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Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Titel: Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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großen Kongress streiken. Wir sollten einen Typen überreden, die Sache abzublasen. Keine Ahnung, wer ihn engagiert hatte. Er hat nur gesagt, er würde für einen reichen Mann arbeiten. Einen reichen Mann. Seinen Namen weiß ich nicht.«
    LouBob schwitzte, wofür ich ihn nicht verachtete – Hushs Blick würde jedem vernünftigen Mann die Poren öffnen.
    Der Barkeeper kam zurück, stellte die drei Drinks ab und verzog sich wortlos wieder.
    Als er weg war, fragte ich: »Wie viel?«
    »Wofür?«, stotterte LouBob.
    »Wie viel hat man dir dafür bezahlt, mich umzulegen?«
    »Sechs, sechstausendfünfhundert.«
    »Dollar? Nicht einmal Euro? Du beendest das Leben eines Mannes für Kleingeld?«
    LouBob schluckte hart, sagte jedoch nichts.
    »Wo wohnt Tim?«, fragte Hush.
    LouBob ratterte eine Adresse etwa einhundertfünfzig Blocks weiter nördlich herunter.
    »Du hast doch in der Gegend von Miami ein Haus am Meer, oder, Lou?«, fragte der Killer.
    »Ja?«
    »Du siehst blass aus. Ich denke, du solltest runterfliegen – gleich heute Nacht. Und noch was, ruf vorher niemanden an, verstanden?«
    »Ja. Ich hab dich verstanden, Hush.«

46
    Um diese Nachtzeit war es sehr still in Washington Heights. Wir fuhren an der Adresse vorbei, die LouBob uns genannt hatte, und parkten ein paar Blocks entfernt. Wir saßen eine Weile da und warteten darauf, dass die Nacht tiefer wurde.
    Um halb zwei schlenderten wir die Straße entlang wie zwei Spaziergänger an einem Sonntagnachmittag. Wir waren beide bewaffnet, aber das war okay. Selbst wenn die Bullen uns anhalten sollten, hatte jeder von uns einen Waffenschein.
    Das einzige Geräusch in Moores Straße war Gelächter aus einem Park in der Nähe des Wassers.
    Kein Wagen kam vorbei.
    Tim hatte eine Zweitwohnung in der Loquat Street, im zweiten Stock eines türkisfarbenen Monolithen, der sich über dem Hudson erhob.
    Leute wie Moore waren wie Chamäleons: Sie versteckten sich für jedermann sichtbar. Er hatte keine zusätzlichen Schlösser an seiner Tür und verwendete auch kein Pseudonym. Er war derjenige, der einen ausfindig machte, eine Markierung am Briefkasten hinterließ oder einem einen Koffer voll Bargeld gab und anschließend erschießen ließ, wenn man den Raum betrat. Er lebte so dicht an der Grenze zur Anständigkeit, dass er den Fehler beging zu glauben, er sei ein Zivilist: sicher in seinem eigenen Haus, unter seinem eigenen Namen.
    Ich drückte auf die Klingel von Apartment 3A und wartete. Hush stand ein wenig abseits der Haustür, falls es ein elektronisches Auge gab, das wir übersehen hatten.
    »Wer ist da?«, fragte Timothy etwa eine Minute später.
    »McGill.«
    »Wissen Sie, wie spät es ist?«
    »Ich hab ein Problem, Mr. Moore.«
    »Kann das nicht warten?«
    »Nein. Ich bin überfallen worden.«
    »Woher haben Sie meine Adresse?«
    »Ein Polizist hat mich einen Blick in den Computer des Departments werfen lassen. Ihre Adresse war wegen Ihrer Gefängnisstrafe gespeichert.«
    »Sie sind zur Polizei gegangen?«, fragte Tim Moore.
    »Man hat mich überfallen, Mann. Die haben das ganze Geld geklaut. Aber keine Sorge, die Bullen denken, ich würde bloß ein Geschäft für Sie abwickeln.«
    »Was wollen Sie?«
    »Lassen Sie mich rein.«
    Er zögerte. Ich hatte ihm eine Menge Informationen gegeben. Ich hatte seinen Einsatz verloren, mit den Bullen geredet und seinen Namen erwähnt. Außerdem wusste ich bereits, wo er wohnte, konnte ihm also jederzeit zusetzen.
    Während er seine Optionen abwog, entdeckte ich einen kleinen Holzkeil auf dem Absatz vor der Doppeltür des Hauseingangs. Wahrscheinlich wurde er von Zeit zu Zeit benutzt, wenn die Leute Möbel oder große Geräte transportierten.
    Ich hob ihn auf.
    »Okay«, sagte Tim. »Dann kommen Sie rein.«
    Er drückte den Summer für die äußere und die innere Tür jeweils nur so lange, dass ich hindurchschlüpfen und die acht Schritte bis zur nächsten hasten musste. Hush blieb draußen, um nicht gesehen zu werden. Er schaffte es nicht rechtzeitig bis zur äußeren Tür, aber das machte nichts. Ich ging halb in den Flur hinein, machte dann kehrt, öffnete die innere Tür, sicherte sie mit dem Keil und öffnete die äußere Tür für Hush.
    Wir gingen schnell die Treppe hoch. Im zweiten Stock suchte ich das Apartment 3A, während Hush im Treppenhaus stehen blieb.
    Ich klopfte an die Tür, und er öffnete sofort. Nun trennten mich nur zehn Zentimeter Kette von meinem Mörder.
    »Was wollen Sie?«, fragte er.
    »Machen Sie auf,

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