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Manhattan

Manhattan

Titel: Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Wie das feinste Kristall oder Porzellan, so zerbrechlich.
    Dieter schüttelte ihm die Hand und sagte: »Passen Sie gut auf sich auf, mein Freund.«
    »Passen Sie auch gut auf sich auf, mein Freund«, erwiderte Walter. »Und vielen Dank.«
    Eine letzte Handbewegung, worauf Dieter sich umdrehte und wegging. Walter blieb noch einen Moment stehen und sah ihm nach, betrachtete den Rücken von Dieters Mantel, der auf dem Bürgersteig allmählich inmitten Dutzender anderer verschwand, sah zu, wie Dieter von der Stadt aufgesogen wurde.
     
    Als Walter nach Hause kam, musste er feststellen, dass seine Wohnung durchsucht worden war.
    Es fehlte natürlich nichts, aber man hatte sich auch nicht die geringste Mühe gegeben, das Ganze wie einen Einbruch aussehen zu lassen. Wer immer die Wohnung durchsucht hatte, ihm war es gleichgültig, dass Walter es merkte, obwohl dieser wünschte, sie hätten auch noch den letzten Schritt getan und eine Visitenkarte zurückgelassen, denn es gab so viele Parteien, die sich für den unersättlichen Präsidentschaftsaspiranten Joe Keneally interessierten.
    Nein, Walter hatte schon erwartet, dass man ihm einen Besuch abstattete. Nur eins ärgerte ihn wirklich: Nämlich dass seine Besucher es für notwendig gehalten hatten, seine sämtlichen Platten aus den Schutzhüllen zu ziehen und sie auf dem Fußboden zu verstreuen, womit sie den empfindlichen Vinylscheiben weiß Gott was für Schaden zugefügt hatten. Als er sich also daran machte, die Platten zu sortieren und Miles von Monk zu trennen und Bird von Bean, läutete es an der Tür. Es war Detective Sergeant Sam »nicht Sammy« Zaif vom New York Police Department.
    »Damit ist wieder ein Klischee im Eimer«, sagte Zaif, als er das Chaos betrachtete. »Dass Schwule pingelig sind.«
    »Ich weiß nicht, ob ich heute Nachmittag für Ihre Art von Humor in Stimmung bin, Sergeant.«
    »Haben Keneallys Jungs Ihre Wohnung durcheinandergebracht?«
    »Oder Ihre Bogart-Imitation.«
    »Sie sind heute aber empfindlich, was?«
    »Was wollen Sie?«, fragte Walter. »Bedienen Sie sich, falls Sie es finden können.«
    Zaif stieß ein paar Bücher von einem Stuhl und setzte sich. Walter fuhr fort, Ordnung in seine Jazzplatten zu bringen, als Zaif anfing: »Ich habe mich nochmal beim Gerichtsmediziner erkundigt. Er hat in Marlunds Magen nur geringe Spuren von Barbituraten gefunden.«
    »Hmm, äh …«
    »Verstehen Sie nicht?«, fragte Zaif. »Wie soll sie eine tödliche Dosis Nembutol geschluckt haben, die in ihrem Magen dann nicht aufzufinden ist?«
    Die Lösung dieses Rätsels, dachte Walter, als er eine kostbare Oscar-Peterson- LP wieder in ihre Hülle schob, lautet, dass das Nembutol direkt in die Blutbahn injiziert wurde
und so nicht mit dem Verdauungsapparat in Berührung kam.
    »Ich habe dem Gerichtsmediziner die gleiche Frage gestellt«, fuhr Zaif fort, »und dieser Knallkopf sagt mir im Grunde nur so etwas wie: ›Keine Ahnung.‹ Dann erwähnt er, dass er zwischen ihren Zehen einen Einstich gefunden hat, und ich frage ihn, weshalb er mir das nicht früher erzählt hat, und er antwortet so etwas wie: ›Sie haben mich nicht gefragt.‹ Dann sage ich: ›Dann können Sie das doch keinen Selbstmord nennen.‹ Worauf er sagt: ›Natürlich kann ich das. Die Frau hat sich eine illegale Injektion gegeben‹ – eine ›illegale Injektion‹, als hätten wir vor, sie unter Anklage zu stellen – ›und ist daran gestorben.‹ Und ich sage: ›Doc, das ist wunderbar, wenn ich davon absehe, dass wir keine Spritze gefunden haben‹ oder so ähnlich. Dann fängt er an zu mauern und sagt so etwas wie: ›Von der Frau war bekannt, dass sie Alkohol zusammen mit Barbituraten einnahm, und das bietet immer ein Potenzial für schädliche Vorkommnisse.‹ ›Schädliche Vorkommnisse?‹, frage ich. ›Todesfälle etwa?‹ Worauf er sagt, der Tod sei gewiss eine Möglichkeit, worauf ich sage: ›Möglichkeit, du lieber Himmel, Doktor, das einzige, was wir sicher wissen, ist, dass sie tot ist.‹«
    »Wenn Sie kurz mal Luft holen wollen oder so, lassen Sie sich durch mich nicht stören.«
    »Nein, mir geht's gut«, entgegnete Zaif. »Also frage ich den Doktor, ob es für uns eine Möglichkeit gibt zu bestimmen, ob sie durch eine tödliche Injektion getötet worden ist – entweder von eigener Hand oder, wie soll ich sagen, durch Fremdeinwirkung, worauf er sagt: ›Na klar, untersuchen Sie Ihre Leber, da müsste es sich zeigen.‹ Und ich sage so etwas wie: ›Fabelhaft,

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