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Manche moegen's reicher

Manche moegen's reicher

Titel: Manche moegen's reicher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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Gruppenreflexion haben wir bei dem Mitschnitt natürlich weggelassen, die würde einen Außenstehenden lediglich langweilen«, erläutere ich geschwollen.
    Abgesehen davon hat Lissy uns darauf hingewiesen, dass der anschließende Wortwechsel für einen Staatsanwalt keine Gruppenreflexion wäre, sondern strafbare Erpressung.
    Aber sei’s drum. Der Zweck heiligt die Mittel, und wenn man es mit einem Biest wie Clarissa zu tun bekommt, muss man eben harte Bandagen anlegen.
    Ich packe den Computer weg und werfe einen Blick auf die Infotafel über dem Ausgang. Nur noch eine knappe Stunde bis zur Landung, es wird Zeit, mich bei dem freundlichen Steward nach meinem Handy zu erkundigen. Ich habe ihn gebeten, es während des Fluges für mich aufzuladen.
    »Wären Sie vielleicht so nett?«, bemühe ich Günther, woraufhin er sofort hochspringt, um mich auf den Gang hinauszulassen.
    Mit steifen Beinen stakse ich los und stöbere den Steward in der Bordküche auf, wo er mir mein frisch aufgeladenes Handy überreicht – das sich glühend heiß anfühlt. Ob beim Ladevorgang etwas schiefgegangen ist? Doch dann wird mir klar, dass ich mir die Hitze nur einbilde – es sind allein meine Befürchtungen, was die Nachrichten von Joe angeht. Mittlerweile habe ich überhaupt den Verdacht, dass ich den Kontakt mit ihm unbewusst sabotiere, denn irgendwie wollte es mir bisher nicht gelingen, mich mit ihm in Verbindung zu setzen. Zuerst habe ich das Aufladen an einem einfachen Adapter, den ich für ein paar mickrige Dollar hätte kaufen können, scheitern lassen, dann habe ich das Prepaidhandy vergessen, als ich mich von Lissy und den anderen verabschiedete, und schließlich habe ich während der Wartezeit am Flughafen immer wieder so lange herumgetrödelt, bis die öffentlichen Telefone allesamt wieder besetzt waren. Da musste ich den Plan aufgeben, Joe anzurufen, ehe mein Handy wieder aufgeladen ist und ich den richtigen Zeitpunkt für gekommen sehe, um mir seine Nachrichten anzusehen, mögen sie nun gut oder schlecht sein.
    Aber jetzt ist es so weit. Der Steward hat mich darauf hingewiesen, dass die Mobiltelefone während des Landeanfluges ausgeschaltet werden müssen, also verbleiben mir noch etwas mehr als zwanzig Minuten, um mir Gewissheit über die Vorkommnisse der letzten vierundzwanzig Stunden zu verschaffen. Während ich das Telefon einschalte und den Pincode eingebe, überlege ich schnell. Ich brauche einen Platz, an dem ich unbeobachtet bin, außerdem wäre es nicht schlecht, wenn ich dabei sitzen könnte, da ich nicht weiß, wie gut ich die Neuigkeiten verkraften werde. Bleibt also genau genommen nur die Toilette. Zum Glück ist die Kabine am Mittelgang gerade frei, also zwänge ich mich in die winzige Koje hinein, verschließe die Tür und lasse mich auf dem geschlossenen Toilettensitz nieder.
    Das ist sie nun, die Stunde der Wahrheit. Ich warte mit pochendem Herzen, bis das Handy ein Netz gefunden und sich konfiguriert hat, dann sehe ich oben auf dem Display zu, wie die Anzahl der eingegangenen Nachrichten gezählt wird: eine, zwei, drei, vier … Mir stockt der Atem. Es sind neunzehn Nachrichten, und als ich das Menu öffne, sehe ich, dass es sich dabei um fünfzehn MMS und vier SMS handelt. Okay, womit fange ich an? Bei den MMS dürfte es sich um Fotodateien handeln, und da sie möglicherweise keinen Kommentar enthalten, könnte ich damit ohne die dazugehörigen Informationen gar nicht viel anfangen.
    Beginnen wir also mit den SMS.
    Mit bebenden Fingern öffne ich sie. Es handelt sich um Statusberichte von Joe, und der erste kam gestern Vormittag nach deutscher Zeit herein. Ich beginne zu lesen:
    Ranger an Pink Lady! Ranger an Pink Lady!
    Überwachung von Zielobjekt 1 (Big Van) aufgenommen – stop
    Bester Mann eingesetzt – stop
    DEFCON 1 – stop
    Ranger an Pink Lady – over and out
    Okay, das ist nicht besonders aufschlussreich. Sehen wir weiter. Die nächste SMS kam am frühen Nachmittag:
    Ranger an Pink Lady! Ranger an Pink Lady!
    Zielobjekt 1 hat mit Zielobjekt 2 zu Mittag gegessen – stop
    Steak, Lachs, Mousse au Chocolat, Crème brûlée – stop
    Dazu Sekt und Bier – stop
    Und Kaffee – stop
    Fotos folgen – stop
    Ranger an Pink Lady – over and out
    Lachs und Sekt? Das darf doch wohl nicht wahr sein! Mit deutlich erhöhtem Pulsschlag öffne ich die dritte Nachricht, die am späteren Nachmittag eingegangen ist:
    Ranger an Pink Lady! Ranger an Pink Lady!
    Bester Mann von Zielobjekt 1 durch hinterlistiges

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