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Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Titel: Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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er und nahm zögernd mir gegenüber Platz. »Tolles Gebäude.«
    Er war nervös, doch das musste nicht unbedingt heißen, dass er etwas Finsteres im Schilde führte. Untreue Ehefrauen oder manchmal auch stehlende Angestellte konnten Männer genauso beunruhigen.
    »Kommen wir zum Geschäft, Mr. Moore.«
    »Ich bin Büro-Manager«, sagte er. »Für Crow und Williams.«
    »Ich meine, was machen Sie hier?«
    Ein Lächeln huschte über den sinnlichen Mund des Mannes. Dieses matte Grinsen wurde rasch zur Grimasse.
    »Verzeihung«, sagte er. »Ich bin so was nicht gewohnt.«
    »Jetzt sind Sie hier«, sagte ich. »Sprechen Sie’s aus – ein Wort nach dem anderen.«
    »Ich werde erpresst«, sagte er mit halber Kraft.
    Er zog eine Zigarette aus der Tasche.
    »Hier wird nicht geraucht«, informierte ich ihn. Schließlich hatte ich mir keine mehr angesteckt, seit ich Toolie in der Krankenabteilung des Gefängnisses besucht hatte.
    Er betrachtete den weißen Stängel in seiner Hand, schob ihn wieder in die Packung, die er in der Jackentasche verschwinden ließ, bevor er tief einatmete, als würde er trotzdem rauchen.
    Beim Ausatmen sagte er: »Ich bin mit einer wunderbaren Frau verheiratet, Mr. McGill. Ich liebe sie seit sechzehn Jahren.«
    Ich glaubte ihm beinahe.
    »Haben Sie ein Foto?«
    Er beugte sich auf einer Arschbacke vor und hob die andere aus dem lehnenlosen Eschenholzstuhl. Er hätte nach einer Waffe greifen können, doch seit dem Debakel mit Willie Sanderson hatte ich auch im Schreibtisch des Vorzimmers eine Pistole deponiert, die ich im selben Moment packte.
    Aber er zückte nur eine Brieftasche und klappte sie auf, um mir das Bild einer unscheinbaren Brünetten mit einem aufgemalten Lächeln zu zeigen. Bei der Aufnahme des Fotos war sie etwa Mitte dreißig gewesen. Ich glaubte nicht, dass der Mann sich all die Umstände gemacht hatte, nur um eine Lüge vorzubereiten.
    Ich nickte, und er steckte die Brieftasche wieder weg.
    »Vor achtzehn Monaten hatte ich ein Techtelmechtel mit einer kleinen Asiatin namens Annie«, sagte er. »Es hat nicht lange gedauert. Es war eine Art Achtundvierzigstunden-Bazillus. Ich war bei einem Seminar in Atlantic City, und sie wohnte im selben Hotel. Sie hat mich ein paar Mal hier in New York besucht, doch da war ich schon über sie hinweg und wollte die Sache irgendwie beenden. Schließlich erklärte ich ihr einfach, dass ich meine Frau liebe, und damit basta.«
    »Wie hat sie es aufgenommen?«
    »Ziemlich gut.« Er nickte. »Ganz okay. Sie wirkte traurig, meinte jedoch, dass sie mich verstehen würde. Sie hatte selbst einen festen Freund und fühlte sich ebenfalls schuldig.«
    »Und diese Annie erpresst sie jetzt?«
    »Angerufen hat ein Mann. Aber womöglich hat sie ihn dazu angestiftet. Er behauptet, er hätte Fotos. Er wusste, wo wir abgestiegen sind und was wir ... was wir im Einzelnen gemacht haben.« Moore zögerte kurz bei der Erinnerung. »Ich hatte eine reiche Tante, die gestorben ist – Mona Lester. Ich hab ein bisschen was geerbt.«
    »Wusste Annie von dieser Tante?«
    Tim blinzelte, wie es unerfahrene Boxer manchmal tun, wenn man einen soliden Körpertreffer gelandet hat.
    »In den ersten paar Tagen hab ich ihr fast alles erzählt. Ich dachte, es wäre Liebe. Ich hatte ja keine Ahnung.«
    »Wie viel verlangen sie?«
    »Fünfundzwanzigtausend.«
    »Und wie viel haben Sie geerbt?«
    »Zweihundertachtundsechzigtausend, obwohl ich dachte, es würde näher an eine Million heranreichen.«
    »Das ergibt keinen Sinn«, sagte ich. »Eigentlich hätten sie mehr fordern müssen.«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Timothy Moore. »Der Typ am Telefon sagte, er müsse nur eine Schuld begleichen. Er will, dass ich das Geld morgen Abend zu einem abbruchreifen Gebäude in der West 24 th Street bringe.«
    »Warum gehen Sie nicht zur Polizei? Die würden den Typen schnappen, ihm den Arm verdrehen und nach dem Mädchen fahnden. Das wäre leicht und legal.«
    »Ja.« Er sah mich mit elendem Blick an. »Aber dann würde es eine Ermittlung und vielleicht einen Prozess geben. Margot würde es erfahren. Und für sie wäre nur die Affäre entscheidend. Ich möchte meine Frau nicht verlieren, Bruder.«
    Es ist immer seltsam, wenn ein Weißer mich Bruder nennt. Ich frage mich jedes Mal, ob er mich reinlegen will.
    Doch der Mann klang ehrlich aufgewühlt. Er durchlitt echten Schmerz, und trotzdem ... dieser Gestank nach Flieder und Schweiß.
    »Und was wollen Sie von mir, Mr. Moore?«
    »Ich gebe Ihnen

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