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Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Titel: Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Sache ans Licht kommt, werden die dunklen Nischen mit Helligkeit überflutet.
    Bunny war die grelle Sonne im Kaninchenstall meines Verstandes.
    Zwei Blocks entfernt von der Hull’schen Villa sprang ich in ein Taxi und blieb angesichts der auf mich einprasselnden Erkenntnisse beinahe katatonisch auf der Rückbank sitzen.
    Eine Straße vom Tesla Building entfernt rief ich Tiny, The Bug, an.
    »Ja, LT?«
    »Ich möchte, dass du mir eine Website auf den Namen einer anderen Person einrichtest«, sagte ich. »Wie viele Minuten wird das dauern?«
    »Fünftausend Dollar.«
    »Das ist Geld, keine Minuten.«
    »Tausend Dollar die Stunde, beginnend vor zwanzig Sekunden.«
    »Abgemacht.«
    Ich nannte ihm die Details. Er grunzte zwei Mal, stellte vier Fragen und beendete die Verbindung.
    Eine meiner Erkenntnisse war, dass mir keine andere Wahl blieb, als Tony, The Suit, A Manns Adresse zu geben.
    Ich machte den Anruf, als ich wieder an meinem Schreibtisch saß.
    »Ja«, meldete sich ein Mann, der nicht Tony war.
    »Lucas?«
    »Wer ist da?«
    »Leonid McGill.«
    »Oh«, sagte er. Die Vorsicht, die sich in dieser einzigen Silbe ausdrückte, verriet mir, dass Vartan Tony fallengelassen haben musste.
    »Was wollen Sie?«, fragte Lucas leise.
    »Frieden im Nahen Osten und einen dunkelhäutigen Präsidenten im Oval Office. Ach ja, ich möchte mit deinem Boss über Mann sprechen.«
    »Welchen Mann?«
    Im Hintergrund fragte irgendjemand etwas, und Lucas, der Knochenbrecher, hielt bei seiner Antwort die Hand auf die Muschel.
    Es folgten diverse gedämpfte Geräusche, bevor Tony selbst an der Strippe war.
    »Der Job ist eine Sache nur zwischen uns beiden, LT«, waren seine ersten Worte. »Was hast du für mich?«
    »Die Kragenweite und Adresse von Mann.«
    »Wo treffen wir uns?«
    »Hast du mein Geld?«
    »Du weißt, dass mein Wort etwas zählt.«
    »Und du weißt, wie ich arbeite, Tony. Nachdem der Job erledigt ist, werde ich bezahlt. Der Job ist erledigt, und ich hab noch keinen Penny gesehen. Wir haben uns nicht einmal über den Preis geeinigt.«
    »Ich dachte, du würdest es als Gefallen ansehen.«
    »Nein.«
    »Du solltest dich lieber nicht mit mir anlegen, McGill.«
    »Mich mit dir anlegen? Ich will nicht mal mit dir reden. Aber wenn wir miteinander reden, erwarte ich, bezahlt zu werden. Fünfzehntausend Dollar.«
    »Bist du verrückt?«
    Ich unterbrach die Verbindung mit dem Mittelfinger.
    Ich saß da, starrte aus dem Fenster auf New Jersey und fragte mich, wie oft ich mit so etwas davonkommen konnte, ohne umgebracht zu werden. Das ließ mein Herz lächeln. Ich lebte, verdammt noch mal, und das fühlte sich sehr, sehr gut an.
    Eine Affenhorde kreischte in meiner Brusttasche.
    »Ja, Tone?«
    »Okay«, sagte er.
    »Gut. Ich bin im Augenblick sehr beschäftigt. Ich ruf dich morgen an und sag dir, wo du mir die Kohle geben kannst.«
    »Heute.«
    »Morgen. Wegen Ort und Uhrzeit melde ich mich noch mal. Du bringst das Geld mit, und ich gebe dir, was du brauchst.«
    Bevor er widersprechen konnte, drückte ich auf die rote Taste.
    Mein nächster Anruf war ein Akt der Intuition.
    Bei der ersten Nummer, die ich wählte, wurde ich direkt an eine Mailbox weitergeleitet, die mir erklärte, dass der Teilnehmer nicht erreichbar war.
    Dann wählte ich die Nummer, die ich am längsten kannte.
    »Hallo?«, meldete sich eine zittrige Stimme.
    »Mardi?«
    »Hi, Mr. McGill.«
    »Lass mich mit Twill sprechen, Schätzchen.«
    »Äh ...«
    »Es ist wichtig.«
    »Er ist nicht ... er ist nicht da.«
    »Nicht da? Wo ist er denn?«
    »Ich weiß nicht«, stotterte sie.
    Ich brauchte keine periphere Kreativität, um mir Sorgen darüber zu machen, wo er sein könnte.
    »Hör mir gut zu, Mardi«, sagte ich. »Ich weiß Bescheid über deinen Vater, ich weiß, was er dir angetan hat und dass du dir Sorgen um deine Schwester machst. Ich weiß, was Twill vorhat. Aber ihr müsst euch deswegen keine Gedanken mehr machen. Ich kann ihn erledigen, ohne dass mein Sohn dafür ins Gefängnis muss. Aber du musst mir sagen, wo Twill jetzt ist.«
    Schweigen.
    »Mardi«, sagte ich. »Twill wird die nächsten zwanzig Jahre im Gefängnis verbringen. Und du auch. Wer kümmert sich dann um deine Schwester?«
    »Er ist ...«
    »Ja?«
    »In unserer Straße ist heute Nachmittag ein Straßenfest.«
    »Ich dachte, das wäre erst nächste Woche.«
    »Daddy hat die Termine durcheinandergebracht. Er musste schnell runter ins Village, um die Fotos zu holen,die er verkauft. Inzwischen sollte

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