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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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Herr Winter. Das ist ja ein Zufall«, sagte der Mandel, und er war gar nicht absichtlich salopp. Es war mehr die Verlegenheit des Ertappten.
    »Ein verrückter Zufall, Herr Mandel, da gebe ich Ihnen Recht. Aber ich hab Sie unterbrochen, Sie wollten mir doch sicher gerade erzählen, was Sie und Ihr Fernglas hier machen«, sagte der Winter.
    »Ich beobachte die Trauergemeinschaft vom Leo Tilmann, weil ich auf der Suche nach Hinweisen bin.«
    »Was für Hinweise?«
    »Ich bin vom Herrn Urbaniak, von der Firma Global Records, beauftragt, nach bestimmten Musikstücken aus dem Nachlass zu suchen, und ich habe gehofft, aus der Konstellation bei der Beerdigung einige Rückschlüsse zu ziehen.«
    »Rückschlüsse aus der Konstellation wollen Sie ziehen. Ich kann auch einen Rückschluss ziehen, Herr Mandel. Und zwar den, dass Sie gar nicht mehr als Journalist arbeiten, sondern als privater Ermittler. Weiß der Geier, was Sie dafür qualifiziert, aber in dem Zusammenhang würde ich gerne nochmal mit Ihnen über den Mord reden und was Sie genau am Tatort zu suchen hatten.«
    »Die Gründe für meine Anwesenheit bei dem Konzert haben sich nicht geändert. Und hatten nichts mit meiner Tätigkeit als Ermittler zu tun.«
    Der Mandel schaute in Richtung Baumbeerdigung, aber die Trauergemeinde war schon auf dem Weg in Richtung Ausgang und die Passantin in Schwarz überhaupt nicht mehr zu sehen. Den Mandel ärgerte das.
    »Ich sag Ihnen was, Herr Mandel. Sie sitzen morgen früh an meinem Schreibtisch und erzählen mir das alles ganz genau bei einem widerwärtigen Kaffee aus unserem Automaten. Meine neue Espressomaschine ist für Sie tabu.«
    »Okay, keine Espressomaschine«, sagte der Mandel, aber er hätte wissen sollen, dass nur einer hier die Sprüche machte. Dass in dem Dialog nur einer der Comic Controller war, wie das in der Dramentheorie heißt. Der Winter, nach außen hin völlig kontrolliert, geschniegelt in Anzug und Krawatte, tadellose Frisur, packte den Mandel jetzt am Kragen seines schwarzen Mantels.
    »Wenn Sie mich verarschen, Mandel, lass ich Sie wegen Beleidigung der Trauergesellschaft durch Observation anzeigen. Paragra ph 1 85, Strafgesetzbuch.«
    »Das gilt aber nur, wenn die Observierten von ihrer Observierung wissen und mich anzeigen.«
    »Nichts leichter als das«, sagte der Winter und legte zwei Finger an die Lippen, als würde er jeden Moment lospfeifen.
    »Stopp, ich verstehe ja Ihren Standpunkt, Herr Winter.«
    »Dann sehen wir uns morgen in meinem Büro.«
    »Ist ja gut«, sagte der Mandel beleidigt und schüttelte sich aus dem Griff vom Winter heraus.
    »Was machen Sie eigentlich hier?«, fragte der Mandel.
    »Hauen Sie bloß ab«, sagte der Winter.
    Der Mandel erzählte mir erst am nächsten Tag von seinem Friedhofsbesuch und dem erneuten Termin in der Keithstraße, wo er gerade herkam. Der Winter hatte aus dem Mandel die ganze Angelegenheit mit den verschwundenen Songs gequetscht, und das war ja für den Winter hervorragend, weil mit dem ominösen Soloalbum ergab sich ja nochmals eine ganz andere Motivpalette. Die hätte sich womöglich noch erweitert, hätte der Mandel auch unseren ursprünglichen Auftrag und die Eheprobleme der Malleck erwähnt. Aber hat er nicht, weil er die Malleck nicht bloßstellen wollte.
    »Sag mal, Dieter, wolltest du nicht vor zwei Tagen schon wieder daheim sein?«, sagte der Mandel zum Dieter, als fiele ihm eben erst auf, dass der Dieter immer noch in der Stadt war und schon wieder bei uns im Büro saß.
    »Ach, ich hab die Fahrschule einfach noch eine Woche länger dichtgemacht. Die läuft mir ja nicht weg.«
    »Und was sagen deine Fahrschüler?«, fragte der Mandel.
    »Nix, was sollen sie auch sagen, ich bin ja nicht da«, lachte der Dieter.
    »Und? Was machen wir jetzt wegen dem Fall?«, fragte er dann.
    »Wir?«, wiederholte der Mandel.
    »Ich schlage vor, wir reden mal mit dem Danny«, sagte ich, weil ich vermeiden wollte, dass wir jetzt über die Anwesenheit vom Dieter diskutierten.
    »Kennt ihr eigentlich den Song?«, fragte der Dieter und klickte in das Notebook vom Tilmann. Eine Akustikgitarre fing an, und der Tilmann sang:
    Adriana, über die Feuerleiter
    Komm ich zu dir hoch mit Feuereifer
    Du bist die Teufelsbraut, ich bin der Teufelsgeiger
    Doch keiner darf uns sehen
    Adriana, ich habe ein Geheimnis
    Und du, du hast gleich zwei
    Werfen wir sie zusammen
    Und nehmen sie mit ins Grab
    Dann die ganze Band und ein komplett deplatziertes Klavier.
    Adriana, all die

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