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Manche moegen's reicher

Manche moegen's reicher

Titel: Manche moegen's reicher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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»Unter uns, Molly: Wäre er nicht mein bester Mitarbeiter, müsste man eigentlich Angst vor dem Kerl haben.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, nicke ich nachdenklich. »Worauf ich aber hinauswill: Wenn man so einfach an diese Daten herankommt, dann dürften die wohl auch nicht besonders heikel sein, oder?«
    Joe sieht mich irritiert an.
    »Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Na, diese Steuern, die Philip angeblich nicht bezahlt hat … das ist doch nicht so schlimm, oder? Ich meine, würde das Ganze auffliegen, dann ließe sich das doch sicher mit einer kleinen Geldstrafe aus der Welt schaffen, nicht wahr?«
    »Eine kleine Geldstrafe? Machen Sie Witze?« Joe starrt mich ungläubig an. »Molly, Steuerhinterziehung in Millionenhöhe, und das über Jahre hinweg – also, so viel bei mir von meinen Rechtskursen hängen geblieben ist, stehen auf derart schwere Vergehen mehrjährige Haftstrafen.«
    Oh mein Gott. Philip müsste ins Gefängnis? Allein der Gedanke versetzt mir einen heftigen Stich. Ich sehe Philip plötzlich vor mir, wie er in einem zerrissenen Sträflingskostüm tonnenschwere Steine schleppt. Die Sonne brennt unerbittlich auf ihn herab, und der Aufseher schwingt mit sadistischem Lachen die Peitsche –
    Oh nein, das darf ich nicht zulassen. Dieses Geheimnis muss für alle Zeiten gewahrt bleiben. Unbedingt, um jeden Preis!
    »Also gut, Joe.« Ich sehe ihn durchdringend an. »Sie müssen mir etwas versprechen.«
    »Ja, was denn?« Er zieht verwundert die Augenbrauen hoch.
    Ich senke verschwörerisch meine Stimme: »Was wir heute besprochen haben, darf diesen Raum nie verlassen, ist Ihnen das klar?«
    »Ja, sicher.« Er nickt, aber ich kann ihm ansehen, dass er nicht so recht kapiert, worauf ich hinauswill.
    »Und ich muss Sie nicht daran erinnern, dass Sie in Ihrer Eigenschaft als von mir beauftragter Ermittler der allerstrengsten Geheimhaltungspflicht unterliegen?«, fahre ich deshalb fort.
    »Nein, müssen Sie nicht«, schüttelt er beflissen den Kopf. »Abgesehen davon wissen Sie, wie sehr ich in Ihrer Schuld stehe. Ich würde niemals etwas tun, das Ihnen schaden könnte, Ihnen oder sonst jemandem, der Ihnen nahesteht«, versichert er mir.
    »Sehr gut, Joe, nichts anderes wollte ich hören.« Ich atme erleichtert aus. »Und dieser Bronislaw?«, fällt mir ein.
    »Was ist mit ihm?«, fragt Joe.
    »Hält der dicht? Ich meine, weiß er um seine Geheimhaltungspflicht?«
    »Aber sicher«, nickt Joe überzeugt. »Den kümmert es kein bisschen, über wen er was recherchiert. Abgesehen davon schert er sich selbst ja auch nicht um deutsche Steuergesetze«, fällt ihm dann ein. »Er hat noch nicht einmal eine Steuernummer, was wohl daran liegt, dass er … also …« Joe zögert und verstummt schließlich.
    »Darf ich raten? Er lebt illegal in Deutschland, nicht wahr?«, bringe ich es auf den Punkt.
    »Äh, ja, das könnte durchaus sein«, ringt Joe sich ab.
    »Das heißt, Sie beschäftigen ihn illegal?«, lege ich den Finger sicherheitshalber noch ein bisschen fester auf die Wunde.
    »Illegal ist vielleicht nicht das richtige Wort«, beginnt Joe sich zu winden, um mir dann zu versichern: »Ich würde ihn ja anmelden, liebend gern sogar, aber er bekommt keine Aufenthaltsbewilligung, weil er bereits in seiner Heimat ein paar Probleme hatte.«
    »Probleme? Welcher Art?«, bohre ich nach.
    »Nun, es könnte sein, dass er irrtümlich ein paar Überweisungen von fremden Konten auf Konten getätigt hat, die er zufälligerweise ein paar Tage zuvor eingerichtet hatte …«
    »Wie bitte? Er hat fremde Konten geplündert?«, rufe ich fassungslos.
    »Schscht!« Joe sieht sich erschrocken um, als könnte uns jemand belauschen. »Nicht so laut, Molly, das darf niemand hören, sonst bin ich meinen besten Mann los!«
    »Schon kapiert.« Ich werde wieder leiser. »Aber wie Sie sich vielleicht vorstellen können, bereitet es mir ein bisschen Sorge, dass sie so jemanden auf Philip angesetzt haben. Was, wenn er sich diesmal an dessen Konten gütlich tut?«
    »Also, deswegen brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, Molly«, versichert Joe mir schnell. »Bronislaw ist heilfroh, dass er in Polen gerade noch mal davongekommen ist, und er hat mir hoch und heilig geschworen, nie wieder irgendwas in der Richtung zu versuchen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja, ganz sicher«, nickt er überzeugt.
    »Na schön. Aber erinnern Sie ihn zur Sicherheit noch einmal daran, ja?« Ich denke kurz nach und sehe Joe dann intensiv an.

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