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Manhattan

Manhattan

Titel: Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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konnte spüren, wie sich Keneallys Schultern strafften, dass er sich für einen Kampf bereit machte. Was die Sicherheitsleute anging, hatten sie sich schon blamiert, so dass es ihnen jetzt einen Riesenspaß machen würde, diese Beatnik-Eindringlinge zusammenzuschlagen und die Treppe hinunterzuwerfen.
    Die drei, die der Tür am nächsten standen, würden kein
Problem sein. Eine angetäuschte Gerade, und sie würden um ihr Leben rennen. Aber McGuire, nun ja, er hat die Hände eines Hafenarbeiters, die Schultern eines Footballspielers und eine gebrochene Nase. Von der Bierflasche ganz zu schweigen.
    »Madeleine, ach wie traurig, schaurig, Madeleine …«
    Es würde eine gewaltige Prügelei geben. Was in den morgigen Zeitungen ziemlich hässlich aussehen würde, und noch schlimmer in meiner Personalakte, dachte Walter. Es gibt nur eine Möglichkeit, einen Schriftsteller davor zu bewahren, Dummheiten zu machen.»Ich bin ein besserer Dichter«, sagte Walter.
    McGuire blieb wie erstarrt stehen und funkelte ihn an.
    »Ich bin ein besserer Dichter als Sie«, wiederholte Walter.
    McGuire warf den Kopf in den Nacken und murmelte: »Beweisen Sie's.«
    Walter baute sich in der Pose eines Poeten auf, der etwas deklamieren will, räusperte sich laut und verkündete: »Ein Gedicht für Sean McGuire! Eins, das sich reimt.«
    »Lassen Sie hören«, sagte McGuire.
    Walter mimte ernste künstlerische Konzentration.
    »Es geschah in der Nacht vor Weihnachten«, fing er an.
    Einige kicherten, und sogar McGuire setzte ein dümmliches Grinsen auf.
    »Und in dem vollen Saal des Plaza …«, fuhr Walter fort.
    »Finden Sie darauf mal einen Reim«, warf McGuire ein.
    »Ein paar Möchtegern-Dichter lärmten und lachten …«
    Beifall von den Gefährten McGuires. Dieser, dessen Selbstgefühl herausgefordert war, wartete auf den Reim.
    Ebenso Walter. Er hielt die Stille, während er nach einem Wort suchte.
    »… und störten la casa «, sagte er schließlich.
    Beifall und Jubelrufe, wie Walter bemerkte. Immer noch ei
ne Massenszene, doch war die Masse jetzt jedenfalls auf seiner Seite. McGuire lächelte und verneigte sich ritterlich vor ihm. Walter erwiderte die Verbeugung und hielt dann die Hand hoch, um die Leute zum Schweigen zu bringen.
    »Die Feinen und die Provos«, fuhr er fort, »haben sich alle landfein gemacht …«
    Gejohle und Gelächter.
    »Denn sonst hätten sich der Weihnachtsmann und Sartre schlapp gelacht.«
    Walter bahnte sich den Weg zu McGuire, nahm ihm die Bierflasche aus der Hand und nahm einen langen Schluck.
    »Macht durstig, diese Poesie«, meinte er dazu. Er behielt die Flasche und ging auf den Fahrstuhl zu. »Als plötzlich mit Geschrei aus der Halle …«
    Er zeigte auf die Sicherheitsleute und zwinkerte ihnen zu, »… zwei irische Jungs herbeistürzen, zu beenden die Randale!«
    Gespielte Buhs und Hochrufe. Da sie nicht wussten, was sie sonst hätten tun können, verneigten sich jetzt auch die verlegenen Sicherheitsleute.
    Walter betrat den Fahrstuhl und warf einen schnellen Blick auf die Knöpfe. Ein Hotel-Wachmann hatte auf »Halt« gedrückt. Walter drückte den Knopf »Halle« und verließ den Fahrstuhl wieder.
    »Was wir hiermit verkünden, und damit ist die Sache beendet«, sagte er und ließ die Bierflasche vor McGuire baumeln wie eine glänzende Weihnachtskugel.
    McGuire trat vor, um sie zu schnappen, doch Walter trat in den Fahrstuhl zurück. Er wusste, dass McGuire keinen Rückzieher machen würde. Er durfte nicht wie ein Narr dastehen. Er würde versuchen, die Flasche an sich zu bringen.
    »Schnell genug?«, fragte Walter den Schriftsteller.
    Er stellte die Flasche auf den Boden des Fahrstuhls.
    McGuire täuschte Desinteresse vor und begann sich abzuwenden. Dann machte er einen Satz, um an die Flasche heranzukommen. Als er es tat, drückte Walter auf den Knopf für »Erdgeschoss«. Die Türen gingen zu. Walter schaffte es noch, herauszukommen, McGuire nicht mehr. Der Fahrstuhl fuhr mit dem Poeten nach unten.
    »Allen ein fröhliches Weihnachtsfest und allen eine gute Nacht«, sagte Walter.
    Gelächter und Applaus.
    McGuires Kumpane rannten die Treppe hinunter, um ihren Freund zu suchen.
    »Sie sollten lieber hinterhergehen«, sagte Walter zu Callahan. Und dann, mit sanfter Stimme: »Vergessen Sie nicht – tun Sie ihnen nicht weh. Sie schulden mir noch was.«
     
    »Tolle Leistung«, sagte Jimmy Keneally wenige Minuten später zu Walter. Sie waren wieder auf der Party. Madeleine hatte sich an

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