Mandels Buero
die Popstars. Vielleicht treffen wir ja irgendwen«, sagte der Dieter eine halbe Stunde später in seinem Lieblings-Irish-Pub.
Der Mandel musterte den Dieter von oben bis unten, und es war klar, dass er sich in Gedanken fragte, wie er mit dem Dieter und dessen buntem Hemd an einem Türsteher vorbeikommen sollte.
»Ich weiß nicht«, sagte der Mandel. »Wollen wir nicht deine übliche Tour machen? War doch immer ganz lustig.«
Sagte ausgerechnet der Mandel, der die quartalsfällige Kneipentour von seinem Bruder jedes Mal mit Hautausschlag antizipierte.
»Nein, nein, heute sagt ihr, wo der Bär tanzt.«
Der Dieter haute dem Mandel mit der Hand auf die Brust, dass es den Mandel fast einen halben Meter von der Theke wegwehte.
»Ist doch toll, wenn der Dieter so experimentierfreudig ist. Dann gehen wir mit ihm ins Sägewerk«, schlug ich vor, weil ich wusste, dass der Mandel da den Türsteher kannte und das Hemd vom Dieter so kein allzu großes Problem verursachen würde. Außerdem stellte ich mir das sehr lustig vor: der Dieter Mandel in Partylaune unter den ganzen prätentiösen Arschlöchern im Sägewerk.
Dem Dieter gefiel es erstaunlicherweise außerordentlich gut im Sägewerk. Er sprang mit einer Piña Colada in der Hand wie ein Verrückter auf der Tanzfläche herum, und man sah ihn alsbald irgendwelchen dünnen Mädchen mit merkwürdigen Stirnbändern etwas ins Ohr flüstern, was in den meisten Fällen eine sofortige räumliche Distanz zwischen dem Dieter und der Frau zur Folge hatte. Der andere Mandel trank inzwischen eine Cola und saß mit dem Rücken zur Tanzfläche an der Bar, während ich neben ihm stand und mich bei einem Whiskey Sour königlich darüber amüsierte, wie der Dieter Mandel das Sägewerk aufmischte.
»Gibt’s doch nicht«, sagte der Mandel.
»Was gibt’s nicht?«, fragte ich.
»Da hinten. Der Urbaniak«, sagte der Mandel und deutete auf den Eingang. Das Sägewerk war eigentlich ein alter Ballsaal, und der Eingang bestand aus einer großen Doppeltür. Durch ebendiese kam, sich nach allen Seiten umsehend der Urbaniak herein. Er trug einen grauen Anzug und Turnschuhe. Irgendetwas an seinem Anzug reflektierte. Er sah aus wie ein Showmaster. Hinter ihm folgte der Holger Edelstein in Jeans und weißem Oberhemd.
»Gibt’s doch nicht«, sagte der Mandel nochmals.
»Ich dachte, das wären zwei ganz unterschiedliche Lager. Die Malleck und ihr Anwalt gegen den Urbaniak und die Plattenfirma. Aber offensichtlich doch wieder alles eine Mischpoke. Wie immer in dieser Stadt«, sagte ich.
»Das würde mich ja brennend interessieren, was die reden«, sagte der Mandel.
»Vielleicht setzt der Urbaniak nicht nur auf uns, mit den verlorenen Demos vom Tilmann.«
»Ihr Pfeifen, was ist denn mit euch los? Stimmung!«, schrie der Dieter, als er an uns vorbeitanzte.
Der Mandel ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und beobachtete ganz genau, wie der Edelstein und der Urbaniak sich in den Couchbereich setzten und sich durchaus vertraut benahmen. Der Edelstein lachte über irgendwas, der Urbaniak lachte mit und knuffte dem Edelstein in die Seite.
»Was gibt’s denn da zu sehen? Eine Schauspielerin, oder was ist los?«, lallte der Dieter, immer noch im Tanzschritt, mit seiner Piña Colada in der Hand.
»Nichts. Kennst du nicht«, sagte der Mandel.
»Mein Bruder ist so ein Lahmarsch. Der versteht überhaupt keinen Spaß. Der war als Kind schon so bierernst«, schrie der Dieter mir ins Ohr.
Später, nachdem wir den Dieter in sein Hotel gebracht hatten, saßen der Mandel und ich noch draußen auf den Stufen vorm Dom und rauchten eine Zigarette miteinander.
»Die haben uns nicht gesehen, oder?«, sagte ich.
»Nein, die waren so mit sich beschäftigt. Die haben die Welt um sich herum vergessen«, sagte der Mandel.
»Das ist doch merkwürdig, dass die sich so gut verstehen, oder?«
»Irgendwie hab ich langsam das Gefühl, dass hier jeder jeden bescheißt«, sagte der Mandel.
»Der einzig Ehrliche ist dein Bruder«, sagte ich.
Drei Tage später hockte ich mit Sascha, dem talentierten Hacker aus dem Umland, und dem Mandel in unserem Büro vor dem Laptop vom Tilmann.
»Absolut lächerlich. Das war der einfachste Passwort-Hack aller Zeiten. Ich musste nur per Regedit ins BIOS und das Admin-Passwort löschen, sofort war das Ding offen wie Polen«, sagte der Sascha.
»Wenn’s so einfach war, hättest du ja nicht so viel Geld verlangen müssen«, sagte der Mandel.
»Na, na, na, ich musste doch erst einmal
Weitere Kostenlose Bücher