Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Titel: Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
Vom Netzwerk:
würde ein langer Weg werden, dafür zu sorgen, dass mein Sohn seine eigene dunkle Genialität über-lebte.
    Als Twill gegangen war, nahm ich selbst ein Taxi. Ich nannte dem jamaikanischen Fahrer eine Adresse in der Nähe des Gracie Mansion und lehnte mich zurück. Nachdem Sanderson nun auf freiem Fuß war, hoffte ich, ein paar Informationen aus BH herauszupressen. Ichschloss die Augen und döste einen Moment lang weg. Mein Telefon piepste einmal laut, um mich zu informieren, dass der Akku fast leer war.
    Ich döste noch ein bisschen weiter, bis die Hyänen zu jaulen begannen.
    »Was?«, sagte ich in die unsichtbare Sprechmuschel.
    »Wir können Sanderson nicht finden«, sagte Kitteridge.
    »Was haben die Wachen vor der Tür denn gemacht, als er geflohen ist?«
    »Er hat sie beide k.o. geschlagen, ehe sie wussten, wie ihnen geschah. Mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf. Ich bin beeindruckt, dass Sie ihn auf die Bretter geschickt haben, als er noch im Vollbesitz seiner Kräfte war.«
    »Ich bin bloß froh, dass er mich nicht umgebracht hat.«
    »Wegen Willie würde ich mir keine Sorgen mehr machen.«
    »Warum nicht?«
    »Wenn wir ihn erst mal geschnappt haben –, und ich verspreche Ihnen, wir werden ihn schnappen –, haben wir genug zusammen, um ihn lebenslang ins Gefängnis zu schicken – oder in den Tod.«
    »Was haben Sie denn?«
    Mein Telefon piepte erneut, um zu melden, dass der Saft beinahe alle war.
    »Das ist eine Polizeiangelegenheit, LT.«
    »Kommen Sie. Gestern haben Sie mir noch erzählt, dass ich wegen Sanderson in den Knast gehe.«
    »Jemand hat uns durch seinen Anwalt mitteilen lassen, dass Sanderson versucht hat, seine Frau zu erpressen. Er sagte, Sanderson habe zugegeben, Brown und Tork ermordet zu haben. Außerdem soll Sanderson eine alte Schuld eingefordert haben, um einen Anschlag auf einen gewissen Theodore Nilson im Gefängnis zu organisieren, und einen Mann namens Norman Fell in Albany soll er auch umgebracht haben. Dieser Fell ist der Typ, der sich als Ambrose Thurman ausgegeben hat.«
    Wieder raste mein Herz. Und wieder piepste mein Telefon.
    »Hieß der Typ, in dessen Namen der Anwalt angerufen hat, zufällig Bryant Hull?«, fragte ich.
    Schweigen.
    »Carson!«
    »Was wissen Sie über die Sache, LT?«
    »Haben Sie Sanderson von den Beschuldigungen erzählt?«
    »Was kümmert es Sie?«
    In diesem Augenblick beschloss mein Akku, endgültig den Geist aufzugeben. Man hörte ein Klicken und dann Totenstille.
    Ich dachte an Hannahs Mutter. Wenn Sanderson glaubte, seine Bunny hätte ihn verraten, würde er direkt auf sie losgehen.
    »Fahrer.«
    »Ja, Chef.«
    »Ich muss Ihr Telefon benutzen.«
    »Das Telefon des Fahrers ist nicht für den öffentlichen Gebrauch«, sagte er. Wahrscheinlich sagte er diese Worte ein Dutzend Mal pro Tag.
    »Es ist ein Notfall.«
    »Das ist es immer.«
    »Aber es geht um Leben und Tod.«
    »An der Ecke ist eine Telefonzelle. Ich kann kurz anhalten, wenn Sie wollen.«
    Für einen Münzfernsprecher hatte ich keine Zeit, und wenn ich mich mit dem Fahrer anlegte, würde ich kostbare Minuten verlieren.
    »Ich geb Ihnen hundert Dollar, und Sie können den Anruf selbst machen.«
    »Behalten Sie Ihr Geld, Bruder. In einer Minute sind wir da.«
    Der Applaus meines Vaters wäre diesem aufrechten Individuum der Arbeiterklasse sicher gewesen. Ich fragte mich, was er von mir gehalten hätte.
    Der Öffner des Eingangstors summte, als ich eintraf. Später erfuhr ich, dass das Tor nach dem Drücken des Alarmknopfes offen blieb, damit die Polizei das Grundstück betreten konnte.
    Meine Adrenalinversorgung ließ an diesem Tag nicht nach. Mühelos erklomm ich die steinerne Treppe. Die Haustür war ebenfalls mit dem Sicherheitssystem verbunden.
    Zwei der Dienstmädchen lagen bewusstlos auf dem Boden. Ein großer Schwarzer in einem dunkelroten Anzug lag wie tot am Fuß des Blumentisches. Und auf halber Treppe in den ersten Stock beugte sich Willie Sanderson über den Körper einer Frau und würgte sie.
    Ich setzte mich wieder in Bewegung. Nach drei taumelnden Sätzen sprang ich auf den Rücken des Mörders und ließ meine Fäuste auf seinen Kopf und seine Schultern prasseln.
    Zunächst fühlte es sich an, als wäre ich auf den Rücken einer Bronzeskulptur von Rodin gesprungen. Willies Körper gab nicht mal unter dem Gewicht nach. Aber die Häufung der Schläge setzte ihm irgendwann doch zu. Er stand auf und schüttelte mich mit derselben Bewegung ab. Ich dachte, er wollte mich

Weitere Kostenlose Bücher