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Manhattan Blues

Manhattan Blues

Titel: Manhattan Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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schnieken Apartment-Gebäuden mit dem Doorman
auf der Straße. Hier werdet ihr mich nicht schnappen, aber wo? Wo? Jungs, denn
ich muß euch vor dem Boat Basin abschütteln. Also nehmen wir jetzt all unseren
Mut zusammen und machen es hier. Inzwischen hatte er sie ausgemacht. Es waren
zwei Schläger zu Fuß hinter ihm, während ein Wagen auf den Straßen herum und
herum fuhr, um eine Stelle zu suchen, an der sie ihn stellen konnten.
    Aber nichts. Nicht in der Sixth oder Seventh Avenue, auch nicht auf
dem Broadway, und als er uptown in Richtung Columbus Circle ging, glaubte er
schon, er müßte ihnen eine Stelle zuweisen, eine
Stelle, um sie aus der Reserve zu locken und dann abzuschütteln, doch wo konnte
das sein? Wo vor der Dunkelheit des Riverside Park, viel zu nahe am Treffpunkt,
um sicher zu sein, wo konnte er diese Jungs aus Boston provozieren und dann
abschütteln?
    Nun, dafür kommt nur Needle Park in Frage, nicht wahr? dachte Walter.
Ein Ort sowohl spiritueller als auch tatsächlicher Düsternis, ein Ort, an dem
niemand eine Entführung sieht oder auch nur etwas davon wissen will. Und wo ich
etwas unternehmen kann. Ein paar Fünfdollarscheine an ein paar Junkies, und die
tun alles für mich. Stellen sich sogar vor die Kanonen, während ich im Chaos
verschwinde.
    Also den Broadway hinauf, gefolgt von Keneallys Jungs und dieser Präsenz,
die er noch nicht identifizieren konnte. Doch die Präsenz hielt sich zurück,
wartete, und wenn der Kerl bereit war, eins nach dem andern zu tun, war es
Walter ebenfalls, also direkt den Broadway hinauf in Richtung Sherman Square,
diesmal mit dem Verkehrsstrom. Sie mußten ein paar Kerle vor ihm aus dem Wagen
gelassen haben, denn sie schnappten ihn direkt auf dem Broadway.
    Es waren natürlich Callahan und Cahill, und jeder packte ihn an einem
Ellbogen. Dann hoben sie ihn hoch und wuchteten ihn mühelos auf den Rücksitz
der Limousine, die inzwischen herangefahren war, und parkten dann in der
dunklen, stillen 67. Straße kurz vor der Amsterdam Avenue.
    Walter verfluchte sich wegen seiner Dummheit und Sorglosigkeit,
verfluchte sich, weil er diese Ortsfremden unterschätzt hatte, doch jetzt
hatten sie ihn. Hatten ihn in der Falle auf dem Rücksitz eines verschlossenen
Wagens.
    »Wissen Sie, was ich noch mehr verabscheue als den Baaastaner Akzent?« fragte Walter.
    »Nein, was?«
    »Die Baaastan Red Sox«, entgegnete Walter.
    Callahan würde ihn ohnehin schlagen, so daß Walter sich sagte, daß er
vorher genausogut einen verbalen Treffer landen konnte, bevor er selbst
einstecken mußte. Zum Glück hatte der Gorilla nicht genug Platz, um richtig mit
dem Arm auszuholen, aber der Schlag tat trotzdem weh, eine kurze Gerade unter
Walters linkes Auge.
    »Ehrlich«, stöhnte Walter, »die ganze Stadt hört sich an, als würden
sie Schafe bumsen, was sie vermutlich...«
    Der Schlag in die Rippen ließ ihn sich zusammenkrümmen und stopfte ihm
den Mund. Walter schnappte nach Luft, als er sich erneut wegen seiner Dummheit
verfluchte, sich von Keneallys Leuten so leicht schnappen zu lassen. Es würde
kein Treffen am Boat Basin geben.
    Cahill versuchte schon, den Aktenkoffer zu öffnen.
    »Wie ist die Kombination, Walt?« fragte Callahan.
    Als Walter nicht antwortete, schnappte der Schläger Walters Hand und
bog ihm den Daumen nach hinten.
    »Niemand legt Joe Keneally aufs Kreuz«, sagte der Schläger.
    Ganz im Gegenteil, dachte Walter, alle lassen sich von Joe Keneally
aufs Kreuz legen.
    »Jetzt sagen Sie mir die Kombination, dann werde ich Ihnen nur einen
Daumen brechen und nicht alle beide«, sagte Callahan. »Oder vielleicht wollen
Sie erst eine Probe.«
    Er bog den Daumen bis zu dem Punkt zurück, an dem er gleich brechen
mußte, als ein Gewehrkolben hinter ihm plötzlich die Seitenscheibe durchschlug
und Glassplitter auf den Sitz regneten.
    Dietz stieß dem Schläger den Gewehrlauf unsanft hinters Ohr und sagte:
»Haben Sie so etwas wie ein Gehirn oder nicht? Wollen wir es herausfinden?«
    »O Mann.«
    »Falls Sie glauben, Sie könnten diesen Motor anlassen, bevor ich den
Finger krumm mache«, sagte Dietz zu Brown, »versuchen Sie es doch mal. Ich habe
schon seit Wochen keinem Menschen mehr den Kopf weggepustet.«
    Brown nahm die Hände vom Zündschlüssel, und Dietz langte mit einer
Hand hinunter und öffnete die Wagentür.
    Walter sah Bill Dietz' berühmtes Grinsen, als der Ex-Cop sagte: »Ich
hasse Boston auch, Walter. Das tue ich wirklich. Es ist eine beschissene
Kleinstadt mit

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