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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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dich, L.‹«
    »L-Punkt? Ich dachte, die Frau heißt Adriana«, sagte ich.
    »So heißt nur der Absender«, sagte der Dieter.
    »Das macht’s nicht einfacher. Dieter, sei mir nicht böse, aber kannst du die Musik leiser machen?«
    »Das ist doch manisch mit deiner Musikphobie«, sagte der Mandel, als ob er gerne Shakira hörte. Der Dieter drehte den Lautstärkeknopf der alten Stereoanlage ohne Murren auf null.
    »Hip-Hop. Manchmal höre ich Hip-Hop. Das ist für mich die einzige Musikrichtung mit Hintergrund und Fachkompetenz. Neben Heavy Metal«, sagte ich.
    »Die klassischen Komponisten haben aber auch einiges auf dem Kasten gehabt. Mozart zum Beispiel. Oder Wagner«, sagte der Dieter.
    »Und was ist jetzt mit deinem Peilsender?«, fragte ich den Mandel. Der Dieter rieb sich die Hände, als wäre er der Erfinder des Mini-Peilsenders.
    »Der Edelstein ist kurz nach meinem Besuch zum Urbaniak gefahren. Hat der Sender mir angezeigt«, sagte der Mandel.
    »Na und?«, fragte ich.
    »Ich hab nur erwähnt, dass wir den Laptop gefunden haben, und offensichtlich ist er nervös geworden, sonst wäre er nicht sofort danach losgefahren«, sagte der Mandel.
    »Die Pferde hat er scheugemacht«, sagte der Dieter und schaute anerkennend seinen Bruder an.
    »Na gut, aber seit dem Sägewerk wissen wir ja auch, dass der Dicke und der Anwalt so miteinander sind«, sagte ich und kreuzte Zeige- und Mittelfinger.
    »Ja, ja. Aber das ist auch gar nicht der Clou. Viel interessanter ist ja, wo er danach hin ist. Ich hab die Koordinaten, die der Peilsender ausgegeben hat, nachvollzogen: Der Edelstein ist zu einer Adresse nach Köpenick gefahren, die unter anderem ein Büro der Kulturfreunde des Nordens e. V. beherbergt.«
    »Das ist doch dieser Faschoverein, der so auf die Malleck steht«, sagte ich.
    »Und deren erster Vorstand ist wiederum ein gewisser Peter Neumann, seines Zeichens Ex-Vorstand der Nationalen.«
    »Das wird ja immer grotesker. Ich war nämlich grade am Set von Eva Braun, und da hat sich eine spontane Kundgebung von Eva-Braun-Fans zugetragen. Verwirrte Leute mit seltsamen Spruchbändern zur Stärkung der Moral von Veronika Malleck als Eva Braun. Könnten auch die Kulturfreunde gewesen sein. Ich habe gelesen, dass denen eine wahrheitsgetreue Darstellung von unserem Evchen sehr am Herzen liegt.«
    »Du warst bei der Malleck am Set? Wieso?«, fragte der Mandel.
    »Sie hatte mich eingeladen, mir das mal anzusehen«, log ich.
    »Ach ja? Und wie war’s?«
    »Na ja, ging so. Es war ja diese Kundgebung. Wie geht’s jetzt weiter?«, fragte ich.
    »Der Sascha soll den zweiten E-Mail-Account vom Leo hacken, dann finden wir heraus, wer diese Ozeana ist«, sagte der Mandel.
    »Adriana«, korrigierte der Dieter.

Dreizehn

    Der Mandel fuhr am Donnerstag auf den Südwestkirchhof. Der Friedhof war ein riesiges, bewaldetes Areal, und es war nicht besonders schwer, sich darin zu verirren. Ohne Geländeplan ließ sich noch nicht mal ein bestimmtes Grab finden. Der Speer hatte seinerzeit eine Menge Leichen hier raus verlegen lassen, weil sie seiner Nord-Süd-Achse im Weg lagen. So kamen zu dem eh schon undurchsichtigen und verwachsenen Sumpfgelände noch eine Unmenge Gräber dazu, und wer sich heutzutage auf dem Südwestkirchhof auskannte, der musste viel Zeit hier verbracht haben. So wie der Mandel. Warum der Mandel sich auf Friedhöfen herumtreibt, das ist ein Thema für demnächst.
    Dieses Mal ist er wegen dem Tilmann dahin gefahren. Der hatte nämlich schon zu Lebzeiten ein Naturbegräbnis bestellt, also einfach seine Asche unter einem Baum verscharren und gut is. Ohne Ansprache, ohne Blasmusik. Die Malleck hatte veranlasst, dass der Baum wenigstens eine Plakette mit seinem Namen erhielt und sie und die Bandkollegen eine kleine Andacht hielten, während die Asche vergraben wurde. Ich wusste noch nicht einmal von der Beerdigung und die Presse auch nicht. Sonst wäre ich natürlich mitgekommen. Woher es der Mandel wusste, hat er mir auch später nicht gesagt.
    Weil er sich so gut auf dem Südwestkirchhof auskannte, wusste der Mandel sofort, wo man sich auf die Lauer legen musste, damit einen die Trauergemeinde nicht sehen konnte. Diese Baumbeerdigungen gelten ja in unserer Bestattungskultur noch als neumodisch, und deshalb war der Südwestkirchhof auch nur einer von zwei im gesamten Einzugsgebiet, wo man sich nahezu unbemerkt unter einem Baum tot niederlassen konnte. So etwas war nicht besonders teuer, kostete um die sechshundertfünfzig

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