Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Arbeitsplatzbeschreibung und ein von Seth unterschriebenes Empfehlungsschreiben. Er betonte ausdrücklich, dass sie Brighton zugeteilt werden sollte. Er hat Brightons vorherige Sekretärin sogar befördern lassen, um die Vakanz zu schaffen.«
»Das bietet nicht viele Anhaltspunkte«, sagte ich, »da der Mann ja tot ist und alles.«
»Ich habe außerdem den Kontoauszug eines Schweizer Nummernkontos mit achthundertzweiundachtzigtausend Dollar gefunden. Seth hat weniger verdient als ich. So viel hätte er niemals zusammensparen können. Die Einzahlung liegt nun acht Jahre zurück, neun Monate nach dem Raub.«
»Erklären Sie mir mal was, Alton«, sagte ich.
»Was denn?«
»Warum haben Sie das niemandem erzählt?«
»Wenn ich die Akten abgegeben hätte, hätte seine Frau die Sonderzahlung und vielleicht auch seine Pension verloren.«
»Aber das Timing.«
»Als ich darauf stieß, hatte ich keinen Grund zu der Annahme, dass Claudia und das Geld etwas miteinander zu tun hatten. Es ist nicht genug, um aus dem Überfall zu stammen – ich meine, in dem Fall müssten es Millionen sein. Und andere Konten gab es nicht. Erst als Miss Lowry sich nach Claudia erkundigt hat, bin ich argwöhnisch geworden.«
»Trotzdem wenden Sie sich nicht an die Firma«, sagte ich.
Nach einer bedeutsamen Pause sagte Plimpton: »Es ist eine Menge Geld.«
»Ja«, sagte ich. »Das ist es.«
»Der Mann, den Sie wollen, ist Johann Brighton«, sagte er dann.
»Wie sind Sie zu dem Schluss gekommen?«
»Es gibt eine Anweisung von Brighton an Seth, Miss Burns anzustellen. Nur eine Notiz mit den Worten persönlich und vertraulich darunter.«
»Da sind Sie sich sicher?«
»Ja, bin ich.«
»Aber wie könnte das mit dem Raubüberfall zusammenhängen? Ich meine, wenn Zella unschuldig ist, und ich glaube, das sie es ist, was sollte die Freundin von Zellas Freund dann mit der Sache zu tun haben?«
»Wovon reden Sie?«
»Claudia Burns ist Minnie Lesser.«
»Wer?«
»Die Frau, die mit Zellas Freund zusammen war, als sie auf ihn geschossen hat.«
»Oh.« Er klang völlig überrascht.
»Also wie kann sie in den Überfall verwickelt sein, wenn Zella nichts damit zu tun hatte?«
»Keine Ahnung«, sagte Alton, »vielleicht hatte diese Burns Beweise, die belegen, dass Grisham unschuldig war und reingelegt worden ist. Ich weiß nur, dass Seth fast neunhunderttausend Dollar kassiert hat, direkt nachdem Claudia eingestellt worden ist.«
»Okay«, sagte ich. »Für den Moment akzeptiere ich Ihr Argument. Aber selbst wenn das alles stimmt, was können wir tun, außer es Antoinette und ihren Chefs zu erzählen?«
»Sie entlocken Brighton ein Geständnis«, sagte er. »Vielleicht können Sie ihn sogar bewegen, Ihnen ein Schweigegeld anzubieten. Dann erzählen Sie der Chefetage, dass ich Sie engagiert habe, weil ich einen Verdacht hatte, den ich nicht beweisen konnte, und befürchtete, dass Brighton davon erfahren hätte, wenn ich hausinterne Ermittlungen eingeleitet hätte.«
»Sie wollen also, dass ich einfach mit Marrymans Namen in seinem Büro aufkreuze und gucke, wie er reagiert?«
»Nein, nein. Die lassen Sie jetzt sowieso nicht mehr ins Gebäude. Dafür hat Harlow gesorgt. Aber Brighton trifft sich heute Nachmittag mit einem gewissen Furrows in einer firmeneigenen Wohnung in Tribeca. Ich sage Furrows ab, und stattdessen gehen Sie. Konfrontieren Sie ihn mit der Information und entlocken Sie ihm ein Geständnis, vielleicht sogar ein Bestechungsangebot.«
»Das können Sie?«, fragte ich. »Eine private Verabredung für den Vizepräsidenten absagen.«
»Das läuft alles per Computer«, sagte er. »Mann muss nur die Zugriffcodes kennen.«
53
Einen Fall wie diesen hatte ich noch nie: eine sich windende Schlange, die einem ins Gesicht blickte und dabei gleichzeitig von unten und hinten angriff.
Ich lehnte mich auf meinem Bürostuhl zurück, schloss die Augen und versuchte, mir die Bezugslinien vorzustellen. Zwei Diebstähle waren begangen worden, das hatte Nova Algren bezeugt. Bingo und seine Leute wurden beschuldigt, achtundfünfzig Millionen geraubt zu haben, hatten jedoch nur zwölf erbeutet. Sie hatten mindestens einen Komplizen innerhalb des Unternehmens, Clay Thorn, den Wachmann. Er und irgendjemand – Brighton oder vielleicht auch dieser Seth Marryman – hatten sechsundvierzig Millionen beiseitegeschafft, bevor der Diebstahl über die Bühne ging. Clay wurde von seinem Komplizen innerhalb der Firma gelinkt. Bingo tötete Clay und
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