Manhattan
dem er eintrat.
»Sie sind der Scheißkerl aus der Bar«, sagte Cernelli.
»Das ist eine ziemlich genaue Beschreibung«, sagte Walter. »Darf ich mich revanchieren, indem ich Sie zum Essen einlade? Obwohl ich nicht sicher bin, dass das Essen bei Sardi's das aufwiegt.«
»Ich bin sehr eigen darin, mit wem ich mich an einen Tisch setze«, gab Cernelli zurück. »Was wollen Sie eigentlich?«
»Im Augenblick will ich einen Tisch«, erwiderte Walter.
Sie bekamen einen an der Wand unter einer Karikatur von Alexander Woolcott. Es war früh, und die Theater hatten spielfrei, so dass das Lokal ungewöhnlich leer war. Ein lustloser Kellner nahm ihre Bestellungen für einen Martini, eine Coke und eine Portion Pommes frites entgegen.
»Sie wünschen eine Portion Pommes frites?«, fragte der Kellner Walter.
»Bitte.«
»Eine Portion Pommes frites«, wiederholte der Kellner.
»Eine Portion Pommes frites.«
»Sie wollen nur Pommes frites.«
»Was der Grund ist, weshalb ich sie bestellt habe.«
»Zu einem Martini wollen Sie Pommes frites.«
»Richtig«, bestätigte Walter und fügte hinzu: »Mit etwas Essig extra, bitte.«
Der Kellner machte eine Pause, damit jeder begriff, dass er hier nur seine Zeit verschwendete, und ging dann los, um ihre Bestellung weiterzugeben.
Während dieses Wortwechsels hatte Tony Cernelli mürrisch schweigend dagesessen. Immerhin hatte er sich der Gelegenheit entsprechend angezogen, wie Walter feststellte. Er trug über seinen Baumwollhosen und den Slippern Blazer und Krawatte.
»Vielen Dank, dass Sie gekommen sind«, sagte Walter.
»Was soll das alles?«, fragte Cernelli. »In Ihrer Mitteilung hieß es, es gehe um eine Angelegenheit, die für Michael wichtig sei.«
»Welcher Natur ist Ihre Beziehung zu Michael Howard?«, fragte Walter.
»Was gibt Ihnen das Recht …«
»Ist sie sexueller Natur?«
»… Ihre Nase in …«
»Wer ist Howard Benson?«, fragte Walter.
»… fremder Leute Angelegenheiten zu stecken und …«
»Oder ist Howard Benson einfach ein Alias für Michael Howard?«
»… und herumzulaufen und Fragen zu stellen …«
»Übrigens, weiß Mrs. Howard Bescheid?«
»Ob Sie es glauben oder nicht, ja, sie weiß Bescheid.«
Cernelli funkelte ihn wütend an.
Der Kellner wählte diesen Moment, um mit der Coke, dem
Martini und einem dampfenden Teller voll dicker Pommes frites zurückzukehren. Walter nahm einen Schluck von dem Martini und goss dann Essig über die Hälfte der Pommes frites. Er spießte mit der Gabel eins der dicksten Kartoffelstäbchen auf und stieß es sich in den Mund, wobei er murmelte: »Es tut mir leid, dass ich einfach losesse. Das ist sehr unhöflich, ich weiß, aber aus irgendeinem Grund bin ich ausgehungert. Nehmen Sie sich eine Gabel und bedienen Sie sich. Mögen Sie Essig?«
Cernelli nippte an seiner Cola.
»Entweder Sie sagen mir jetzt, wer Sie sind und worum es geht, oder ich verschwinde«, sagte er.
»Na klar«, sagte Walter. Er schluckte die Kartoffel hinunter und sagte: »Mein Name ist Walter Withers, und ich arbeite für Forbes and Forbes Investigative Services, Abteilung Personalüberprüfungen. Ich bin gerade mit der Überprüfung von Michael Howard beauftragt, für seine mögliche Beförderung zum Vizepräsidenten.«
»Und Sie möchten wissen, ob er homosexuell ist«, sagte Cernelli.
»Nein«, log Walter. Er nahm noch einen Bissen und sagte: »Ich möchte wissen, ob er in Industriespionage verwickelt ist.«
»Michael?!«, sagte Cernelli lachend.
»Wenn ein Mann unter einem anderen Namen eine Wohnung unterhält, setzt er sich allen möglichen Verdächtigungen aus«, erklärte Walter.
Cernelli machte Anstalten aufzustehen.
»Bitte setzen Sie sich, Mr. Cernelli«, sagte Walter. »Wenn Sie Ihrem Freund helfen wollen.«
Cernelli ließ sich langsam wieder auf seinen Stuhl sinken.
»Sehen Sie«, sagte er, »Sie haben uns schon ›erwischt‹. Mei
nen Glückwunsch. Sie sind ein großer ›Schwulenjäger‹. Also schreiben Sie doch einfach Ihren kleinen Bericht und …«
»Beruhigen Sie sich«, entgegnete Walter. »Ich brauche in dem Bericht gar nichts über Sie unterzubringen, solange ich weiß, dass Sie nicht am Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen bei American Electronics beteiligt sind. Solange ich sicher sein kann, dass Ihr kleines Liebesnest nichts weiter ist als das, ist die Angelegenheit erledigt, was mich betrifft, und ich kann einen sauberen Bericht schreiben. Wenn nicht, werde ich die Wohnung erwähnen müssen, das
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