Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Titel: Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
Vom Netzwerk:
Wichser hat versucht, mich umzubringen«, sagte er.
    »Wer?«
    »Hab den Typen nie gesehen. Ein Weißer. Sie mussten ihn verlegen, weil meine Homies ihn sonst kaltgemacht hätten.«
    »Wann war das?«
    »Vorgestern.«
    Verdammt.
    »Und Sie haben ihm nichts getan?«, fragte ich.
    »Hab ihn vorher nie gesehen. Ist einfach aus dem Nichts gleich auf meine Pumpe los. Was interessiert Sie der Scheiß?«
    Toolie hatte eine ganz spezielle Art zu rauchen. Er sog den Rauch in den Mund, schob dann die Unterlippe vor und blies den Qualm in seine Nasenlöcher.
    Ich fragte ihn nach seinen drei Jugendfreunden.
    »B-Brain ist schon weg, als er noch in der Highschool war«, sagte Toolie. »Seine Mama fand, wir wären schlechter Einfluss. Jumper und Big Jim hab ich ab und zu mal gesehen, aber dann hat sich Big Jim den goldenen Schuss gesetzt.«
    »Jumper ist vor ein paar Tagen ermordet worden«, sagte ich. »Roger Brown auch.«
    »Alle beide?«
    »Ja.«
    »Verdammt.«
    »Und jetzt Sie?«
    »Ich? Ich bin nicht tot.«
    »Kommen Sie, Mr. Nilson«, sagte ich. »Irgendein Typ, den Sie gar nicht kennen, versucht, Sie aufzuschlitzen. Das sind ein bisschen viele Zufälle.«
    »Wer soll denn drei Nigger wie uns umbringen wollen?«, nörgelte Toolie. »Ich hab Roger seit mindestens siebzehn Jahren nicht mehr gesehen, und mit Jumper hatte ich auch nichts zu tun – nicht wirklich.«
    »Vielleicht geht es um irgendeine Sache aus der Zeit, als Sie vier noch zusammen auf Achse waren«, schlug ich vor.
    »Zum Beispiel?«
    Der Argwohn schlich sich zurück in die Augen des fetten Sträflings. Die Nachrichten, die ich brachte, waren selbst für einen abgehärteten Verbrecher brutal. Die Tatsache, dass irgendjemand im Gefängnis einen Killer auf ihn angesetzt hatte, zeigte ihm seine Verwundbarkeit. Wenn der Preis stimmte, würde ihm vielleicht sogar einer seiner Homies ein Messer in den Rücken rammen.
    »Ich könnte ein gutes Wort zu Ihrem Schutz einlegen«, sagte ich.
    »Warum sollten Sie das tun?«
    »Erzählen Sie mir von Thom Paxton.«
    »Von wem?«
    »Sie haben ihn Smiles genannt.«
    Das Fett um Nilsons Augen zog sich zu einem prallen Schlitz zusammen. So starrte er mich fast eine Minute lang an.
    »Das war ein Unfall«, meinte er schließlich. »Das haben sogar die Bullen gesagt.«
    »Was ist passiert?«
    Bevor er antwortete, schüttelte Toolie den Kopf. Erwar schon lange genug auf der Welt, um zu wissen, dass alles, was man sagte, gegen einen verwendet werden konnte und würde.
    »Wenn ich hier ohne die Geschichte wieder rausgehe, wird Sie irgendjemand umbringen«, versprach ich ihm.
    »Ich hab nix getan.«
    »Die anderen auch nicht.«
    »Was soll ich denn machen, Mann?«, jammerte er.
    »Was ist mit Smiles passiert?«
    »Also das war so«, sagte Toolie und zog unbewusst die Schultern hoch, »ich und die anderen sind zum Kiffen immer auf diese Baustelle gegangen.«
    »Smiles auch?«
    »Ja. Der weiße Junge war damals unser Nigger. Smiles war hart im Nehmen. Im Sommer ist er immer zu seinem Vater irgendwo im Norden gefahren. Im Herbst kam er dann zurück, weil er ein Stipendium für eine Privatschule hatte.«
    »Er lebte bei seinem Vater?«
    »Ja.«
    »Was war mit seiner Mutter?«
    »Sie war krank oder irgendwas. Oder tot, keine Ahnung.«
    »Auf welche Schule ging er?«
    »Weiß ich nicht, Mann. Aber der Bruder von Georgie Girl hat da gearbeitet. So hat sie auch Smiles kennengelernt.«
    »Sie meinen Georgiana Pineyman?«, fragte ich.
    »Ja. Ja.«
    »War sie auch mit auf dieser Baustelle?«
    »Nee, Mann. Nur wir vier. Jumper hatte ein paar Joints dabei, und wir haben uns bekifft. Das war alles.«
    »Wie ist Smiles gestorben?«
    Toolie warf mir einen scharfen Blick zu. Er wusste, dass er die Wahrheit nicht allzu sehr dehnen konnte.
    »Können Sie mir wirklich helfen?«, fragte er.
    Ich nickte. »Und jetzt erzählen Sie mir, was passiert ist.«
    »Das Ganze war Big Jims Schuld. Ich meine, es war ein Unfall, aber wenn Big Jim seine große Klappe gehalten hätte, wäre es nie passiert.«
    »Was hat Jim gesagt?«
    »Er hat immer wieder davon angefangen, dass B-Brain sich im Sommer, wenn Smiles bei seinem Vater im Norden war, um Georgie Girl gekümmert hat. Er hat gar nicht mehr damit aufgehört, bis Smiles irgendwann sauer wurde. Er war weiß und alles, aber er war ein harter Bursche. Roger hat einfach nur gelacht, aber Smiles war breit und wollte sich prügeln. Er ist auf B-Brain los, aber der Nigger ist weggerannt.« Toolie gluckste bei der

Weitere Kostenlose Bücher