Manche moegen's Kowalski
ob etwas dahintersteckte, das mit seinen Brüdern zusammenhing, die er kurz erwähnt hatte. Es reizte sie, ein wenig nachzubohren, um herauszufinden, was ihn wirklich bedrückte, aber das war etwas, was eher Freundinnen machten, wenn sie unter sich waren, und deshalb würde sie es lassen.
Sie machte sich also weiter keine Gedanken und genoss die Fahrt auf der Landstraße, bis Mitch auf einen unbefestigten Feldweg abbog. Mit der schweren Maschine auf dem Schotter zu fahren war Paige nicht ganz geheuer, und sie hielt den Atem an. Aber Mitch steuerte seine Harley sicher, und bald darauf hielten sie vor einem alten, tadellos instand gehaltenen Landhaus.
Unschlüssig, was sie sonst tun sollte, folgte Paige Mitch die Stufen zum Eingang hinauf. So stand sie hinter ihm und konnte hören, wie Ed Grandmaison einen halb unterdrückten Fluch ausstieß, als er die Tür öffnete und seinen Besucher erblickte.
„Was, zum Teufel, hast du hier zu suchen?“
„Hi, Ed. Ich … äh …“ Mitch wirkte etwas befangen und wusste nicht recht, wie er beginnen sollte, was äußerst ungewöhnlich war. „Ich bin gekommen, um dich um einen Gefallen zu bitten.“
„Du hast Nerven. Du hast mit meiner Frau geschlafen.“
„Das habe ich ganz sicher nicht. Streng genommen habe ich nicht mal mit deiner Freundin geschlafen, denn zu dem Zeitpunkt hattet ihr miteinander Schluss gemacht, wie sie mir sagte.“
„Quatsch. Wir hatte uns nur gestritten.“
„Darf ich dich daran erinnern, dass wir damals neunzehn waren?“
Paige hatte einige Mühe, nicht laut loszulachen. Und zwar nicht so sehr, weil es ein wenig lächerlich war, dass jemand es fertigbrachte, über Jahrzehnte einen Groll aus seinen frühen Collegetagen zu konservieren, sondern vielmehr, weil sie das erste Mal miterlebte, wie Mitch Kowalskis Charme total versagte.
„Und was willst du von mir?“
„Ich weiß nicht, ob du davon gehört hast, aber momentan läuft es für den Northern Star nicht so gut.“ Paige konnte sich vorstellen, dass Mitch dieses Eingeständnis ausgerechnet einem Mann gegenüber, der ihm offensichtlich nicht eben wohlgesinnt war, schwerfiel. „Nun haben wir uns gedacht, dass es gut wäre, eine Verbindung von uns zu den öffentlichen Offroadpisten herzustellen. Dann hätten wir das Geschäft nicht bloß in der Wintersaison, wenn die Motorschlittenfahrer da sind, sondern auch ein Angebot für die Quadfahrer in den restlichen Monaten. Was wir dafür bräuchten, wäre dein Einverständnis, auf dem anderen Ende deines Lands eine schmale Schneise durch den Wald zu schlagen.“
„Das kann nicht dein Ernst sein.“
„Es geht ja nicht allein um den Northern Star“, schaltete sich Paige rasch ein, indem sie vortrat und sich an Mitchs Seite stellte. „Wenn wir mit den Quadfahrern ganzjährig Saison hätten, täte das der ganzen Stadt sehr gut. Die Gäste in der Northern Star Lodge würden zum Essen, Tanken und zum Einkaufen kommen, wenn es die Möglichkeit gäbe, die Mitch vorgeschlagen hat.“
Mit zusammengekniffenen Lippen sah Ed sie an. „Wer sind Sie? Seine Freundin?“
„Ich bin Paige Sullivan. Mit gehört der Trailside Diner in Whitford“, sagte sie, ohne Eds zweite Frage zu beantworten. Zur Begrüßung streckte sie ihm die Hand hin, die er zögernd ergriff. „Ich hätte auch etwas davon, wenn wir Sommergäste hätten, so wie viele andere Geschäftsleute in Whitford auch.“
„Ich muss das erst besprechen – mit meiner Frau“ , erklärte Ed mit einer deutlichen Betonung auf dem letzten Satzteil.
„Selbstverständlich“, antwortete Mitch. „Es werden sich bestimmt noch einige Fragen ergeben. Wir werden einen Kontakt zum örtlichen Offroadclub herstellen. Die können Auskunft über versicherungstechnische und alle möglichen anderen Dinge geben. Nur wüsste ich gerne jetzt schon, ob du überhaupt bereit wärst, diese Möglichkeit in Erwägung zu ziehen.“
Ed zuckte die Achseln. „Ich werde darüber nachdenken. Ich weiß, dass das wirtschaftlich harte Zeiten sind. Für das, was du mit meiner Frau getan hast, würde ich dich gern zappeln lassen. Aber es wäre nicht richtig, eine ganze Stadt darunter leiden zu lassen.“
„Ich …“, wollte Mitch ansetzen, bekam aber von hinten einen Knuff von Paige und verstummte wieder. Er besann sich, sagte „Danke“, und sie verabschiedeten sich, bevor noch ein falsches Wort fiel.
Auf dem Feldweg fuhr Mitch noch mit gedrosseltem Tempo, auf der Landstraße aber drehte er das Gas voll auf, und mit
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