Manhattan
Walter.
»Jetzt verschwinden Sie.«
»Ich werde gehen, wenn ich fertig bin.«
»Ich denke, Sie sind schon jetzt fertig«, sagte Jules Benoit mit seiner schleppenden Südstaaten-Stimme. »Walter, Sie haben unsere Gastfreundschaft missbraucht. Ich muss Sie bitten zu gehen, bitte.«
Walter glitt vom Barhocker herunter und wandte sich an den jungen Mann: »Sehen Sie, dieses ›bitte‹ macht den entscheidenden Unterschied.«
»Und kommen Sie nicht wieder«, fügte Jules hinzu.
Walter legte ihm eine Hand auf die Schulter.
»Es tut mir leid«, sagte er.
»Sie sollten sich schämen.«
»Das tue ich auch.«
»Auf Wiedersehen, Walter«, sagte Jules.
»Auf Wiedersehen.«
Die Luft draußen war schwer und der Himmel dunkel. Es sah nach Schnee aus.
Als er nach Hause kam, war seine Wohnung aufgebrochen, und jemand befand sich darin.
Walter stieß die Tür mit dem Fuß auf und sah einen bebrillten Mann in einem billigen grauen Mantel, der sich ein Buch aus dem Regal genommen hatte und darin blätterte. Als die Tür aufging, drehte der Mann sich um und fragte: »Walter Withers?«
Der Mann war hochgewachsen und mager, hatte ein rundes Gesicht sowie einen Kopf, der für den schmalen Hals zu schwer zu sein schien. Seine Brille hatte dicke Gläser und hässliche braune Bügel. Sein schwarzes Haar war glatt zurückgekämmt und hätte einen Schnitt vertragen. Unter dem Mantel trug er einen billigen schwarzen Anzug mit dem obligaten weißen Button-Down-Hemd und eine schwarze Krawatte.
»Und wer sind Sie?«, fragte Walter.
Die Marke blitzte auf. Gold, das im Licht der Lampe schwach leuchtete.
»Detective Zaif, New Yorker Polizei. Kommen Sie rein.«
»Vielen Dank.«
Walter machte die Tür hinter sich zu.
»Sie haben eine Frau namens Marta Marlund gebumst?«, fragte Zaif beiläufig.
»Auf so eine Frage antwortet ein Gentleman nicht«, gab Walter zurück, als er Hut und Mantel aufhängte.
Gott der Gerechte, worum geht es bloß?
»In Zimmer 512 des Plaza?«
»Die genaue Ortsangabe ändert nichts an den Pflichten der Ritterlichkeit«, sagte Walter beiläufig, obwohl die Alarmglocken von den Haarspitzen bis zu den Zehen läuteten.
»Sie waren im Zimmer 512 des Plaza gemeldet«, sagte Zaif.
»Das stimmt.«
»Denn dort hat die Leiche gelegen.«
Walter spürte den elektrisierenden stechenden Schmerz der Furcht.
»Wessen Leiche?«, fragte er.
»Die von Marta Marlund«, sagte Zaif gereizt, als wäre die Antwort selbstverständlich.
Er wartete auf eine Reaktion.
»Mein Gott«, sagte Walter. »Was ist passiert?«
Passiert ist folgendes, dachte Walter. Ich habe Michael Morrison angerufen, und jetzt ist Marta tot. Folgendes ist passiert: Ich wollte Anne besuchen, und jetzt ist Marta tot.
Zaif starrte ihn ein paar Sekunden an, bevor er antwortete: »Es sieht so aus, als hätte sie sich umgebracht.«
Walter setzte sich und stützte den Kopf in die Hände.
»So sieht es jedenfalls aus«, sagte Zaif. »Aber ich bin nicht sicher, ob ich das glauben soll.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
Wieder eine Pause. Die besagte: Sagen Sie's mir doch.
»Ich glaube, dass jemand vielleicht nachgeholfen hat«, sagte Zaif.
»Warum glauben Sie das?«
»Wo sind Sie den ganzen Tag gewesen?«, fragte Zaif. »Übrigens, haben Sie getrunken?«
»Da bin ich den ganzen Tag gewesen.«
»Wo?«
»Beim Trinken.«
»Nein, ich meine wo«, sagte Zaif.
»Hier und da.«
»Mal hier, mal da?«
»Mal hier, mal da.«
Zaif schlenderte zu dem Regal mit Walters Schallplattensammlung hinüber.
»Nette Musik haben Sie hier.«
»Mögen Sie Jazz?«, fragte Walter.
»Ich bin eher für Klassik«, sagte Zaif. »Sie wissen schon, wie Juden so sind. Meine Eltern wünschten sich einen zweiten Heifetz.« Er hielt die langen Finger seiner großen Hand hoch: »Ich habe zwar die Ausrüstung, aber nicht das Gehör. Wie auch immer, ich fing gerade an, mich für das neue Zeug zu interessieren. Brubeck, Getz, Desmond. Sie haben eine Menge
von dieser Sängerin Blanchard. Ich kenne sie nicht. Wer ist sie?«
Gute Frage, dachte Walter.
Doch er antwortete: »Unter anderem ist sie meine Freundin.«
»Oh«, sagte Zaif. »Wusste sie von Marta Marlund?«
Dass sie tot ist?, fragte sich Walter.
»Die beiden sind sich mal begegnet«, sagte er.
Zaif lächelte. »Sie haben vielleicht Nerven, Walt.«
»Warum glauben Sie …«
»Womit verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt, Walt?«
Unter anderem, dachte Walter, bin ich Laufbursche für Joe Keneally.
Doch er sagte:
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