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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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Schreibtisch auf. »Sommer Summarum« stand darauf. Der Mandel lächelte sanft, ich schüttelte nur den Kopf. Man soll ja nicht schlecht von den Toten reden, aber der Wortspielwahn vom Tilmann wurde auch post mortem nicht zur Kunstform. Musiker, was war das überhaupt für ein Beruf? Es gab eigentlich nur wenig blödere Berufe. Zum Beispiel über Musik zu schreiben. Im Büro, den ganzen Tag.
    »Da steht der Laptop vom Leo«, sagte der Mandel ehrfürchtig.
    »Wenn der Leo irgendwas aufgenommen hat, dann ist das auf diesem Rechner.«
    »Kann schon sein«, sagte ich.
    »Damit finden wir die Songs«, sagte der Mandel.
    »Und dann? Wem geben wir sie? Wir schenken sie doch nicht der Malleck. Wovon sollen wir denn unseren Lebensunterhalt bestreiten?«
    »Das sehen wir dann schon.«
    Während der Mandel anfing, in dem Schrank herumzuwühlen, schaltete ich das Notebook vom Tilmann ein. Es wollte ein Passwort, das hatte ich nicht. Ich rief die Malleck an, bekam aber nur die Mailbox. Ich nahm den Laptop und packte ihn in die Sporttasche, die ich sicherheitshalber dabeihatte.
    »Was machst du denn da?«, fragte der Mandel.
    »Ich nehm den Computer mit ins Büro. Vielleicht find ich das Passwort heraus.«
    »Ist das mit der Veronika abgesprochen?«, fragte der Mandel.
    »Klar. Findest du was in dem Schrank?«
    »Live-Aufnahmen auf CD . Steht zumindest drauf.«
    »Nimm die auch mal mit. Und vergiss nicht den Rollcontainer«, ordnete ich an.
    In dem Rollcontainer befanden sich alle möglichen Verträge mit der GEMA , mit Global Records, Telefonrechnungen, Bewirtungsbelege, alles durcheinander. Aber keine Ton- oder Datenträger. Ich weiß ja nicht, wie bewandert der Tilmann in neuen Medien war, aber im Prinzip kann man ja heutzutage die wildesten Dinge online verstecken. Datenträger überflüssig. Im Prinzip sogar der Computer.
    »Der Computer ist das Wichtigste«, sagte der Mandel, der sich mittlerweile auf den Schreibtischstuhl vom Tilmann gesetzt hatte.
    »Ich rauch noch eine«, sagte er.
    »Hier ist kein Aschenbecher«, sagte ich, aber da brannte die Zigarette vom Mandel schon. Er aschte in eine halbleere Cola-Flasche, die er in dem Schrank gefunden hatte.
    »Irgendwie ist das doch Unsinn mit diesem Mord«, sagte der Mandel und blies Rauch durch die Nase.
    »Ich meine, würdest du einen wie den Tilmann umbringen?«
    »Ich schon«, sagte ich.
    »Was ich sagen will, wer bringt denn schon einen Prominenten um? Noch dazu auf dessen eigenem Konzert. Was man sich für einen Ärger damit einhandelt. Das muss sich schon gründlich rentieren.«
    »Hmm«, machte ich.
    »Es ist ja nicht unser Bier, aber interessieren würde es mich ja schon, wer so was macht. Und dann noch so theatralisch nach dem Auftritt und mit der Axt. Und dann die Leiche in der Instrumentenkiste abtransportieren. Das ist doch völlig abwegig.«
    Der Mandel klang geradezu aufgebracht für seine Verhältnisse.
    »Na ja, so dumm war die Idee doch gar nicht. Angenommen, das mit dem Abtransport hätte funktioniert, dann wäre der Tilmann erst mal eine Weile vermisst gewesen und irgendwo im Lager des PA -Verleihs aufgetaucht, fernab von Tatort und Täter.«
    »Aber was ist mit dem Blutbad in der Küche, das wir auf dem Foto in der Zeitung gesehen haben? Da kann sich doch jeder denken, dass der Leo nicht nur Zigaretten holen gegangen ist, wenn er die Flecken überall sieht. Und außerdem wäre die Kiste nicht ins Lager gegangen, sondern in den Proberaum, weil da ja eigentlich die Bassdrum vom Schredder hätte drin sein sollen. Das sieht doch eher so aus, als wollte das jemand der Band in die Schuhe schieben. Und auch das ist Schwachsinn. Welche Band ist so blöd und bringt ihren eigenen Sänger auf dem eigenen Konzert um und transportiert ihn dann mit den eigenen Roadies in der eigenen Kiste ab? Das ergibt alles hinten und vorne keinen Sinn.«
    »Nicht so richtig. Aber vielleicht hat der Tilmann einfach nicht wie vorgesehen am Stück in die Kiste gepasst. Kann ja auch einer von den Roadies informiert gewesen sein, und die Kiste triebe jetzt längst die Havel hinunter. Und wer sagt dir außerdem, dass es nicht doch einer von der Band war? Vielleicht ist jemand der Geduldsfaden mit dem Tilmann gerissen. Ich finde das durchaus nachvollziehbar. Aber wen schert’s. Wir finden jetzt diese dämlichen Demos, und dann sind wir fein raus. Vielleicht verkaufen wir die Hälfte an die Malleck und die andere an den Urbaniak. Als Praktizierende der schwarzen Künste darf man nicht zu

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