Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
Vom Netzwerk:
Das war eine einzige Absonderlichkeit. In der Zwischenzeit hatten sich genug Polizisten eingefunden, um ihrerseits einen Schutzgürtel um den Haupteingang der Halle zu bilden. Aber Gewalt lag heute keine in der Luft, das hätte ich sofort gemerkt. Unangenehm war mir die Situation trotzdem, ich kam mir vor wie einer dieser Autobahnstarrer auf den Brücken über der A9. Über die Rückseite der Marlene-Dietrich-Halle ging ich zurück zum Fahrschulauto. Als ich einstieg, kam eine SMS von Maria. Die Malleck ist eine Fotze. Ich bin so enttäuscht , lautete der Text. Als hätte sie das gerochen, dass ich gerade in Babelsberg war. Ich setzte mich in das gelbe Auto vom Dieter und stellte die U2- CD auf laut, so als müsste ich jemand das Wort abschneiden.
    Wieder im Büro angekommen, empfingen mich die Mandelbrüder mit erwartungsvollen Gesichtern.
    »Mensch, Sigi, wir haben tolle Neuigkeiten«, sagte der Dieter.
    »Aha?«, sagte ich. Bei tollen Neuigkeiten erwartete ich immer, dass jemand schwanger war.
    »Stell dir vor, der Max, der Verrückte, hat einen Peilsender am Wagen von dem Anwalt angebracht, und wir können jetzt im Internet sehen, wo er sich herumtreibt.«
    »Einen Peilsender angebracht?«, wiederholte ich ungläubig.
    »Und der Dieter hat einen entscheidenden Hinweis zu den verschollenen Songs auf dem Laptop vom Leo entdeckt«, sagte der Mandel, und der Dieter strahlte über das ganze Fahrlehrergesicht.
    »Einen entscheidenden Hinweis?«, fragte ich nach und wunderte mich, warum Shakira im Büro lief.
    »Warum läuft eigentlich Shakira in unserem Büro?«, fragte ich.
    »Wegen meiner erfolgreichen Recherche lässt mich der Max heute im Büro auflegen.«
    »Auflegen?«
    »Der Dieter hat tatsächlich im E-Mail-Account vom Tilmann eine Spur zu den verlorenen Songs gefunden. Aber erzähl’s dem Sigi doch gleich selbst, Dietz.«
    Das ließ sich der Dieter nicht zweimal sagen.
    »Der Tilmann sammelt ja alle seine E-Mails online, nicht nur die, die er geschickt bekommt, auch die, die er selber verschickt. Aber komischerweise fehlen da einige. Entweder er hat sie gelöscht oder von einer anderen Adresse aus geschickt.«
    »Woher weißt du, dass Mails fehlen?«, fragte ich nach.
    »Weil es im Posteingang Mails gibt, die sich auf Mails beziehen, die er geschickt hat, aber nicht im Postausgang zu finden sind«, erklärte der Dieter.
    »Aha«, sagte ich.
    »An den eingegangenen Mails kann man sehen, dass die Adresse, mit der der Tilmann die Mails abgeschickt hat, [email protected] lautet. Die Website tillerman.de gibt es aber nicht, offensichtlich hat er sich unter dieser Domain nur einen E-Mail-Account eingerichtet. Und leider kommt man da ohne FTP -Zugangsdaten nicht rein.«
    »Ich hab’s auch nicht auf Anhieb verstanden«, sagte der Mandel.
    »Doch, doch, ich hab’s schon verstanden«, log ich.
    »Der Dieter hat im Posteingang eine wichtige Mail gefunden, die man nur vollständig versteht, wenn man auch die erste Mail der Korrespondenz kennt, worauf die Antwort sich bezieht. Und genau die haben wir nicht, weil die bei einer anderen Adresse liegt«, sagte der Mandel.
    »Ich hab’s ja verstanden. Aber von welcher Mail ist denn jetzt die Rede?«
    »Eine geheimnisvolle Person namens Ozeana hat dem Tilmann geschrieben«, sagte der Dieter.
    »Adriana«, korrigierte der Mandel.
    »Und was stand in der Mail von dieser ominösen Adriana, und kann man von ihrer E-Mail-Adresse nicht auf die reale Person schließen? Die hat sich doch sicher irgendwo registriert«, sagte ich.
    »Das ist das nächste Problem. Es gibt auch anonyme E-Mail-Adressen. Das nennt man Wegwerf-E-Mail. Man schreibt einfach jedes Mal von einer neuen Adresse aus. Das hat vermutlich auch diese Adriana gemacht, sich aber jedes Mal im Absender Adriana genannt, damit der Tilmann gleich weiß, wer ihm da schreibt«, dozierte der Dieter.
    »Oha«, sagte ich.
    »Und diese Adriana hat zuletzt das hier geschrieben. Zehn Tage vor dem Mord am Tilmann. Warte, ich les mal vor«, sagte der Mandel: »›Leobär, ich weiß nicht, ob ich da die Richtige bin. Klar bin ich stolz auf dich, und klar muss jemand seinen Mund aufmachen, aber ich hab Angst, dass der Schuss nach hinten losgehen könnte. Ich will nicht, dass die dich dann im Visier haben oder dir sogar auf den Leib rücken. Aber es ist eh schon zu spät, du Dickkopf, oder? Dann tu, was du nicht lassen kannst, und schick mir die restlichen Songs. Und noch schöner wäre es, wir treffen uns bald am Meer. Ich denk an

Weitere Kostenlose Bücher