Manipulationstechniken. So wehren Sie sich. (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)
Leben verändern. Folgen wir ihrem Gespräch:
Maria: „Du beklagst dich ja immer, dass das Leben viel zu kurz sei für alle die Dinge, die du gern unternehmen würdest.“
Klaus: „Ja, es gäbe so viele Sachen. Aber die Jahre und Monate, die fliegen nur so dahin.“
Maria: „Ich weiß, was du tun könntest.“
Klaus: „So, was denn?“
Maria: „Eins steht fest: du rauchst zuviel, du trinkst zu viel und du treibst zu wenig Sport. Das führt alles dazu, dass sich deine Lebensspanne verkürzt. Mein Rat: Hör auf zu trinken, hör auf zu rauchen, mach mehr Sport; dann wird sich deine Lebensspane zwangsläufig verlängern.“
Das hört sich irgendwie vernünftig an, ist aber leider ein Fehlschluss. Wenn Klaus alles tut, was Maria ihm vorschlägt, dann folgt daraus nicht zwangsläufig, dass seine Lebensspanne sich verlängert. Schon Morgen könnte er von einem Meteorit getroffen werden. Als logisches Argument ist die Argumentationsweise von Maria ungültig. Schreiben wir das Argument noch mal genauer hin: Wenn Klaus raucht und trinkt und keinen Sport treibt, dann verkürzt er seine Lebensspanne. Er sollte aufhören zu rauchen und zu trinken und macht mehr Sport. Also: Klaus' Lebensspanne verlängert sich.
Diese Argumentationsform hat folgendes Schema:
Begründungsschema
Wenn A, dann B & nicht A → also nicht B
Sie sehen: Es ähnelt unserem obigen Argumentationsmuster; leider ist es logisch nicht gültig. Alle Argumente, die nach diesem Schema konstruiert werden, sind falsch. Wie nennen es den Neinzum-Antecedens-Fehlschluss.
Wann wird der Manipulator zu einer solchen Art von Scheinargument greifen? Er wird es benutzen, wenn er Veränderungen verhindern und für den Status Quo plädieren möchte, oder wenn er Pläne unterstützen möchte, die in seinem Sinne sind.
Er wird dabei Konsequenzen oder Folgen ausmalen. Und aus der Verneinung der Folgen wird er auf die Verneinung der Ausgangsbedingung schließen. Dazu ein Beispiel:
Beispiel
Helmut ist gegen die geplante Umstrukturierung seines Unternehmens: „Wenn die neue Struktur kommt, dann werden – wie schon in anderen Unternehmen – Hunderte von Kollegen ihre Arbeitsplätze verlieren. Wenn wir daher die Umstrukturierung verhindern, dann werden auf diese Weise alle Arbeitsplätze gesichert werden.“
Es kann sein, dass sich Helmut mit seiner Argumentation durchsetzt und nach 12 Monaten das ganze Unternehmen – ohne Umstrukturierung – schließen muss.
4. Übung: Den genetischen Fehlschluss rekonstruieren (siehe Lösungsteil)
Versuchen Sie die Argumentation von Helmut übersichtlich nach unserem Schema aufzuschreiben.
5. Übung: Ein eigenes Beispiel für den Fehlschluss abwehren
Überlegen Sie sich einen eigenen Neinzum-Antecedens-Fehlschluss.
6. Übung: Ein Gegenbeispiel entwickeln (siehe Lösungsteil)
Überlegen Sie sich ein Gegenbeispiel, durch das man zeigen kann, dass es sich bei diesem Schluss um ein fehlerhaftes Argument handelt. (Tipp: Suchen Sie nach Prämissen, die bekanntlich wahr sind und einer Behauptung, die zwar aus den Prämissen folgte sollte, die aber bekanntermaßen falsch ist.)
Der nächste Fehlschluss mittels konditionaler Argumente heißt Jazur-Konsequenz-Fehlschluss. Wahrscheinlich können Sie bereits aufgrund des Namens vermuten, wie dieser Fehlschluss aufgebaut ist. Genau, er hat folgende schematische Form:
Begründungsschema
Wenn A, dann B & B → also A
Beispiel
Lothar zu seinem Anwalt: „Maria ist nur auf das Erbe aus. Alles andere ist ihr egal. Wir wissen ja, wie Leute sich verhalten, wenn sie scharf aufs Geld sind. Und haben Sie gesehen, wie Maria sich auf die chinesische Vase gestürzt hat? Ich glaube, das sagt alles.“
In diesem Beispiel ist der Jazur-Konsequenz-Fehlschluß ziemlich gut versteckt. Wir können ihn auf folgende Weise rekonstruieren.
Wenn Leute scharf aufs Geld sind, dann zeigen sie bestimmte uns allen bekannte Verhaltensweisen. Maria zeigte eine solche Verhaltensweise (sie stürzte sich auf die chinesische Vase). Daher: Maria ist nur auf das Geld und damit auf das Erbe aus.
Aus den Prämissen folgt jedoch nicht zwingend, dass Maria nur auf das Erbe aus ist. Es könnte auch andere Gründe haben, warum Maria dieses auffällige Verhalten gezeigt hat. Dieses Beispiel verdeutlicht jedoch schön, in welchen Situationen ein Manipulator dazu tendieren wird, diesen Fehlschluss zu gebrauchen. Nämlich dann, wenn er jemand unlautere oder vielleicht sogar böse Absichten unterstellen möchte.
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