Manche moegen's Kowalski
Frustration in seinem Gesicht nichts mehr zu sehen. Stattdessen begrüßte er sie mit seinem unvergleichlichen Lächeln. „Hi.“
„Hi.“ Sie trat zur Seite, um ihn einzulassen.
„Ich will eine Spritztour machen und dachte, ich frage dich, ob du mitkommen willst.“
Paige hatte noch ihren Papierkram zu erledigen. Bestelllisten, Bestandsaufnahmen, Buchhaltung und so weiter – alles endlos langweilig. Es war eindeutig die Schattenseite ihres Daseins als Dinerbesitzerin, nichtsdestoweniger aber ein notwendiges Übel. Und sie war mit dieser Arbeit schon in Rückstand.
Andererseits konnte sein einladendes Lächeln nicht darüber hinwegtäuschen, dass Mitch einen schweren Tag hinter sich hatte, und jetzt suchte er bei ihr offenbar ein wenig Gesellschaft und Aufmunterung. Die Büroarbeit konnte warten. „Ich wollte mir eben ein Sandwich zum Abendbrot machen. Willst du auch eins, bevor wir losfahren?“
„Etwas zu essen wäre nicht schlecht.“
Paige schämte sich ein bisschen dafür, dass sie ihm nichts anderes anbieten konnte, aber sie hatte sonst nichts im Haus. „Magst du Bologna-Sandwich?“
Mitch warf ihr einen verdutzten Blick zu, den sie nicht deuten konnte. Dann sagte er: „Ja, gerne.“
„Tomate und Mayo?“
„Klar. Kann ich dir helfen?“
Sie lachte. „Danke, aber du kennst die Küche. Da ist es zu eng für zwei. Nimm dir ein Sodawasser, wenn du magst, und setz dich.“
Als er an dem schmalen Küchentisch Platz genommen hatte, holte sie eine Pfanne heraus und gab ein Stück Butter hinein. Als die Butter in der Pfanne zischte, gab sie einige Scheiben Fleischwurst hinein und schnitt danach eine Tomate auf. Dann schmierte sie die Mayonnaise auf die Brote und wendete die Wurst. Wenig später standen zwei Pappteller auf dem Tisch, der eine mit einem, der andere, der für Mitch bestimmt war, mit zwei Sandwiches. Paige stellte noch eine Tüte Kartoffelchips dazu.
Als er den ersten Bissen hinuntergeschluckt hatte, sah er sie leicht irritiert an.
„Etwas nicht in Ordnung?“, fragte sie.
Mitch zeigte auf den Teller. „Das ist perfekt. Wer hat dir beigebracht, solche Bologna-Sandwiches zu machen?“
„Das weiß ich gar nicht mehr. Ich habe sie mir schon als Kind gemacht, wenn meine Mutter nicht da war.“
„Du hast das also nicht von Rose?“
Sie wusste ja, dass er in einer sonderbaren Stimmung war, aber jetzt redete er wirklich Unsinn. „Ich sage doch: Ich mache diese Sandwiches seit ewigen Zeiten. Lange bevor ich Rose kennengelernt habe.“
„Mit genau der richtigen Dicke der Tomatenscheiben und der richtigen Menge Mayonnaise?“
„Wenn das nicht an den Seiten herausquillt und dir über die Hand läuft, taugen sie nichts. Ist alles in Ordnung mit dir?“
Er warf noch einen ungläubigen Blick auf das Sandwich, dann schien er die Gedanken daran zu verscheuchen, was immer ihm auch durch den Kopf gegangen war. „Ja, alles in Ordnung, denke ich. Ich bin ein bisschen im Stress. Wegen der Lodge und wegen meiner Brüder.“
„Kann ich irgendetwas dabei tun?“ Sie konnte sich nicht vorstellen, was, aber wollte wenigstens gefragt haben.
„Ich muss zu Ed Grandmaison fahren und ihm einen Besuch abstatten. Du kannst mitkommen, wenn du willst. Vielleicht als meine Zeugin, wenn er versucht, mir in den Hintern zu treten.“
„Ich glaube nicht, dass ich ihn kenne.“
„Sein Besitz grenzt an unser Land, aber das Haus liegt zur anderen Seite hin, sodass er praktisch zu unserer Nachbarstadt gehört. Er kommt nur sehr selten nach Whitford.“
„Und warum sollte er dir in den Hintern treten wollen?“ Sie hob rasch die Hand. „Nein, warte. Lass mich raten. Es geht um eine Frau.“
„Wir waren neunzehn damals, und sie hat mir gesagt, sie und Ed hätten Schluss gemacht.“
„Eine der ersten Sachen, die ich gelernt habe, als ich nach Vermont gekommen bin, war, wie nachtragend die Leute in New England sein können.“
„Und? Kommst du mit?“
„Sicher. Ist zwar nicht so schön, dass du wegen so einer alten Geschichte einen Tritt bekommen sollst, aber sonst klingt das nach einem netten Ausflug.“
Mitch grinste und machte sich über die Reste auf seinem Teller her.
Während sie sich nach dem Essen umzog und zu ihrer Jeans ein leichtes Sweatshirt überstreifte, räumte er den Küchentisch ab. Darauf schwangen sie sich aufs Motorrad und verließen die Stadt.
Selbst während der Fahrt merkte sie ihm seine Anspannung an und fragte sich, ob der bevorstehende Besuch der Grund dafür war oder
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