Manhattan
dann schneiden Sie sie doch wieder auf‹, worauf er sagt, das könne er nicht tun. In diesem Augenblick werde
ich ein bisschen sauer und frage: ›Mit wem muss ich denn sprechen, um das zu veranlassen‹, worauf er sagt – das wird Ihnen gefallen, Walter – worauf er sagt: ›Versuchen Sie es doch beim Generalstaatsanwalt oder was auch immer in Dänemark, denn dort befindet sie sich jetzt.‹ Dies waren seine genauen Worte. Der Leichnam wurde heute Morgen ausgeflogen.«
»Was wollten Sie denn?«, fragte Walter. »Sie ausstopfen und einrahmen lassen?«
»Allmählich finden Sie Ihren Sinn für Humor wieder«, sagte Zaif. »Das gefällt mir. Nein, was ich mir vorstelle, ist folgendes: Dass jemand sie entweder mit Schnaps abgefüllt hat, bis sie in Ohnmacht fiel, oder ihr etwas in den Wodka tat, was sie k. o. setzte, um sie dann mit flüssigem Pentobarbitol vollzupumpen, was ziemlich clever ist, weil Nembutol nur der Markenname von Pentobarbitol ist. Es sieht also perfekt aus, nicht wahr? Unglückliche Schauspielerin verabschiedet sich mit Schnaps und Pillen in die ewigen Jagdgründe, wenn wir schon von Klischees sprechen.«
Was ungefähr das ist, was auch ich herausgefunden habe, dachte Walter. Ich kann bloß noch nicht den Daumen darauf legen, wer genau es getan hat. Aber bald.
»Doch jetzt werden Sie es nie erfahren«, sagte Walter, »weil Sie keine zweite Autopsie vornehmen lassen können.«
»Oh, ich werde es auch so erfahren, weil Sie es mir sagen werden.«
»Ach, tatsächlich?«
»Weil das die einzige Chance ist, die Ihnen noch bleibt, Walter«, sagte Zaif. »Himmel, Keneally hat eine derart schöne Frau töten lassen. Stellen Sie sich doch nur vor, was er mit Ihnen tun wird, und dabei hat er Sie nicht mal gefickt. Jedenfalls glaube ich nicht, dass er es getan hat. Oder doch?«
Nur bildlich gesprochen, dachte Walter.
Er fand die neue Platte von Ahmad Jamal, wollte sie in die Hülle schieben, überlegte es sich dann anders und legte sie stattdessen auf den Plattenteller. Er wählte das Stück »Poinciana«, und eine Sekunde später erfüllte Vernel Fourniers exotisches Schlagzeugsolo die Wohnung.
»Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass Ihr nächstes Selbstgespräch etwas Hintergrundmusik verdient«, erklärte Walter. »Und jetzt erklären Sie mir bitte, weshalb Senator Keneally Marta Marlund hat umbringen lassen, und weshalb ich mich jetzt in der gleichen tödlichen Gefahr befinde.«
»Dies ist sehr seltsame Musik.«
»Die Geschichte, die Sie zu erzählen haben, ist ebenfalls seltsam.«
»Keneally hat Marta Marlund gebumst, versuchen Sie bitte nicht, es zu leugnen«, sagte Zaif. »Und deshalb hat er Sie als Strohmann vorgeschoben. Keneally weiß, dass er Marlund den Laufpass geben wird, Marlund sieht das Menetekel an der Wand und beschließt, Keneally zu erpressen. Und wen besorgt sie sich als Helfer für die technische Seite, wenn nicht einen schlaffen, verzeihen Sie den Ausdruck, Schnüffelschwanz wie Sie? Also bekommt sie Fotos, Tonbänder, sie kriegt, was weiß ich, ein Gipsmodell seines großen irischen Lümmels. Und sie sagt zu Keneally so etwas wie: ›Nicht so schnell, Joe Boy. Wie würde es dir gefallen, wenn die Zeitungen dieses Zeug in die Hände bekommen?‹ Genauso gut hätte sie sagen können: ›Bitte, töte mich‹, denn es hat den gleichen, wie soll ich sagen, zerstörerischen Effekt. Aber Keneally hat immer noch das Problem Fotos und/oder Tonbänder – oder vielleicht Schmalfilme – und er fragt sich, wer hat die Dinger, wenn nicht die Marlund? Walter Withers, wer sonst. Also schickt er seine Wurzelzwerge her, um sie zu suchen, obwohl
ich weiß, dass Sie nicht so dämlich sind, sie hier aufzubewahren. Also warum erzählen Sie mir nicht einfach, wo sie sind? Sie könnten sich damit immerhin ersparen, von Keneallys Schlägern zerlegt zu werden.«
Walter starrte ihn einen Augenblick an und fragte dann: »Haben Sie schon mal an Psychoanalyse gedacht, Sam? Ein Jahr oder zwei auf der Couch würden genügen …«
»Weil ich Ihnen Schutz bieten kann, Walter«, schnitt ihm Zaif das Wort ab. »Wenn Sie versuchen, Joe Keneally zu erpressen, werden Sie damit nichts weiter erreichen als Ihren Tod.«
»Vielen Dank, dass Sie mal vorbeigeschaut haben, Sam.«
»Wer ist der Pianist? Er ist ziemlich gut.«
»Ahmad Jamal.«
»So ein Araber?«
»Ein Schwarzer.«
»Denken Sie über mein Angebot nach«, sagte Zaif. »Wenn Sie aussagen, kann ich den Fall der Staatsanwaltschaft
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