Und was hat das alles jetzt mit Marianne zu tun?“
„Sag du’s mir!“, schoss ich mit seinen eigenen Worten zurück. „Schließlich verbringt ihr doch vier Stunden in der Woche zusammen, nur ihr beide. Seid ihr nicht so was wie Seelenverwandte? “
„Keine Ahnung, was du dir da ausmalst, aber eigentlich ist Marianne die meiste Zeit damit beschäftigt, sich Notizen zu machen, Fragen zu stellen und mich links liegen zu lassen. Die Chemie zwischen Mari und ihrem Lehrbuch stimmt jedenfalls. Was man von ihr und mir nicht immer behaupten kann.“
Ich zupfte an einem Stückchen Nagelhaut herum.
„Was denkst du wirklich über sie?“
„Sie ist total klug, keine Frage.“
„Siehst du?!“, rief ich.
„Bist du schon mal auf die Idee gekommen, dass sich nicht immer alles nur um Marianne dreht? Sondern auch um dich?“
Ich verschränkte die Arme und ging zu ihm zurück. Wir betrachteten Ratte B in seiner Hand. Sie sah immer noch so warm und flauschig aus.
„Aber mal davon abgesehe n – ich glaube, ich bin ihr sowieso nicht verwegen genug. Oder was denkst du?“
Ich dachte: Auf Neil ist Verlass. Was er verspricht, das hält er auch. Ich suchte nach einer Spur des Bedauerns in seiner Stimme, aber ich fand nichts dergleichen.
„Ich denke gerne daran, wie du früher immer zu mir gekommen bist“, sagte er.
„Mein Dad hat mich zu dir geschleppt.“
Autsch. Das hatte ich nicht sagen wollen. Ich wollte mich nicht aufführen wie immer. Als könnte ich ihn nicht leiden. Ich hätte mich entschuldigen müssen, doch ich zuckte bloß mit den Schultern. Ich wollte eben nicht über die Vergangenheit reden, und darüber, was gewesen wäre wenn.
„Mein Dad ist schon lange weg.“
„Elle, hast du dich eigentlich nie gefragt, warum dein Vater dich immer dann zu uns gebracht hat, wenn mein Vater gerade nicht da war?“
„Sie waren Freunde“, sagte ich bestimmt. „Sie sind zusammen zur Uni gegangen. Sie waren Freunde, genau wie Mariannes und Lexis Eltern mit deinen Eltern befreundet sind. Vielleicht fanden sie es süß, wenn wir zusammen gespielt haben. Keine Ahnung.“
Ich ignorierte, dass er mich Elle genannt hatte. Niemand außer ihm nannte mich so.
Neil lächelte. Es sah eher gequält aus.
Von drinnen ertönte ein schiefes „Happy Birthday“. Anscheinend schnitt Jane Ayres gerade ihren Geburtstagskuchen a n – eine dreistöckige Torte, die aussah wie ein Schloss, mit Türmen aus Marzipan und Zuckerfähnchen. Das perfekte Zuhause für die vornehme Prinzessin, die sie tief in ihrem Herzen war.
„Wie lange ist das jetzt her? Zehn Jahre? Oder noch länger? Hör zu, es tut mir leid, dass dein Superdaddy abgehauen ist. Ich wünschte, er wäre geblieben, weil ich dich dann mehr gesehen hätte. Deine Besuche fehlen mir, Elle. Immer noch.“
Ich zwang mich, ihm in die Augen zu sehen. Braun. Angriffslustig. Bambi.
„Nei l …“
„Elle“, sagte Neil, „wenn deine Mum dir nicht verboten hätte, zum Ball zu gehen, hätte ich dich gefragt, ob du mit mir hingehen willst.“
Plötzlich sprang der Rasensprenkler an.
Wir blieben stehen und wurden langsam nass.
„Ich gehe jetzt besser“, sagte er schließlich.
„Ja“, antwortete ich.
Wir hatten zu viel gesagt. Das war nicht gut. Aber keiner von uns rührte sich.
Das Wasser tropfte ihm von der Nasenspitze auf seine Lippen. Er strich sich die nassen Haare zurück. Er wirkte so ernst. So blass. So ruhig und so schön.
„Grüß Tacky von mir, ja?“
Neil nickte und steckte Ratte B zurück in seine Tasche. Dann ging er, mit krummen Schultern, und sah in seinem knielangen schwarzen Mantel aus wie ein Semikolon.
Als ich zurück ins Haus kam, drückte mir jemand einen Plastikteller in die Hand, auf dem ein feuchtes Stück Schokoladenkuchen lag. Ich stocherte gedankenverloren mit der Gabel darin herum, bis es nur noch ein einziger Matschhaufen war.
Keine Ahnung, warum es so lange gedauert hatte, bis ich endlich nach Lexi sah. Irgendwie war andauernd etwas dazwischengekommen.
„Lexi? Lexi, bist du da drin?“
Auf dem Schild an der Tür, das von pinkfarbenen Marabufedern umrahmt war, stand „Jane“ in Glitzerbuchstaben. Das war eindeutig das richtige Zimmer.
„Lexi, wenn du mich hörst, dann mach bitte die Tür auf. Ich mach mir Sorgen!“
Ich klopfte vorsichtig.
„Lexi, hörst du mich?“
„Geh weg!“, vernahm ich ihre Stimme gedämpft durch die
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