Manhattan
die Aufmerksamkeit erregen sollte. Durchsichtig, aber effektiv, ebenso wie das Kleid.
»Darf ich sehr offen sein?«, fragte er.
»Bitte.«
»Sie lenken mich ab.«
»Jetzt bin ich die Glückliche.«
»Von meiner Arbeit«, fügte er hinzu.
»Wann ist Ihre Arbeit beendet?«, fragte sie. »Wenn Madeleine sicher im Bett liegt?«
Er nickte.
»Dann brauchen Sie ihren Body nicht mehr zu bewachen?«, fragte sie und riss die Augen mit gespielter Unschuld auf.
»Bitte, bitte«, tadelte er.
»Sie ist sehr hübsch, nicht wahr?«
»Auf eine teure Art und Weise, würde ich sagen«, erwiderte er.
Marta verstand es nicht.
»Jetzt lasse ich Sie wieder an Ihre Arbeit gehen«, sagte sie. »Aber vielleicht sehe ich Sie später noch?«
»Ich habe herausgefunden, dass dies eine Welt voll unendlicher Möglichkeiten ist«, gab er zurück.
Als sein Blick den von Madeleine traf, sah er, dass sie ihn anstarrte.
Einige Zeit später ging Senator Keneally zur Stirnseite des Saals und tippte mit einem Löffel gegen sein Champagnerglas. Als die Musik verstummte und das Partygeplauder zu erwartungsvoller Stille verebbte, streckte er den Arm nach Madeleine aus, die an seine Seite trat.
»Madeleine und ich«, begann Keneally, wobei sein breiter Bostoner Akzent den Vokal dehnte, »möchten Ihnen allen für Ihr Erscheinen danken. Wir sind entzückt, den Heiligen Abend mit all unseren New Yorker Freunden verbringen zu können. Wir hoffen, Sie haben die Party bisher genossen.«
Er machte eine Pause, um den Beifall abzuwarten, grinste breit und fügte hinzu: »Besonders das improvisierte Gedicht.«
Die Menge lachte. Dadurch ermutigt, fügte Keneally hinzu: »Ich kann nur hoffen, dass meine Frau zu den Partys im Weißen Haus erlesenere Poeten einlädt …«
Die Anwesenden lachten und jubelten. Als Keneally Madeleine den Arm um die Schultern legte, sagte sie: »Liebling, solltest du je die Gedichte von Autoren lesen, die noch am Leben sind, werde ich sie nur zu gern einladen.«
»Meine Frau hält mich für einen Banausen«, verkündete Keneally, und nachdem das Gelächter sich gelegt hatte, fuhr er fort: »Wahrscheinlich hat sie recht. Wir waren vorhin noch in einer Ausstellung mit ›Moderner Kunst‹, und es war nur gut, dass sie dabei war, um sie mir zu erklären.«
Der Mann hat wirklich Charme, dachte Walter. Die versammelten Gäste hingen ihm an den Lippen.
Keneally fuhr fort: »Ich möchte auch denen von Ihnen danken, die uns bei unserem Wahlkampf Unterstützung angeboten haben.« Er machte wieder eine Pause, wie sie ein Bühnenschauspieler mit Sinn für professionelles Timing nicht besser hinbekommen hätte, und sagte dann: »Für all diejenigen, die – noch – nicht geholfen haben: Sie können Ihre Schecks bei Jimmy abliefern, wenn Sie den Saal verlassen.«
Madeleine versetzte ihm einen sanften Rippenstoß, und Keneally sagte leise: »Doch im Ernst: Madeleine und ich empfinden es als herzerwärmend, dass Sie uns mit Rat und Tat und Ihren guten Wünschen unterstützen. Ein Mann sollte ein hohes politisches Amt nicht um des Amts willen anstreben, sondern um dessentwillen, was es leisten kann. Ebenso wenig sollten die Menschen einen Kandidaten danach beurteilen, was er ist, sondern nach dem, was er bewirken kann. Und dieser Kandidat sollte sein Land nicht nur so betrachten, wie es ist, sondern erkennen, was es zu leisten vermag. Und es gibt eine Menge, was wir gemeinsam tun können, um aus dieser Nation das Land zu machen, das es sein könnte. Eine Nation, die allen ihren Bürgern unbegrenzte Möglichkeiten bietet, ein Land der Gerechtigkeit. Eine Nation, die als Leuchtfeuer der Freiheit dasteht, und zwar nicht nur für seine eigene Bevölkerung, sondern für alle Völker der Welt. Das, so denke ich, ist die Herausforderung unserer Generation. Wenn wir den Staffelstab übernehmen, um unseren Teil des Rennens zu bewältigen, müssen wir den Blick auf das Ziel richten und tapfer loslaufen und schnell dazu.«
Walter sah, dass die Gäste verstummt waren und Keneally wie gebannt lauschten. Die gehen morgen auf die Straße und arbeiten für den Mann, dachte er.
Ich würde es auch tun.
Keneally fuhr fort: »Nun, es tut mir leid, dass das jetzt zu einer politischen Rede geworden ist. Was ich wirklich wollte, war etwas anderes: Ich möchte Ihnen allen, auch im Namen von Madeleine und Jimmy, frohe Weihnachten und ein wundervolles neues Jahr wünschen. Gott segne Sie.«
Die kultivierten Gesellschaftslöwen antworteten unisono:
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