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Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Titel: Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Und für ernsthafte Probleme braucht man vielleicht ernsthafte Hilfe. Wenn jemand wie ich involviert ist, kommt einem der Gedanke ganz automatisch.«
    »Ich brauche ihn nicht«, sagte ich mit aller Gewissheit, die ich aufbringen konnte.
    Um viertel vor fünf betrat ich mit einem kleinen Koffer das Gebäude, in dem ich Timothy Moores Erpresser treffen sollte, durch den Hintereingang.
    Ich betrat Apartment C im vierten Stock und schaltete meinen zweiten Computer an. Ich loggte mich in dieselbe langweilige Übertragung aus der Wohnung zwei Etagen tiefer ein und machte es mir bequem.
    »Ich bin drin«, sagte ich in das Bluetooth-Headset an meinem linken Ohr.
    »Verstanden«, erwiderte Hush.
    Etwa eine Stunde lang passierte gar nichts. Ich saß in dem dunklen Zimmer, vor mir einen Monitor mit dem Bild eines noch dunkleren Zimmers.
    Im Halbdunkel auf ein Bild der Dunkelheit zu starren war gespenstisch friedlich. Kein Geräusch lenkte mich ab, kein Bild beschäftigte meine Aufmerksamkeit. Ich war hellwach und voll konzentriert, gleichzeitig irgendwie in Trance. Ich dachte an nichts, und das war eine unaufhörliche Wohltat, wie die monotone Schönheit eines Wasserfalls.
    »Ein großer Typ, der mir irgendwie bekannt vorkommt, und der andere, dessen Foto du mir gezeigt hast, kommen die Treppe hoch«, sagte Hush um sieben Minuten nach sechs.
    »Timothy Moore?«
    »Wenn das der auf dem Bild war.«
    Einige Minuten verstrichen, ehe ein helles Licht in den Raum auf meinem Monitor fiel. Im Widerschein einer großen Taschenlampe konnte ich zwei verschwommene Gestalten ausmachen. Die eine schloss die Tür, schaltete eine tragbare Neonlampe an und machte die Taschenlampe aus. Ich erkannte Timothy Moore in einem langärmeligen schwarzen T-Shirt und schwarzer Hose neben einem ebenfalls dunkel gekleideten, größeren Mann. Sie sahen sich im Zimmer um, wirkten zufrieden darüber, nichts entdeckt zu haben, und stellten zwei Campingstühle mit Blick zur Tür auf. Der große Typ nahm einen Beutel von seiner Schulter und begann ein zerlegtes Gewehr zusammenzusetzen. Das Kaliber konnte ich nicht erkennen, weil die Fiberoptik-Linse keine so hohe Auflösung hatte. Es war, als würde man eine uralte Videokassette mit einer Fernsehserie von früher abspielen.
    Die Männer sprachen miteinander, doch meine Wanze hatte kein Mikro. Allerdings brauchte ich auch keinen Ton, um ihre Absichten zu deuten.
    »Was passiert da drin, LT?«, fragte Hush.
    Ich erzählte es ihm.
    »Hast du sechsunddreißigtausend Dollar?«
    »Nein.«
    »Willst du sie dir leihen?«
    »Nein.«
    »Na, dann komm runter«, sagte er. »Lass uns Steaks essen gehen.«
    »Ich will warten und ihnen folgen«, sagte ich.
    »Nicht nötig. Der Name des großen Typs ist mir wieder eingefallen. Er heißt LouBob Georgias. Er hat früher für die Gewerkschaft gearbeitet.«
    »Weißt du, wo man ihn finden kann?«
    »Wenn er noch in der Szene aktiv ist, kann ich ihn zu jeder Tages- und Nachzeit aufspüren.«
    »Okay. Ich komm runter.«
    Am Central Park West in der Nähe der 77 th Street gab es ein Steakhaus namens Riff’s, von dem ich noch nie gehört hatte. Sie hatten ein Bone-in-Rib-Eye, das fünfundvierzig Tage lang abgehangen hatte. Ich bestellte einen Scotch mit Soda zum Herunterspülen. Hush trank zu seinem Steak mit Ofenkartoffel ein Glas Wasser ohne Eis.
    Auf dem Weg hierher hatten wir kaum geredet, und während des Essens sagten wir auch nicht viel.
    »Erzähl mir von diesem LouBob«, sagte ich, nachdem wir beide auf das Dessert verzichtet hatten.
    »Ein Schläger«, sagte Hush. »Ist in die Szene gekommen, indem er sich ständig mit irgendwem geprügelt hat. Ich hab schon immer gedacht, dass er kein Profi ist.«
    »Woher kennst du ihn?«
    »Er war Leibwächter für einen Typen, für den ich einen Job erledigt habe. Später sind wir uns noch mal begegnet, als ich dem Boss des Bosses seines Bosses vorgestellt wurde. Er stand irgendwo im Norden vor einem Tor«, sagte Hush. »Während ich auf dich gewartet habe, habe ich einen Bekannten angerufen, der mir erzählt hat, wo man LouBob abends meistens trifft.«
    »Die wollten mich umbringen«, sagte ich.
    »Ja. Auf jeden Fall.«
    Die Rechnung kam, und ich bezahlte.
    Vom Restaurant fuhren wir zu einem Lokal namens Little Ron’s Piano Bar im Erdgeschoss eines Wohnhauses am Central Park West. Hush besorgte uns Plätze an der Wand in der Ecke, von denen aus wir die Bar gut im Blick hatten.
    Der Klavierspieler übte seinen Fats Waller, also war ich

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