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Manhattan

Manhattan

Titel: Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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selbst eine an.
    »Jesus – um mal was Neues zu sagen –, was ist das denn?«, sagte Zaif, als er einen Zug genommen hatte.
    »Eine Gauloise«, erwiderte Walter. »Eine französische. Ich bekomme sie im Village.«
    »Die schmecken scheiße.«
    »Die schmecken nur, wenn man sich daran gewöhnt hat«, sagte Walter. Er nahm einen tiefen Zug und fügte hinzu: »Sie haben recht. Sie schmecken wirklich scheiße.«
    »Wissen Sie, Walter«, sagte Zaif, »jetzt sind wir etwa an dem Punkt, wo einer meiner raubeinigen irischen Kollegen, der weniger kultiviert ist als ich, Ihren Kopf vermutlich auf diesen hübschen Metalltisch knallen und Sie auffordern würde, seine gottverdammte Frage zu beantworten.«
    »Werden Sie mir den Kopf auf diesen hübschen Metalltisch knallen?«
    »Nein, dazu bin ich zu jüdisch«, gab Zaif zurück. »Ich werde auf Ihnen herumhacken.«
    Walter lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sagte: »Sie gehen wieder von der Annahme aus, dass ich eine intime Beziehung mit Miss Marlund unterhalten habe.«
    »Wie dumm von mir. Nur weil wir sie in Ihrem Hotelzimmer auf dem Bett gefunden haben, und zwar so gut wie nackt in diesem filmreifen Negligé …«
    Aha, da habe ich doch eine Information erhalten, ohne eine gegeben zu haben, dachte Walter. Geduld ist eine Tugend und wird gelegentlich sogar belohnt. Dennoch war die Vorstellung besorgniserregend, geschmacklos und traurig. Eine einsame Frau in aufreizender Aufmachung, der unsanften Berührung von Fremden ausgesetzt.
    »Ich glaube, ich habe Marta auf einer Party in Kopenhagen kennengelernt«, sagte Walter. »Als sie nach New York kam, rief sie mich mal an.«
    »Was haben Sie in Kopenhagen getan?«, fragte Zaif.
    »Ich habe für die Scandamerican Import/Export mit Sitz in Stockholm gearbeitet. Wir sind manchmal übers Wochenende nach Kopenhagen gefahren.«
    »Ich kapiere es nicht«, sagte Zaif.
    »Was kapieren Sie nicht, Sam?«
    »Sie haben für eine internationale Import-Export-Firma gearbeitet und sind jetzt Privatdetektiv?«
    »Ich war bei Scandamerican für die Sicherheit verantwortlich.«
    »Na schön«, erwiderte Zaif. »Warum haben Sie gekündigt?«
    »Ich wollte einfach wieder zurück nach New York.«
    Zaif blinzelte hinter den Brillengläsern.
    »Was haben Sie vermisst, die Automatenrestaurants?«
    »Sie werden es kaum glauben, ja«, gab Walter zurück. »Und Sardi's und den Stork Club und die Broadway-Shows, den Times Square bei Nacht, Hot Dogs, Brezeln mit Senf, italienisches Essen, Footballspiele …«
    »… das Plaza Hotel …«
    »… vom Waldorf ganz zu schweigen.«
    »Wie kommt es, dass Sie ein Zimmer im Plaza nehmen, Walter? Sie wohnen, wie war das noch, zehn Minuten entfernt? Wie kommt es, dass Sie sie nicht in ihre Wohnung mitnahmen?«
    »Wie Sie schon sagten, sie ist ein Filmstar.«
    »War ein Filmstar«, korrigierte Zaif. »Das Plaza ist teuer. Wie kann sich ein Privatschnüffler das Plaza leisten?«
    »Ich verfüge über bescheidene Zinserträge«, erwiderte Walter.
    »Sie sind reich, Walter?«
    »Ich habe bescheidene Zinserträge.«
    »Jedenfalls genug, um einen dänischen Filmstar in vertraulicher Umgebung zu bumsen, wenn sie einen erwischen, richtig?«, fragte Zaif.
    »Theoretisch dürfte es stimmen, nehme ich an.«
    »Wann haben Sie die Marlund zum letzten Mal gesehen?«
    Walter erkannte die Technik. Die klassische Vernehmung ist wie ein auf den Kopf gestelltes Dreieck aufgebaut. Sie fängt mit allgemeinen Fragen an und verengt sich dann immer mehr auf Besonderheiten. Sie näherten sich jetzt dem schmalen Teil und arbeiteten sich zur Spitze vor.
    Er erwiderte: »Heute früh. Ich bin gegangen, um zur Arbeit zu gehen.«
    »Um welche Uhrzeit?«
    »Weiß ich nicht mehr genau.«
    »Natürlich nicht«, bellte Zaif. »Wie wär's mit einer ungefähren Zeit?«
    Weil du den Zeitpunkt ihres Todes zu haben glaubst, dachte Walter.
    »Um acht?«, sagte Walter.
    »Ist das eine Frage oder eine Aussage?«
    »Ich versuche zu schätzen«, sagte Walter. Zaif beschleunigte
jetzt das Tempo, fragte nach Fakten und rückte näher an die Umstände von Martas Tod heran.
    »Wohin sind Sie gegangen?«
    »Zur Arbeit.«
    »Im Büro?«
    »Auf dem Feld.«
    »Was meinen Sie mit ›Feld‹?«, hakte Zaif nach. »Was haben Sie gemacht, Baumwolle gepflückt?«
    »Gewissermaßen.«
    »Aber vorhin haben Sie mir erzählt, Sie hätten den ganzen Tag getrunken.«
    »Das ist richtig.«
    »Doch jetzt sagen Sie, Sie hätten gearbeitet.«
    »Die beiden Dinge schließen

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