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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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nur gerecht war, dass ich jetzt hier neben der schutzbedürftigen Malleck auf der Parkbank saß und er backstage mit den Altrockern seine Zeit verschwendete.
    Die Malleck nahm ihre Sonnenbrille ab und schaute sich um. Drehte den Kopf nach links und nach rechts. Es war weit und breit niemand zu sehen. Dann küsste sie mich auf den Mund. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, und sagte: »Uh.« Dann küsste sie mich noch mal mit Zunge. Es fühlte sich an, als wäre ihre Zunge ganz kurz. Von einem alles verschlingenden, leidenschaftlichen Kuss konnte keine Rede sein, es war eher ein Züngeln. Aber Herrgott, es war die Malleck, und ich war im Himmel. Ich legte eine Hand knapp unter ihren Busen, und wir schmusten weiter. Zwei, drei Minuten. Dann bewegte ich die Hand ein wenig nach oben, und die Malleck nahm sie weg und stand auf.
    »O je«, sagte die Malleck.
    »O je?«, fragte ich.
    »Ich muss sofort weg. Hab total die Zeit vergessen. Wir sehen uns heute Abend. Aber sei bitte nicht anhänglich«, sagte die Malleck und ging.
    Ich blieb auf der Parkbank sitzen und fragte mich, wo das alles hinführen sollte.

Acht

    Um neun lungerte ich mit zahlreichen Journalisten und ein paar hysterischen Fans, die Tickets gewonnen hatten, in dem loungeartigen Bereich im Kunstpalast herum. Von der Malleck keine Spur, vom Mandel genauso wenig. Ich bestellte mir ein Glas Wodka auf Eis und eine kleine Flasche Wasser dazu. Ich beobachtete die Leute und grüßte hin und wieder jemand aus der Ferne. Schon merkwürdig, dass ich in keine Gespräche verwickelt wurde, immerhin kannte ich gut die Hälfte der anwesenden Journalisten. Ich war aber auch noch nie ein großer beruflicher Unterhalter, wenn ich ehrlich bin. Der Mandel tat sich da deutlich leichter mit den Kollegen, immer wenn der Mandel irgendwo war, herrschte ein großes Hallo. Komisch, weil der Mandel mit seiner stoischen Art eigentlich nicht der Typ für ein großes Hallo war. Aber er zog das große Hallo magisch an.
    »Servus«, sagte der Mandel und stellte sich neben mich an die Theke.
    »Na, hast du deinen Schützling aus den Augen verloren?«, fragte ich den Mandel.
    »Der zieht sich um. Es geht gleich los.«
    »Und? Hast du was herausgefunden?«, wollte ich wissen.
    »Nein«, sagte der Mandel, und nach einer halben Minute dann: »Und du?«
    »Ich? Nein. Was hätte ich denn herausfinden sollen? Und wie, vor allem?«
    »Na, übers Netz«, meinte der Mandel.
    Und da war’s wieder. Übers Netz. Schon klar, Mandel. Alle denken immer, wenn man als Online-Redakteur gearbeitet hat, kann man alles: sich in den CIA -Computer einwählen, eine Festplattenrettung durchführen oder das Internet erfinden. Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich von irgendwelchen Deppen im Verlag angerufen worden bin, die mich gefragt haben, ob ich ihren Browser, ihr E-Mail-Programm oder am besten den ganzen Rechner reparieren könnte.
    »Na, du bist doch der Onliner. Du kennst dich doch mit Computern aus«, hieß es dann.
    »Ich kann noch nicht einmal meinen Computer selbst einschalten. Ich bin eine reine Fachkraft«, habe ich dann immer bockig gesagt.
    Und auch der Mandel war anfangs so einer von der steinzeitlichen Sorte gewesen. Er hat mich mal ernsthaft gefragt, ob ich ihm nicht eine MP 3-Datei runterladen könnte, das ihm eine Plattenfirma auf einen Server gestellt hatte. Dabei hätte er nur auf einen Link klicken und ein Passwort eingeben müssen. Nur wenn er sich für ein Gagdet interessierte, etwas ganz Spezielles, dann war er an vorderster technischer Front anzutreffen. Das Internet fiel nicht in diese Kategorie.
    »Im Netz ist nichts«, sagte ich. »Außer vielleicht, dass der Anwalt von der Malleck erfolgreich so einen Neonazi verteidigt hatte, weil der bei einer Demo einen Linken ziemlich übel zugerichtet hat.«
    »Der Anwalt von der Malleck verteidigt Nazis?«, der Mandel schien empört, eine seltene Anwandlung.
    »Mehr weiß ich auch nicht. Unschöne Sache, und eigentlich geht es uns auch nichts an.«
    »So was geht einen immer was an«, sagte der Mandel, und ausgerechnet der Mandel, der letzten Sonntag vergessen hatte, zum Bürgerentscheid wegen der Parkraumbewirtschaftungszonen zu gehen, weil er geglaubt hatte, es wäre noch Samstag. Die Freiberuflichkeit tat seinem Zeitgefühl keinen Gefallen.
    »Wie war dein Treffen mit der Malleck?«, fragte der Mandel.
    »Ganz okay. Ich hab ihr das vom Sägewerk erzählt. Sonst hätte ich ja gar nichts Neues gehabt«, rechtfertigte ich mich schon mal im

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