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Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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die den Job durchgezogen und den Wachmann exekutiert hatte. Und wie konnte ich auf unschuldig plädieren, wenn ich mit meinen Tricksereien seine Beteiligung vertuscht hatte? War ich einen Deut besser?
    An der Ecke 94 th Street und Broadway blieb ich stehen. Das Tageslicht war beinahe aufgebraucht, doch ich wollte noch nicht nach Hause gehen. Also setzte ich mich an einer Bushaltestelle auf die Bank und zog mein Handy aus der Tasche. Sie nahm nach dem vierten Klingeln ab.
    »Hallo?«
    »Ms. Lesser?«
    »Ja?«
    »Teresa Lesser?«, fügte ich hinzu.
    »Das bin ich.«
    »Mein Name ist Alton Plimpton«, sagte ich leichthin. »General Manager bei Rutgers Assurance.«
    »Wo?«
    »Wir sind eine Art informelle internationale Versicherungsgesellschaft.«
    »Und was hat das mit mir zu tun?«
    »Zehntausend Dollar«, sagte ich.
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Wir führen eine interne Ermittlung durch und sind bereit, zehntausend Dollar für Informationen zu zahlen, die uns zu dem Aufenthaltsort von Harry Tangelo führen.«
    In diesem Moment legte die Frau, die zugegeben hatte, Teresa Lesser zu sein, auf.
    Es war sehr bequem auf dieser Bank in der Dämmerung. So bequem, dass es einen Augenblick dauerte, bis ich merkte, dass das Fieber mich wieder eingeholt hatte. Ich schluckte die beiden letzten Aspirin aus dem Röhrchen, das Twill mir gegeben hatte, und machte einen weiteren Anruf.
    »Hallo?«, meldete er sich.
    »Johnny.«
    » LT . Wie geht’s?«
    »Gut. Und selbst?«
    »Alles verheilt.«
    Bei unserer letzten Zusammenarbeit hatte Johnny Nightly sich einen Schnitzer erlaubt und von einem äußerst versierten Killer eine Kugel in die Brust abbekommen. Der Killer starb, Johnny nicht – mehr hätte man sich nicht erhoffen können.
    »Ist Luke da?«, fragte ich.
    Nach einer kurzen Pause sagte eine Stimme: »Hey, Leonid. Was gibt’s?«
    »Ich hab ein paar Probleme.«
    »Mit mir?«
    »Ein oder zwei Sachen, bei denen du mir helfen könntest.«
    »Schieß los.«
    »Ich suche eine Adresse, und ich muss für ein oder zwei Wochen eine Frau unterbringen. Hast du oben noch was frei?«
    »Das Zimmer ist kein Problem.«
    »Sie sollte besser außer Sichtweite bleiben, und vielleicht könnte Johnny hin und wieder nach ihr sehen.«
    »Das geht klar.«
    Luke Nye war vielerlei. Er hatte Männer getötet, mit Frauen gehandelt und zu seiner Zeit sogar den einen oder anderen Einbruch durchgezogen. Er war ein veritabler Hansdampf in allen Gassen gewesen, bis er sich auf Billard als Haupt- und den Handel mit Informationen als Nebenfach in der niemals endenden Erwachsenenbildung auf der Universität des Lebens entschieden hatte.
    »Und dann wär da noch Stumpy Brown«, sagte ich.
    »Was ist mit dem alten Stumpy?«
    »Hast du Infos über ihn?«
    »Fünfhundert pro Nacht für das Zimmer und tausend für Stumpy«, sagte er.
    »Hallo«, meldete sie sich am Haustelefon im Erdgeschoss von Mary Deharains Pension.
    »Hier ist Leonid, Zella.«
    »Oh … Was wollen Sie?«
    »In der Pension wohnt ein Typ namens Iran Shelfly, Zimmer dreihundertsechs.«
    »Ich hab ihn schon getroffen.«
    »Er ist ein Freund von mir. Ich hab ihm eine SMS geschickt und gesagt, er soll Sie zu einem anderen Freund von mir in der Bronx fahren. Ich denke, dort sind Sie sicherer, bis ich die Rutgers-Sache geklärt habe.«
    »Was haben Sie vor?«, fragte sie.
    »Ich versuche zu helfen.«
    »Warum?«
    »Weil Breland mich bezahlt und ich das Geld brauche.«
    »Ich hatte nichts mit diesem Raubüberfall zu tun. Aus mir lässt sich kein Geld machen.«
    »Das weiß ich, Zella.«
    Näher würde ich einem Geständnis nie kommen. Es war nicht genug, um mich vor Gericht zu bringen, aber ich glaubte, sie hatte es gehört; das erkannte ich an ihrem Schweigen. Danach erklärte ich ihr, was zu ihrer Sicherheit geschehen würde. Sie widersprach nicht.
    »Ja?«, fragte er.
    Dieses spezielle Telefon klingelte nie – eine Tatsache, die etwas mit dem damit verbundenen Sicherheitssystem zu tun hatte. Niemand konnte mithören oder einen Anruf zu dieser Nummer zurückverfolgen.
    »Hush?«
    »Was ist los, LT ?«
    »Arbeitest du?«
    Seit Hush sich aus dem Auftragsmordgeschäft zurückgezogen hatte, war er als Limousinen-Chauffeur angestellt. Ich hatte keine Ahnung, warum. Er besaß mehr Geld als Gordo.
    »Hab ich dir das nicht erzählt?«, fragte Hush.
    »Was sollst du mir erzählt haben?«
    »Ich hab die Firma gekauft. Alle siebenundzwanzig Wagen sind jetzt für mich unterwegs. Ich fahre nur noch meine

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