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Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Titel: Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Tim«, sagte ich. »Ich brauche ein paar Antworten.«
    »Was für Antworten?«
    »Wem haben Sie von dem Geld erzählt?«
    »Niemandem. Warum?« Der drahtige kleine Kerl trug einen smaragdgrünen Bademantel über einem violetten Pyjama. Er war nervös, wohl auch verwirrt, und versuchte verzweifelt zu begreifen, was es zu bedeuten hatte, dass ich vor seiner Tür stand. Mir fiel auf, dass er seine rechte Hand außer Sichtweite hielt.
    »Irgendjemand wusste es. Man hat mir auf dem Weg zum Treffpunkt aufgelauert, mir einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst und den Koffer gestohlen.«
    Während ich sprach, schlich Hush den Flur hinunter. Als er einen Schritt rechts von mir war, rammte ich dieSchulter gegen die Tür. Die Kette riss, die Tür schwang abrupt und heftig auf. Moore hatte nicht einmal Zeit aufzuschreien. Er sank bewusstlos zu Boden, als Hush und ich in die Wohnung stürmten. Während Hush die Tür sicherte, hob ich die Pistole auf, die der Mordkomplize hatte fallen lassen.
    Ich packte Tim unter den Schultern und warf ihn auf einen großen gelben Sessel. Hush ging durch eine Tür zur Rechten, während ich mich umsah.
    Der Polstersessel war das einzige Möbelstück. Er stand vor einem 72-Zoll-Plasmafernseher, daneben ein Beistelltisch. Der Boden bestand aus breiten, dunklen, dick versiegelten Holzdielen.
    Moore rutschte stöhnend vom Sessel. Ich ließ ihn auf den Boden plumpsen. Haltung und Anstand interessierten mich nicht.
    Der Killer kam zurück und deutete mit einer knappen Kopfbewegung an, dass sich sonst niemand in der Wohnung aufhielt.
    Ich war ein wenig beunruhigt darüber, dass wir so gut zusammenarbeiteten.
    Hush hockte sich vor unser Opfer und kniff ihm in die Wange, bis sie knallrot war.
    Moore öffnete die Augen, die sich vor Angst bis zu den Brauen weiteten.
    Hush zeigte ihm seine Pistole.
    »Wir werden reden«, sagte ich. »Kapiert?«
    Moore nickte.
    »Setzen Sie sich auf den Sessel«, befahl ich, auch um Hush die Kontrolle über das Verhör zu entziehen.
    Tim war ein wenig unsicher auf den Beinen, doch er schaffte es.
    »Sie wollten mich umbringen lassen«, sagte ich betont freundlich. »Warum?«
    »Ich hab nicht ...«
    »Bringen Sie den Satz nicht zu Ende. Lügen Sie mich nicht an. Meine Geduld ist aufgebraucht. Beantworten Sie einfach meine Frage, dann erleben Sie vielleicht einen weiteren Tag.«
    Moore rülpste laut. Es klang irgendwie feucht.
    Ich sah, wie sich ein Dutzend Lügen hinter seinen Augen formten und wieder verflüchtigten.
    Hush legte seinen Arm auf den Sessel und hielt die Pistole beinahe achtlos. Die Pose hätte auch unprofessionell wirken können, doch ich sah die stetig wachsende Sorge in Moores Blick. Irgendetwas an Hush roch nach Endgültigkeit.
    Mr. Hushs Geruch war nicht der einzige. Moore schwitzte wahrscheinlich sogar noch stärker als in meinem Büro.
    Mir fiel ein kleiner Bilderrahmen auf dem Beistelltisch auf. Darin steckte ein Bild der Frau, deren Foto Moore in seiner Brieftasche hatte.
    »Hull«, sagte Tim und rülpste noch einmal. »Roman Hull.«
    Endlich ... ergab irgendetwas einen Sinn.
    »Wie ist das gelaufen?«, fragte ich.
    »Er, er hat mich angerufen und gesagt, ich soll mich bereithalten.«
    »Und?«
    Eine Viertelstunde später brachte ein Bote ein Päckchen. Es enthielt ein Handy. Eine weitere Viertelstunde später kam der Anruf.
    »Von Roman?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht. Es war eine andere Stimme. Man bot mir einen Haufen Geld. Wirklich sehr viel Geld.« Er betonte die letzten Worte wie eine Art Erklärung.
    »Woher kennen Sie Hull?«, fragte ich.
    »Ich hab vor langer Zeit manchmal als Chauffeur für ihn gearbeitet. Als ich in Attica gesessen habe, hat er den Kontakt gehalten. Nach meiner Entlassung hat er mir hin und wieder kleine Jobs gegeben.«
    »Wo ist das Handy?«
    »Eine Stunde später kam derselbe Typ und hat es wieder abgeholt. Er hat mir auch den Aktenkoffer dagelassen.«
    Hush richtete sich auf, und Timothy zuckte zusammen.
    »Nur, damit das geklärt ist«, sagte ich. »Das Geld war für meine Ermordung?«
    Der ängstliche Mann nickte.
    »Wie nehmen Sie Kontakt zu ihm auf?«
    »Gar nicht.«
    Hush stand auf.
    »Geh runter zum Wagen, LT«, sagte er.
    »Hey, warten Sie!«, flehte Tim, verstummte jedoch abrupt, als Hush einen Finger hob.
    »Nein«, sagte ich.
    »Dann warte einfach vor der Tür«, schlug Hush vor.
    »Wir sind nicht hier, um jemanden zu töten.«
    »Aber du hast ihn gehört.«
    »Ich habe eine neue Seite aufgeschlagen«,

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