Manhattan
Keneallys Schulter gehängt.
»Ich wünschte nur, ich hätte eine Chance gehabt, dem Mistkerl eine runterzuhauen«, sagte Joe.
»Mehr brauchen wir nicht«, sagte Jimmy.
»Betrunkene Schriftsteller mögen sich zwar wünschen, in der Zeitung zu sehen, wie sie Präsidentschafts-Aspiranten verprügeln«, sagte Walter, »aber Präsidentschafts-Aspiranten wünschen nicht in der Zeitung zu sehen, wie sie auf betrunkene Schriftsteller einprügeln.«
Joe Keneallys funkelnder Blick wurde zu einem breiten Lächeln: »Was bringt Sie darauf, ich könnte ein Präsidentschafts-Aspirant sein?«
»Wir haben doch die Jahreszeit der Hoffnung, Senator.«
Keneally wandte sich an Madeleine und sagte: »Kennst du diesen Scheißkerl, Madeleine?«
»Ich kenne seine Arbeit«, erwiderte sie. »Ich habe sein Buch gelesen.«
»Dieser Knallkopf hat ein Buch geschrieben?«, fragte Keneally. »Keinen Gedichtband, hoffe ich.«
»Einen Roman«, sagte Madeleine.
»Er machte aber wirklich den Eindruck, als würde er dich kennen«, sagte Keneally und starrte sie an.
Walter schaltete sich ein: »So was passiert, wenn man seine Partys in den Zeitungen ankündigt, Senator. Da haben Sie unweigerlich einen Konflikt: Sie wollen die Publicity, aber nicht das Publikum.«
Keneally antwortete: »Wenn das das Publikum ist, kann ich auf die Leute verdammt gut verzichten.«
»Es hört sich an, als würde die Band loslegen«, sagte Walter, »und Ihre Gäste warten darauf, dass Sie tanzen.«
Madeleine nahm Keneallys Arm.
»Zeit, die perfekten Gastgeber zu spielen, Darling«, sagte sie, als sie ihn wegführte. Sie drehte sich zu Walter um und formte mit den Lippen die Worte: »Vielen Dank.«
»Ach, nicht der Rede wert, Ma'am, das ist doch nur mein Job«, murmelte Walter mehr zu sich selbst.
»Den Sie aber fabelhaft erledigt haben«, sagte die ansehnliche Blondine zu ihm. Sie hielt ihm ein Champagnerglas hin.
»Es ist Heiligabend in Manhattan, und schöne Frauen bieten mir immer wieder Champagner an, den ich nicht trinken darf«, antwortete Walter. »Ist Ihr Akzent schwedisch oder dänisch?«
Ihr dichtes, platinblondes Haar hing ihr bis auf die nackten Schultern. Ihr weißes Wickelkleid verbarg kaum ihre Brüste, aber es war trotzdem ihr Gesicht, das die Blicke auf sich zog und festhielt. Vielleicht lag es daran, dass ihre dunkelblauen
Augen ein wenig weiter auseinander lagen, als es dem Vollkommenheitsideal entsprochen hätte. Vielleicht war es die kaum merkbare, unskandinavische Krümmung ihrer Nase. Oder es waren die hohen, scharfen Wangenknochen, an denen ein Schiff zerschellen und untergehen konnte, oder ihre vollen Lippen, die taktile Freuden versprachen.
Ein winterliches Wunderland, wahrhaftig, dachte Walter.
»Sowohl als auch«, erwiderte sie und stellte das Champagnerglas wieder auf den Tisch. »Mein Vater war Däne, meine Mutter Schwedin. Ich bin in Kopenhagen aufgewachsen, bin dann aber nach Schweden zurückgegangen, um Filme zu drehen.«
Natürlich, dachte Walter.
»Möchten Sie denn tanzen«, fragte sie, »wenn Sie schon nicht trinken können?«
Nichts lieber als das, dachte Walter.
»Es geht nicht darum, was ich möchte«, sagte er. »Es kommt darauf an, was ich bin. Ich nehme an, es hat sich schon herumgesprochen, dass ich hier der Bodyguard bin.«
Sie verlegte ihren Tonfall vom Salon ins Schlafzimmer.
»Und wessen Body bewachen Sie?«, fragte sie.
»Mrs. Keneally.«
»Die Glückliche.«
Sie blickte zu Madeleine und Keneally hinüber, die gerade Walzer tanzten.
»Im Augenblick scheint sie aber gut versorgt zu sein«, bemerkte sie.
Keneally sah Madeleine über die Schulter, entdeckte Walter mit der Blondine und ließ ein Grinsen unter Männern aufblitzen.
»Sind Sie in die Staaten gekommen, um Filme zu machen?«, fragte Walter.
»Um es zu versuchen«, sagte sie. Sie streckte die Hand aus. »Ich heiße Marta Marlund.«
»Walter Withers.«
»Ist mir ein Vergnügen.«
»Ganz meinerseits.«
Wie kommt es, fragte sich Walter, dass deine Haut wie eine duftende Frühlingswiese riecht und gleichzeitig nach warmen, zerknüllten Bettlaken?
»Habe ich einen Ihrer Filme gesehen?«, fragte er.
»Woher soll ich das wissen?«, fragte sie lachend. »Haben Sie schon viele schwedische Filme gesehen?«
»Zahllose«, erwiderte Walter. Ganz zu schweigen von endlosen.
»Dann haben Sie mich vielleicht gesehen.«
»Da bin ich sicher.«
»Ich fühle mich geschmeichelt.«
Sie legte die Hand auf ihre Brüste, eine Geste der Bescheidenheit,
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