Mandys Verlangen
niemand der Umstehenden Anstalten machte, ihr zu Hilfe zu eilen, stürzte Mandy entschlossen auf die beiden Frauen zu.
»Lassen Sie meine Freundin los!«, rief sie Samantha zu, die daraufhin wütend zu Mandy herumfuhr.
»Hau ab!«, schrie sie. »Ich bringe erst diese Schlampe hier um und dann dich, du falsche Schlange.« Wen genau sie damit meinte, war nicht ganz klar, weil sie dabei ständig zwischen Mandy und Cyrill hin und her sah.
»Finger weg!« Mandy griff mitten in Samanthas schicke Frisur.
»Tu was!«, kreischte Samantha ihrem Mann zu. »Zeig diesen Miststücken, wo’s lang geht!«
Frederick, der das Geschehen bisher mit einem peinlich berührten Grinsen beobachtet hatte, dachte offenbar nicht daran, sich einzumischen, was den Zorn seiner Frau nur noch mehr anheizte.
Sie trat und wand sich, versuchte zu kratzen und fauchte wie eine gereizte Katze in alle Richtungen. Und währenddessen schaffte sie es tatsächlich noch, Rudys Hals umklammert zu halten und sie zu würgen. Rudys Gesicht hatte inzwischen eine bläuliche Färbung angenommen. Mandy, die jetzt ernsthaft um das Leben ihrer Freundin fürchtete, sah nur noch einen Ausweg. Sie holte aus und versetzte Samantha einen gezielten Boxhieb aufs Auge, worauf diese ihr Opfer endlich losließ. Doch auch der Schmerz brachte Samantha nicht zur Vernunft. Im Gegenteil, halb irre vor Rage, stürzte sie sich nun auf Mandy.
Oh, oh , dachte Mandy, als Samantha mit gezückten Krallen auf sie losfuhr, das könnte schlecht für mich ausgehen . Sie schaffte es gerade noch, sich unter einem beherzten Fausthieb wegzuducken, fuhr aber sofort wieder hoch und gab Samantha einen kräftigen Stoß, der diese postwendend ins Schwimmbecken beförderte.
Mandy nahm das Geschehen wie in Zeitlupe war. Zuerst veränderte sich Samanthas Gesichtsausdruck, spiegelte zuerst noch die rasende Wut wider, die in ihr tobte, wechselte langsam zu ungläubigem Erstaunen, um dann in hilfloses Entsetzen überzugehen, als sie mit ausgebreiteten Armen ins Wasser plumpste.
Von irgendwoher erklang Beifall, aber Mandy hörte es kaum, weil Cyrill meinte, die hässliche Szene nun fortsetzen zu müssen.
»Bravo!«, spottete die Schöne boshaft. »Da hätten wir also noch jemanden, der für Fred …« Weiter kam sie nicht. Mandy hatte, weil sie gerade so schön in Übung war, ein zweites Mal zugelangt. Ein kleiner, aber kraftvoller Stoß, und schon schwamm Cyrill neben Samantha prustend und schimpfend im Pool.
Dann fiel Mandys Blick auf Fred, der näher gekommen war und voller Schadenfreude die beiden unfreiwilligen Schwimmerinnen betrachtete. Plötzlich legte er den Kopf zurück und begann, schallend zu lachen, doch sein Lachen verstummte abrupt. Bestürzung breitete sich auf seinem Gesicht aus, als Mandy auf ihn zukam. Er wollte sich umdrehen und das Weite suchen, doch da hatte sie ihn schon gepackt.
»Oh nein, Fred.« Ihr Ton war süß wie Zuckersirup. »So leicht kommst du nicht davon! Schließlich bist du für den ganzen Schlamassel verantwortlich!« Und schon schwamm Fred neben seinen beiden Damen im Becken.
Mandy sah sich das Schauspiel nicht an. Sie packte Rudy, zog sie hinter sich her und stürmte auf das Haus zu. Auf ihrem Weg sah Mandy gerade noch, wie Clemens hastig zur Seite blickte, als sie an ihm vorbeigehen wollte. Nur um ihn zu ärgern, blieb sie stehen und zupfte am Saum seines feinen Dinnerjacketts.
»Ich muss mich für meine Verlobte entschuldigen«, stammelte er hochrot vor Verlegenheit an seine Kollegen gewandt. »Sie ist – wohl doch – nun, ja – wie soll ich es ausdrücken …?«
»… unpassend für einen aufstrebenden jungen Arzt«, vollendete Mandy wütend seinen Satz. Mit einem Ruck zog sie sich den Ring vom Finger und warf ihn in Clemens’ Champagnerglas. Das Getränk schäumte empört, als der goldene Reif darin eintauchte. »Mach’s gut Clem. Und noch ein Rat für die Zukunft. Pass auf, dass die Damen die Schlüssel für die Handschellen dalassen, wenn du dich das nächste Mal ans Bett fesseln lässt. Nicht, dass dich die Cops wieder losschneiden müssen.«
Die Gesichter der Kolleginnen und Kollegen erstarrten zu eisigen Masken. Nur Carla stieß einen leisen Schrei aus. Hastig schlug sie die Hand vor den Mund und sah Clemens fassungslos an.
Mandy lächelte unschuldig, dann griff sie erneut nach Rudys Arm, machte auf dem Absatz kehrt und marschierte davon. So schnell, dass Rudy Mühe hatte, mit ihr Schritt zu halten.
An der Wohnzimmertür war Mandys Flucht
Weitere Kostenlose Bücher