Manipulationstechniken. So wehren Sie sich. (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)
Beobachtungen (die darüber hinaus sehr vage sind) eine solche Meinung begründen?
Der Grundfehler oder die Grundtaktik besteht darin, dass man ein bloß zufälliges Zusammentreffen von Ereignissen für einen Kausalzusammenhang ausgibt. Manchen Menschen genügt bereits eine einzige Beobachtung oder eine einzige Erfahrung, um darauf ein ganzes kausales Theoriegebäude aufzubauen. Davor aber müssen wir uns hüten.
Wir müssen daran denken, dass uns dieser Fehlschluss stets in die Quere kommen kann.
Verwechslung der Ursache mit der Wirkung
Sehen wir uns diesen Fehler anhand eines konkreten Beispiels an:
Beispiel
Cornelia hat den Eindruck, dass ihr Kollege Max von ihrem Vorgesetzten ungerechtfertigt bevorzugt wird. Sie beklagt sich darüber bei ihrer Freundin: „Der Max, der bekommt ständig Spitzenbeurteilungen. Aber es ist ja auch kein Wunder. Er ist ja auch der Liebling des Chefs.“
Cornelia glaubt, dass Max positive Beurteilungen bekommt, weil er der Liebling des Chefs sei. Dass der Chef Max gegenüber positiv voreingenommen ist, ist Cornelias Erklärung dafür, dass Max positive Beurteilungen bekommt. Liebling des Chefs zu sein ist also die Ursache der positiven Bewertung. Aber stimmt das wirklich? Könnte es sich nicht auch genau umgekehrt verhalten? Das bedeutet: Max ist Liebling des Chefs, weil er stets gute Beurteilungen bekommt, das heißt gute Arbeit leistet. Diese Erklärung würde Cornelia wahrscheinlich nicht sonderlich befriedigen; ihr Zorn könnte sich dann nämlich als ungerechtfertigt herausstellen.
Das Beispiel macht deutlich, dass Kausalrichtungen nicht immer eindeutig sind. Der Manipulator tendiert dazu, die Richtung in den Vordergrund zu rücken, die seinen Interessen am meisten nützt.
Die Frage, welches Ereignis die Ursache und welches die Wirkung darstellt, kann entschieden werden, wenn die zeitliche Reihenfolge der Ereignisse bekannt ist. In einigen Situationen kann es aber sehr schwierig oder sogar unmöglich sein genau festzustellen, welches die zeitliche Aufeinanderfolge und somit die Kausalrichtung ist. Besonders augenfällig wird dies in Konfliktsituationen. Hier lässt sich in der Regel kaum noch feststellen, welches Ereignis die eigentliche Ursache für den Konflikt ist. Und meistes ist diese Annahme einer eigentlichen Ursache unbegründet. Ereignisse tendieren nämlich dazu, sich wechselseitig zu beeinflussen.
Fehler der gemeinsamen Ursache
Auch diesen Fehler leiten wir durch ein Beispiel ein:
Beispiel
Im Betrieb Betamind herrscht große Unzufriedenheit und eine hohe Krankheitsrate. Man vermutet, dass Unzufriedenheit die Ursache für dievielen Fehltage ist. Klaus macht folgenden Vorschlag: „Ich glaube, wir brauchen ein Motivationsprogramm. Haben wir ein Motivationsprogramm steigt die Zufriedenheit und die Fehltage sinken. So einfach ist das, meine Damen und Herren.“
Das Programm wirkt zwar kurzfristig, aber nach einiger Zeit ist die Lage schlimmer als vorher. Die eigentliche Ursache sowohl für die Unzufriedenheit als auch für die Fehltage wurde übersehen, nämlich der sehr autoritäre Führungsstil im Unternehmen. Der blieb unangetastet und so dokterte man nur an den Symptomen herum.
Dieses Beispiel macht den Fehler recht deutlich: Man übersieht eine tiefer liegende gemeinsame Ursache für zwei Ereignisse. Auch hier kann der Manipulator den Eindruck erwecken, die Fakten stünden auf seiner Seite. In Wirklichkeit aber hat er viel zu kurz gedacht.
Wie schützt man sich am besten vor diesen Fehlern in Kausalargumenten?
Ein gutes Mittel ist, ein Repertoire an kritischen Fragen parat zu haben, mit denen man Kausalargumente durchleuchtet. Dazu gehören:
Gibt es eine positive Korrelation zwischen den Ereignissen A und B?
Gibt es eine ausreichende Zahl beobachteter Fälle?
Handelt es sich vielleicht nur um eine Zufallskorrelation?
In welche Richtung geht die Kausalität eigentlich?
Können wir eine zeitliche Aufeinanderfolge identifizieren oder müssen wir vielmehr von einer wechselseitigen Beeinflussung ausgehen?
Kann ausgeschlossen werden, dass die Korrelation zwischen A und B durch einen dritten, tiefer liegenden Faktor entsteht?
Wie stark ist die Kausalbeziehung zwischen den genannten Ereignissen wirklich?
Ein paar Übungen sollen den Umgang mit solchen kritischen Überprüfungsfragen etwas trainieren:
15. Übung: Kausale Fehlschlüsse (siehe Lösungsteil)
Klaus sagt: „Immer wenn unser Chef aus dem Urlaub zurück kommt hat er die erste Woche schlechte Laune.
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