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Manhattan Blues

Manhattan Blues

Titel: Manhattan Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Drink
ein. Die Wanne war nur wenig voller als das Glas. Dann ließ er sich in das
heiße Wasser sinken. Als er mit dem Baden fertig war, nahm er drei Aspirin und
fiel sowohl ins Bett als auch in Schlaf.
    Sein Schlaf in dieser Nacht war traumlos, und er wachte erst kurz vor
ein Uhr am folgenden Nachmittag auf.
     
    Insel der
Seligen
    Silvester, 31. Dezember 1958
     
    »Einen schönen Nachmittag, Mr. Withers«, sagte Maliern. Er reichte
Walter einen Kaffee, zwei Aspirin und einen Kopenhagener und erklärte: »Das
Büro hat hier unten angerufen und gesagt, Sie würden sich verspäten.«
    »Sie sind ein wundervolles Büro«, erwiderte Walter. »Und für Sie auch
einen schönen Nachmittag.«
    »Sie sehen aus, als hätten Sie Finnegans Totenwache gehalten, Sir.«
    »Ich fühle mich eher wie Finnegan.“
    » Nun, wenn Sie sich erinnern, stand er von den Toten auf«, bemerkte
Mallon. »Ah, ja, richtig.«
    Mallon beugte sich vor und flüsterte: »Die Jungs und ich werden im
Lauf des Tages ein paar gute Sachen zu uns nehmen, um 1958 gebührend zu
verabschieden. Kommen Sie doch runter und trinken Sie einen Schluck mit uns,
wenn Sie Zeit haben.«
    »Das werde ich bestimmt tun, Mallon«, erwiderte Walter. »Danke.«
Mallon zwinkerte.
    »Große Pläne für heute abend?« fragte er. »Nichts Besonderes. Und
Sie?«
    »Stiller Abend. Werde mir im Fernsehen ansehen, wie der Ball am Times
Square runter geht.« Als Walter im sechzehnten Stock ankam, war bei Forbes und
Forbes alles still. Im Büro ging es etwa so lebhaft zu wie in allen Büros am
Spätnachmittag des Silvestertags. Die meisten Detektive hatten sich zu
irgendwelchen Aufträgen abgemeldet, und die Sekretärinnen saßen mißgelaunt an
ihren Schreibtischen, polierten sich die Fingernägel und taten ihr Bestes, wie
wenig es auch sein mochte, um sich auf die Festlichkeiten des Abends
vorzubereiten.
    Walter goß seinen Kaffee in seinen Becher und trank ihn im Stehen, als
er aus dem Fenster starrte. Er fühlte sich nicht so schlimm, wie er geglaubt
hatte. Er hatte erträgliche Kopfschmerzen, ein blaues Auge, das zwar durchaus
sichtbar, aber nicht grotesk war, und ein paar gequetschte Rippen. Sein
Fußknöchel machte ihm die größten Sorgen, denn er war immer noch verletzt und
konnte jederzeit umknicken, doch alles in allem war sein Zustand der Kugel oder
den drei Kugeln in den Kopf vorzuziehen, die er erwartet hatte.
    Es war geradezu besorgniserregend leicht gewesen, zwei Menschen zu
töten. Zielen Sie einfach mit der Waffe und feuern Sie zweimal, hatten ihm
die Ausbilder der Firma beigebracht. Schießen Sie in Zweierserien. Die
Hand korrigiert beim zweiten Schuß automatisch. Das hatte
er gemacht, und die Hand hatte tatsächlich bei den zweiten Schüssen die Richtung
korrigiert. Aber trotzdem, auf die Entfernung...
    Aber er hatte geglaubt, mehr zu empfinden. Mehr als nur quälende
Erschöpfung, die sich jetzt bemerkbar machte. Reue? Scham? Gott vergebe mir,
Stolz? Nein, nur müde.
    Schließlich trat 16 C ans Fenster und hob seinen Becher. Auch für dich
ein glückliches neues Jahr, 16 C. Es wird mir fehlen, dich da drüben zu sehen,
nehme ich an. Walter hob seinen Becher und ließ sich dann auf seinen
Schreibtischstuhl sinken. Er zündete eine Zigarette an und machte sich an die
Arbeit. Er gluckste leise, als er sich erinnerte, wie es seinen Vater irritiert
hatte, daß die Leute zu früh mit dem Urlaub beginnen wollten.
    Der Urlaub beginnt, wenn er beginnt, und keinen Augenblick vorher.
Das ist es, was mit diesem Land nicht stimmt: Jeder will schon einen Tag vor
Beginn des verdammten Urlaubs mit der Arbeit aufhören und sich auch danach
noch den ganzen Tag ausruhen. Schon sehr bald werden wir überhaupt nicht mehr
arbeiten, sondern nur noch Urlaub machen. Folglich
vervollständigte Walter seinen täglichen Ausgabenbericht und seinen
Tätigkeitsbericht, bevor er in den Eingangskorb blickte. Natürlich hatten die
Fledermäuse ihm frischen guano in Form
von fünf neuen Akten auf den Tisch gekleckert, doch es hatte keinen Zweck, sie
am Silvesternachmittag in Angriff zu nehmen. Sein Ausgangskorb war leer, so daß
der Howard-Bericht ins System eingegeben worden war, und das System würde
seinen gewohnten Gang gehen, und Michael Howard würde seine Beförderung
bekommen.
    Und ich habe meine Firma und meinen Kunden betrogen, dachte Walter.
Und ein rundes Dutzend Vorschriften umgangen.
    Aber wenn eben die Vorschriften falsch sind, dachte er, sind wir
vielleicht verpflichtet, sie zu

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