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Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Titel: Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Ihres Koffers?«
    »Drei.«
    »In der Hudson Avenue etwa einen Block nördlich der Bleecker Street gibt es einen Kramladen«, sagte ich. »Er heißt Iko’s. Stellen Sie das Schloss auf sechs-sechs-sieben und deponieren Sie den Koffer für eine Joan Ligget.«
    »Soll ich da auch Ihr Geld reintun?«
    »Ja. Tun Sie das«, sagte ich. »Und jetzt erzählen Sie mir, was Sie haben.«
    Eine Viertelstunde später wählte ich Zephyra Ximenez’ Nummer.
    »Ja, Mr. McGill?«
    »Lassen Sie bei Iko’s einen Koffer für mich abholen und am Empfang meines Gebäudes abgeben, so schnell wie möglich.«
    Shelly und Dimitri setzten sich gerade mit ihrer Mutter zum Essen, als ich hereinkam. Ich hatte angerufen und Katrina hatte die Mahlzeit termingerecht serviert. Ich trug den Aktenkoffer mit dem Geld abzüglich meines Honorars bei mir.
    »Hi, Daddy«, sagte meine Tochter ein bisschen zu laut.
    Dimitri grunzte, und ich nickte ihm zu.
    Katrina ist die beste Köchin, die ich kenne – ohne jede Ausnahme. An diesem Abend hatte sie rote Bohnen und Reis in einer scharfen Tomatensauce mit Andouille und Chorizo vorbereitet. In kleinen Schälchen in der Mitte des Esstischs hatte sie geriebenen weißen Käse, gehackte Gemüsezwiebeln, grüne Oliven und gewürfelte Jalapeños bereitgestellt – komplett mit Kernen und allem.
    Ich nahm am Kopf des Tisches Platz und stellte den Koffer neben mich. Ich mochte gutes Essen. Vom anderen Ende strahlte Katrina mich an, und für eine Weile vergaß ich unsere Differenzen und Trennungen.
    »Riecht fantastisch, Schatz«, sagte ich. »Wie geht’s dir, D?«
    »Ganz okay«, murmelte Dimitri.
    »Und wie läuft’s an der Uni?«
    »Gut.«
    »Brauchst du irgendwas?«
    Er schüttelte den Kopf. Was bedeutete, dass er nichts mehr sagen würde.
    Aber das war mir egal. Ich dachte an die junge Frau skandinavischer Abstammung, die ich neun Monate lang leidenschaftlich geliebt hatte, mit über die darauf folgenden zwei Jahre verteiltem sporadischem Wiederaufflackern.
    Womit hatte Tim es verglichen? Mit einem Achtundvierzigstunden-Bazillus. Unsere Liebe war eher eine Art mehrjährige Schwindsucht auf Thomas Manns Zauber-
    berg. So lange hatten wir jedenfalls gebraucht, um uns davon zu erholen. Obwohl die Symptome inzwischen abgeklungen waren, wurde ich beim Abendessen häufig daran erinnert.
    »Ich belege im Herbst ein Seminar über afroamerikanische Geschichte, Dad«, sagte Shelly munter und noch immer ein wenig zu laut. »Ich habe mit Professor Hill ein unabhängiges Studienprojekt für das Wintersemester geplant. Wir wollen die Beziehung der Schwarzen zum Kommunismus beleuchten ...«
    Sie fuhr fort, mir vom politischen Engagement und der vermeintlichen Naivität Paul Robesons zu berichten. Offenbar geschah alles, was Shelly tat, mit der Absicht, mich glücklich zu machen. Manchmal fragte ich mich, ob es nicht vielleicht eine Gnade wäre, ihr zu erzählen, dass ich nicht ihr leiblicher Vater war.
    Sie redete immer noch, als Twill das Esszimmer betrat. In seiner Begleitung war ein dünnes, verwahrlost wirkendes weißes Mädchen mit aschblondem Haar und unendlich traurigen blassen Augen. Ich hatte sie lediglich auf Bildern als jüngeres Mädchen gesehen, doch ich hätte Mardi Bitterman auch noch wiedererkannt, wenn sie im Rentenalter gewesen wäre.
    »Mom, Pop«, sagte Twill fröhlich. »Schwesterchen, Bulldog«, begrüßte er seine Geschwister. »Das ist Mardi, eine Freundin aus der Schule.«
    »Hi«, sagte das Mädchen kaum hörbar.
    »Du bist zu spät zum Essen«, tadelte Katrina. »Und jetzt setzt euch, alle beide.«
    An ihrem Gesichtsausdruck erkannte ich, dass Katrina über den unangekündigten Gast nicht glücklich war. Aber sie wusste aus Erfahrung, dass, wenn sie sich beklagte, Twill gehen würde – was mir die Stimmung verdorben hätte.
    Twill platzierte Mardi neben Shelly, weil er wusste, dass seine Schwester das Kind sofort unter ihre Fittiche nehmen würde. Und in der Tat nahm meine Tochter sich des verletzlichen Gespensts von einem Mädchen sofort an. Ein paar Minuten später plapperten sie munter miteinander wie neue Freundinnen. Shelly sprach laut mit ausdrucksvoller Mimik, während Mardi flüsterte und manchmal sogar ihren Mund halb verdeckte.
    Mit der Anwesenheit der Fremden am Tisch war Katrinas Mona-Lisa-Lächeln verblasst. Ich bezweifle, dass Dimitris Stimmung sich verändert hätte, auch wenn plötzlich ein Atomkrieg ausgebrochen wäre. Das Mädchen schien einigermaßen zurechtzukommen, und Twill

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