Manche moegen's reicher
Terrasse, ist das etwa …?«
»Das ist nur ein Double«, kläre ich ihn auf. »Aber er sieht dem echten George wirklich verdammt ähnlich.«
So ähnlich, dass Clarissa sich am liebsten auf ihn gestürzt hätte, als sie ihn im Liegestuhl erblickt hat, und umso fassungsloser war sie, als wenig später nicht er, sondern ich gemeinsam mit Lissy und Emma ins Wohnzimmer marschiert kam. Clarissa war derart schockiert, dass sie mehrere Minuten brauchte, um überhaupt wieder ein Wort hervorzubringen, was wiederum mir die Gelegenheit gab, ihr mit ein paar knappen Sätzen die neue Ausgangslage zu erklären:
Dass wir ihren megapeinlichen Auftritt auf Video haben und zusätzlich das Telefonat, in dem sie Hans Meier als ihren älteren Bruder ausgegeben hat, und dass sie sich ab sofort für alle Zukunft von mir und meinen Geschäften fernhalten soll, so sie nicht will, dass wir diese Aufnahmen nicht nur ins Internet stellen, sondern vor allem auch ihrem wohlhabenden Gönner Hans zukommen lassen, damit der sieht, wie weit zu gehen sie bereit ist, um sich einen anderen Mann zu angeln. Zu guter Letzt haben wir ihr dann noch einen Schrieb unter die Nase gehalten, den Lissy verfasst hat und in dem Clarissa sich einverstanden erklärt, mir in Zukunft weder in privaten noch in geschäftlichen Belangen in die Quere zu kommen.
Natürlich stand Clarissa knapp davor, sich auf mich zu stürzen, und nur die Anwesenheit von Emma, die sich mit der Entschlossenheit eines Allgäuer Kampfstieres vor mich gestellt hat, hinderte sie daran, aber letztendlich musste sie einsehen, dass es aus dieser Falle kein Entrinnen für sie gab. So setzte sie zähneknirschend ihre Unterschrift unter das Schriftstück und machte sich fluchend vom Acker.
Wir waren natürlich völlig aus dem Häuschen, umso mehr, als gleich darauf auch noch die Bestätigung von Ray Jackson eintrudelte, dass die Eigentümer unseres Wunschobjektes möglichst schnell in konkrete Verkaufsverhandlungen einzutreten wünschen, was ja nichts anderes bedeutet, als dass unser Amerikageschäft praktisch unter Dach und Fach ist.
Die anderen beschlossen daraufhin, gleich in der Villa zu bleiben und gemeinsam mit Don und Adele sowie Ray Jackson und ein paar weiteren Bekannten von Emma eine ausgelassene Poolparty steigen zu lassen, und ich gönnte ihnen den Spaß auch von Herzen – nur musste ich leider absagen.
Das Amerikaprojekt und Clarissas Versuch, mich dabei neuerlich auszubooten, waren zwar große, aber nicht meine größten Probleme gewesen, und nachdem ich das zu den Akten legen konnte, hatte ich nur noch den Wunsch, schleunigst zurück nach Hause zu kommen, um endlich abklären zu können, wie es denn jetzt eigentlich um Philip und unsere Beziehung steht.
»Wirklich interessant«, meldet sich Günther. »Aber sagen Sie, Molly, können an diesen Workshops auch Laien teilnehmen?«
»Sie meinen Leute wie Sie?«
»Ja, zum Beispiel. Wie ich Ihnen erzählt habe, bin ich geschäftlich öfter in den Staaten unterwegs, und da wäre so etwas eine willkommene Abwechslung.« Gleich nachdem wir unsere Plätze eingenommen haben, hat er sich mir vorgestellt und erwähnt, dass seine Firma Düngemittel vertreibt. Er legt seine glänzende Stirn in Falten. »Ich könnte mir das sogar als gute Alternative zu diesen bescheuerten Management-Bootcamps vorstellen, wäre mal was anderes, als tagelang durch den Schlamm zu kriechen und Maden zu fressen.«
»Ja, im Vergleich dazu …« Wie zum Teufel kommen Firmenbosse auf die Idee, so etwas zu machen und dafür auch noch Unsummen zu bezahlen? Da stellt sich doch automatisch die Frage, ob nicht die falschen Leute in den Chefetagen sitzen. »Ich denke, das ist gar keine schlechte Idee. Wissen Sie was, Günther, geben Sie mir einfach Ihre Visitenkarte. Ich werde den Kontakt an meine Freundin Emma weiterleiten, damit sie etwas Derartiges für Sie organisiert«, biete ich ihm an.
Das ist in der Tat keine üble Idee. Ich bin Emma ohnehin noch etwas schuldig für ihren großartigen Einsatz, und bei der Gelegenheit kann sie vielleicht gleich ein paar Schauspielschüler rekrutieren. Obwohl ich Emma für die andere Art von »Schulung« durchaus für geeignet hielte, kommt mir in den Sinn, und ich muss grinsen bei dem Gedanken, wie sie in Feldwebeluniform eine eingeschüchterte Truppe von Topmanagern durchs Gelände scheucht.
»Ja? Das wäre toll«, strahlt Günther.
Der Film ist zu Ende, und ich klappe mein Tablet zu. »Die anschließende … ähm …
Weitere Kostenlose Bücher