Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mann der 1000 Namen

Mann der 1000 Namen

Titel: Mann der 1000 Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
er.
    »Du meinst, ob Steven ...«
    Die gleiche Wut wie am Morgen, als seine telefonischen Einladungen mit Zögern beantwortet worden waren, erfüllte ihn auch jetzt. »Natürlich, du dumme Gans.«
    Kurzes Schweigen, dann ein schüchternes: »Du hast mir jetzt weh getan, als du mich dumme Gans nanntest.«
    »Ach, das«, brummte Steven wegwerfend. »Ich meinte, habe ich dich jemals geschlagen?«
    »Du hast mir ein- oder zweimal eine Ohrfeige versetzt. Das war nicht nett von dir«, sagte sie anklagend.
    Wieder stand Steven reglos. Für einen Mann, der Frauen geschlagen hatte, wann immer sie, wie er es nannte, hysterisch wurden, war sein gegenwärtiger Impuls nicht gerade leicht zu verstehen. Er hatte das kaum unterdrückbare Bedürfnis, wiedergutzumachen, ohne jedoch sein Gesicht zu verlieren.
    »Ist das alles?« bellte er. »Nur ein oder zwei Backpfeifen?«
    »Nun ...« Irgendwelche für ihn undefinierbaren Regungen zeichneten sich in ihrem Gesicht ab. Schließlich fuhr sie in quengelndem Ton fort: »Ich habe Grund zur Annahme, daß du mir nicht immer treu warst.«
    »Großer Gott!« entfuhr es Steven unwillkürlich.
    Er war plötzlich alarmiert. Er hatte das Gefühl, die Geburt eines Unrecht-Syndroms mitzuerleben. Bis zu diesem Augenblick hatte dieses etwas beschränkte Geschöpf nicht einmal gewagt, in Betracht zu ziehen, daß er sich in der Vergangenheit etwas herausgenommen hatte, wozu er kein Recht besaß. Doch nun, da seine Haltung weicher wurde, kam es ihr zu Bewußtsein. Und sie begann ihren Vorteil wahrzunehmen.
    »Hör zu!« drängte Steven. »Akzeptierst du meine Entschuldigung für diese Ohrfeigen?«
    »Selbstverständlich.« Ihre Stimme klang plötzlich hoffnungsvoll.
    »Ich werde dich nie wieder schlagen. Das verspreche ich dir.«
    »Ich bin so froh darüber.« Tränen standen in ihren Rehaugen. Sie schluchzte. »Und du versprichst auch, mir treu zu bleiben?«
    Steven war verblüfft über die Schnelligkeit, mit der eine Frau ihre Chance nutzte, wenn sie glaubte, den Mann in der Hand zu haben. Er mußte heftig gegen seine innere Abwehr ankämpfen.
    »Ich verspreche es dir«, sagte er in seinem überzeugendsten Ton.
    »Ich glaube es dir nicht.« Sie starrte ihn geradezu feindselig an. »Du lügst mich an. Ich kann nicht einmal glauben, daß du Steven bist.«
    Nun war ihm die ganze Situation entglitten. Dabei hatte er anderes zu tun. »Paß auf, Stephanie«, sagte er eindringlich. »Ich werde jetzt die ganze Wohnung durchsuchen. Wenn sich einer hier verstecken konnte, wäre es immerhin möglich, daß es andere ebenfalls fertigbrachten. Sei also ein liebes Mädchen und warte hier – ich bin bald zurück.«
    Stephanie murmelte irgend etwas, aber Steven verstand es nicht. Er schaute zuerst hinter dem breiten Sessel nach. Die Pistole, die ihn beinahe zum Sieb gemacht hätte, lag noch dahinter. Es war eine .38er mit Schalldämpfer.
    Geschickt öffnete er sie und zog das Magazin heraus. Es enthielt zwei Patronen. Demnach mußte noch eine dritte, unabgeschossene im Lauf stecken. Das reichte für seinen Zweck, und er brauchte nicht extra das Geheimfach in seinem Schlafzimmer zu öffnen, wo er zwei geladene Schußwaffen aufbewahrte.
    Mit der Pistole in der Hand riß Steven erst die Tür des einen, dann des zweiten Einbauschranks auf. Von dort schlich er zu den äußeren Räumen. Er schaute hinter Sessel und Couches, stocherte im Garderobenschrank herum, und durchsuchte sogar die Küche und die Vorratskammer. Zögernd nahm er davon Abstand, die drei Domestiken zu wecken, aber nur, weil er zur Überlegung kam, daß er es noch am Morgen überprüfen konnte, falls sich wirklich jemand in ihren Zimmern versteckt hatte.
    Ich werde ganz einfach Stephanie und mich im Schlafzimmer einsperren, beruhigte er sich.
    Doch als er sich endlich auf den Rückweg machte, war seine innere Unruhe noch ärger als zuvor. Apleys Angriff hatte die hoffnungsvolle Hypothese zunichte gemacht, daß nur Personen, denen Mark Bröhm Unrecht zugefügt hatte, von Mutter gegen ihn, Steven in Marks Körper, eingesetzt werden konnten.
    Leider war dem absolut nicht so. Apley war das Opfer einer ganzen Reihe von Schändlichkeiten, die nicht Mark Bröhm, sondern er, Steven, verübt hatte.
    Das bedeutete demnach, daß mit dem von beiden Männern anderen in der Vergangenheit zugefügte Unrecht nun vereint gerechnet werden mußte.
    Ehe er das Schlafzimmer betrat, kam Steven ein Gedanke, der damit zusammenhing – woraufhin er das Magazin aus der Pistole

Weitere Kostenlose Bücher