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Manhattan Blues

Manhattan Blues

Titel: Manhattan Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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tschechischen Lockvögel im
Bett erwischt. Ich war bei dem Mädchen ein wenig indiskret gewesen, und
urplötzlich drohten ihre Führungsoffiziere, alles der Firma zu erzählen, es sei
denn, ich täte ihnen einen kleinen Gefallen. Und, Walter, ich muß dir sagen,
daß ich ein solches Verhör nicht hätte ertragen können. Ich konnte keinen Sinn
darin sehen. CIA und KGB? Die gleichen sich wie ein Ei dem anderen, wenn du
mich fragst. Die Russen sind anständig zu mir gewesen, Walter. Sie werden es
auch zu dir sein. Wie also hättest du es gern? Wirst du dich jetzt der Realität
beugen, oder willst du untergehen und Anne mit in den Abgrund reißen?«
    Walter lächelte und sagte melodramatisch: »Soll ich mein Land verraten
oder die Frau, die ich liebe?«
    »Das ist ziemlich genau die Frage.«
    »Na schön«, sagte Walter, »ich bin mit den Bändern hier.«
    Er stellte die Kombination des Schlosses ein und klappte den Deckel
des Aktenkoffers auf.
    »Du solltest dich nicht so schlecht fühlen, Walter«, sagte Morrison.
»Das könnte jedem passieren. Mir ist es auch passiert.«
    »Das ist für mich kein Trost.«
    Ein Schatten aufrichtigen Zorns huschte Morrison übers Gesicht.
    »Sieh mal, das ist das Unangenehme an dir, Walter«, sagte er. »Im
Grunde bist du davon überzeugt, besser zu sein als alle anderen. Vermutlich
bist du das auch. Du gehörst zu der wahren Elite. Doch die Tage der Elite sind
vorbei. Wir haben jetzt das Zeitalter des einfachen Mannes. Anne weiß es, und
ich weiß es auch. Und der einfache Mann wird gewinnen. Es ist unvermeidlich.
Von uns gibt es einfach viel mehr als von euch.«
    »Nun ja«, meinte Walter. »Es besteht immer noch die Hoffnung, daß sie
mich zum Oberst machen werden.«
    »Der Leninorden ist das mindeste«, scherzte Morrison. »Dafür, daß du
einen US-Senator und vielleicht einen Präsidenten umgedreht hast...?«
    Er streckte die Hand nach dem Tonband aus. Walter reichte ihm die
Bänder und machte Anstalten aufzustehen.
    »Setz dich«, sagte Morrison. Er reichte dem Sprinter die Tonbänder,
und während der Mann sie in das Tonbandgerät einfädelte, sagte er: »Wir haben
eine Menge zu besprechen. Außerdem willst du dir diese Dinger sicher anhören,
oder? Marta war im Bett nicht gerade stumm.«
    Als die ersten Zentimeter Band durchliefen, war zunächst nur ein
Kratzen zu hören, doch dann ertönte das Dröhnen des Basses, dann Annes Stimme:
     
    »I'll take Manhattan
    The Bronx and Staten Island,
too...«
     
    Morrison runzelte die Stirn und seufzte. »Du stellst meine Geduld auf
die Probe, Walter.«
    »Ich wollte nur deinen Gesichtsausdruck sehen«, erklärte Walter.
    Er riß die Automatik mit Schalldämpfer los, die Paulie mit Klebeband
im Deckel des Aktenkoffers befestigt hatte, und schoß Igor zweimal ins Gesicht,
bevor der kräftige Mann seine Pistole heben konnte. Dann schoß er dem Sprinter
einmal unters Kinn und einmal in die Stirn. Der Mann brach auf dem Deck
zusammen. Dann richtete Walter die Waffe auf Morrison.
    »Himmel, ich mach mir gleich in die Hosen«, krächzte Morrison. »Was
willst du damit erreichen?«
    Walter mußte tief durchatmen, um überhaupt sprechen zu können. Seine
Brust hob und senkte sich, das Adrenalin schoß durch seinen Körper. »Ich werde
dich ihnen übergeben.«
    Morrison erbleichte.
    »Du hast dich gerade selbst umgebracht«, sagte er. »Und Anne dazu. Ihr
Name ist der erste, den ich ihnen nennen werde.«
    »Ich fürchte, das ist ihr Problem«, erwiderte Walter. »Was mich
betrifft, werde ich meine Chancen wahrnehmen.«
    »Walter, ich kann das nicht ertragen«, schniefte er. »Ich kann damit
nicht umgehen. Die Verhöre... das Eingesperrtsein ... ich kann nicht...
erschieß mich, Walter. Na los, wir waren doch Freunde. Erschieß mich einfach.«
    »Ich würde es gern, Michael. Wirklich.«
    Wirklich, Michael. Jetzt, da mir die Gesichter meiner armen toten Opfer,
die ich verführt habe, durchs Gedächtnis wandern. Zusammen mit Marta. Und
Alicia. Und Anne. Oh, ich würde es nur zu gern, Michael.
    Morrison beugte sich vornüber und schluchzte.
    »Ich habe alle deine Leute umgedreht, Walt. Jeden einzelnen.
Diejenigen, die noch nicht tot sind, werden es bald sein.«
    »Führe mich nicht in Versuchung.«
    »Ich will dich in Versuchung führen«, sagte
Morrison. »Ich habe Anne benutzt, um dir auf die Spur zu kommen, Walter. Ich
kannte jede Stadt, in der du gerade warst, und habe sie benutzt, um deine
Agenten aufzuspüren. Drück ab, Walter.«
    »Ich

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