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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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Voraus.
    »Dass du jetzt nicht gescheiter bist, Sigi. Was musst du dich denn überhaupt mit ihr treffen?«
    »Ich wollte sie nur auf dem Laufenden halten. Ihr zeigen, dass wir am Ball bleiben.«
    »Am Ball«, wiederholte der Mandel abfällig.
    »Wo ist eigentlich die Malleck?«
    »Woher soll ich denn das wissen?«, sagte ich, als im Saal nebenan das Licht ausging.
    »Es geht los. Gehen wir rein«, sagte der Mandel.
    Das Konzert hatte noch nicht einmal angefangen, und ich war schon genervt, weil Intro. Intros finde ich gut bei Heavy-Metal-Bands, die einen Okkultfimmel haben, aber ansonsten ist das meist nichts anderes als ein Zeichen für schlechtes Pathos und ein Vorzeichen für schlechte Musik. Und bei DEMO dann auch ganz übel: das Andante aus der Kleinen Nachtmusik vom Mozart . Und wie vorherzusehen: danach das totale Punkbrett, um alle zu schockieren. Albern und total Neunziger, wenn nicht sogar Achtziger.
    DEMO spielten »Arschgeigen«, eine ganz alte Nummer und zu Recht in Vergessenheit geraten.
    Warum bist du noch hier?
    Hast dich nicht schon längst verpisst?
    Weil selbst im Streichquartett der Verlierer
    Keiner die Arschgeige vermisst!
    Lyrisches Frühwerk vom Tilmann und ganz sicher seine Idee, mit der Nummer anzufangen. Ein Statement vermutlich. Ich bekam die Kotze bei so viel scheinheiliger Pseudorebellion. Der Mandel wippte mit, es war kaum zu glauben.
    »Die alten DEMO -Sachen sind gar nicht so schlecht«, schrie er mir ins Ohr, und ich schüttelte nur den Kopf.
    Nach dem Song sagte der Tilmann zum Publikum via Mikrofon:
    »Hallo, ihr Punkrocker. Yeah.«
    Danach folgten zwei, drei Standards wie »Rockomotive«, »Franz der Teufel« und »Isabella« und darauf die neue Single »Afrika«, die aber nicht die Begeisterung der anderen Lieder wiederherstellte. Danach gab es zwei weitere Stücke vom neuen Album, die ich nicht kannte, und ich holte mir noch einen Wodka und dem Mandel ein Bier, weil es keinen Beefeater gab.
    Dann wurde es noch schlimmer. In der Mitte von »Neunerbahn« ging der Tilmann von der Bühne, und es entstand eine Art Jam-Session, alleine das Wort schon. Selbst der Mandel hatte jetzt das Interesse verloren und war mit einem Kollegen von Spiegel Online an die Bar gegangen. Ich lief in der Lounge herum und suchte die Malleck, nach der ich freilich schon die ganze Zeit Ausschau gehalten hatte. Als ich an der Bar vorbeikam, hielt mich der Mandel fest.
    »Komm wieder mit rein. Jetzt passiert gleich was.«
    Er lachte, und der Kollege von Spiegel Online lachte gleich mit. Offensichtlich war er eingeweiht. Dann gingen sie rein und ich hinterher. Der Tilmann war gerade wieder auf die Bühne gekommen und justierte sein Mikrofon. Seine Mitmusiker, der Kai Bartels, der Kretschmann und der Schredder, sahen erschöpft, aber zufrieden aus nach ihrem Hippiegewichse.
    »Damit ihr mir hier nicht wegpennt, hab ich jetzt einen Gastsänger, den ihr alle kennt«, sagte der Tilmann ins Mikrofon.
    »Max, komm rauf zu uns!«
    Unter lautem Jubel stieg ausgerechnet Max Mandel, Intimfeind aller Karaoke-Abende, auf die Bühne.
    »Der Max singt jetzt seinen Lieblings- DEMO -Song von früher, als der Max noch ein kleiner Studenten-Punker war.«
    Der Mandel lächelte unsicher, aber er freute sich, das konnte ich sehen. Studenten-Punker, der Mandel, da lach ich. Der Mandel war immer schon ein Schnösel gewesen. Auch an der Uni. Er selbst hätte natürlich eher »Dandy« gesagt als Schnösel.
    »Sag doch das Lied gleich selbst an, Mäx«, sagte der Tilmann, und das Publikum, das zu großen Teilen aus Musikjournalisten bestand, schien sich das erste Mal an dem Abend wirklich zu amüsieren. Ich fragte mich, ob auch die hysterischen Ticketgewinner wussten, wer der ältere Mann mit dem akkuraten Seitenscheitel und dem jugendlichen schwarzen Mantel auf der Bühne war. In dem Scheinwerferlicht konnte nun wirklich jeder sehen, dass der Mantel dem Mandel an der Hüfte zu eng war.
    »Kennt ihr alle. Der Song heißt ›Sommerrebell‹«, sagte der Mandel ins Mikro, aber so beiläufig, dass man ihn kaum verstand. Zudem zählte der Schredder während der Ansage schon ein. Die Strophe sang dann der Tilmann, und der Mandel stand wippend daneben. Ganz peinliche Angelegenheit. Der Tilmann hielt ihm bei Schlüsselpassagen das Mikro vor den Mund, und der Mandel kannte tatsächlich den Text. Da taten sich ja Abgründe auf. Und dann kam der Refrain, und der Mandel übernahm jetzt das Mikrofon und stampfte mit dem Fuß auf wie ein

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