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Mann der 1000 Namen

Mann der 1000 Namen

Titel: Mann der 1000 Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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dann war sie eine verdammte Lügnerin.
    Steven hatte seinen Zorn vergessen. Die Erinnerung möbelte ihn so richtig auf. »Wie geht's Sue?« erkundigte er sich spöttisch. Er beobachtete die Reaktion des anderen, aber es erfolgte keine sichtbare. Steven zuckte die Schultern und dachte: Das war vermutlich die Frau irgendeines anderen Trottels ...
    Er ging zum Safe in der Bibliothek, wo er seine Adressenkartei aufbewahrte (ja, er führte genau Buch über seine Bekanntschaften – eigentlich die einzige Arbeit, mit der er sich beschäftigte). Er zog die Lade heraus und sah unter dem Buchstaben A nach. Ah, hier war Apley, und der Name seiner Frau war Sarah, nicht Sue. Die Geliebte hieß Anna Carli.
    Steven nickte zufrieden und kehrte zum Schlafzimmer zurück. »Was meinst du, sollen wir mit ihm machen?« fragte er Stephanie.
    »Schleifen wir ihn doch einfach ins Stiegenhaus«, schlug sie vor. »Ich habe einmal ein Buch gelesen, da ...«
    Steven kam gar nicht auf die Idee, die Polizei zu rufen. Er nahm als sicher an, daß Apley ein Agent der gefährlichen – aber nicht sehr fähigen – Mutter war und er unwissentlich besessen und deshalb nicht persönlich schuldig war.
    Die Uhr zeigte kurz nach vier an, als Steven den gebundenen und geknebelten Peter I. Apley in einen der Fahrstühle verfrachtete. Die Tür schloß natürlich automatisch, aber der Aufzug selbst rührte sich nicht vom Fleck und würde es auch nicht tun, ehe nicht jemand von einem der unteren Stockwerke ihn in Bewegung setzte.
    Grinsend kehrte Steven in sein Apartment zurück.
     

 
6.
     
    Als er wieder in der Wohnung war, kam plötzlich die frühere Besorgnis wieder. Abrupt wurde ihm klar, daß Apley ein von Steven Geschädigter war und nicht ein Opfer Mark Bröhms war.
    Deswegen war es angebracht, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.
    Er sah, daß die blonde Stephanie während seiner Abwesenheit unter die Decke geschlüpft war. Sie lag auf ihrem Rücken und blickte ihm mit sanften Rehaugen erwartungsvoll entgegen. Steven betrachtete sie, und der Gedanke kam ihm – nicht zum erstenmal, wie er sich nun erinnerte –, daß nach seiner Meinung braune Augen und blondes Haar nicht zusammengehörten. Für ihn mußte eine echte Blondine blaue Augen haben. Also schloß er, daß Stephanies Haarfarbe den Meisterhänden eines Schönheitssalons zuzuschreiben war. Was ihn jedoch im Augenblick wirklich beunruhigte war, daß er im Grunde nichts über das Mädchen wußte.
    Auf seine Art war er ein Praktiker und auf einer tiefgründigen Ebene der Wirklichkeit ein selbsterhobener Sieger. Schon vor langem war er dahintergekommen, daß viele Menschen eine grobe Behandlung gewohnt waren. Manche von ihnen mieden hinterher den, der unsanft mit ihnen umgesprungen war. Doch andere bemühten sich geradezu, so zu sein, wie sie dachten, der Ergrimmte habe es gern, als glaubten sie wirklich, hinter seinem Ärger verbergen sich Vernunftsgründe. Da hinter Stevens Rage jedoch einzig und allein Steven steckte, zogen sie sich gewöhnlich lediglich seine Verachtung zu.
    Stephanie hatte sich immer bemüht, sich anzupassen und willfährig zu sein. Aber im Augenblick war das – wie Steven erkannte – keine ausreichende Empfehlung. In seinem Kopf vermischte sich die Erinnerung an ihre Vergangenheit mit jener von anderen blonden Steven-Freundinnen. Wenn er sich recht entsann, war sie zweimal verheiratet gewesen. Das zweitemal hatte sie ihren Mann verlassen, weil sie glaubte, Steven sei an ihr interessiert.
    Aber die Möglichkeit bestand – er zuckte die Schultern –, daß das gar nicht sie, sondern eine der anderen gewesen war.
    Steven packte die Bettdecke und zog sie zurück. Ein paar Sekunden stand er reglos und starrte ihren wohlgeformten Körper an. Schließlich brach er das Schweigen und befahl: »Setz dich auf!«
    Stephanie gehorchte nicht ganz wie ein folgsames Hündchen, aber fast. Steven kniete sich auf das Bett und, ohne sie weiter zu beachten, riß er die Kopfkissen hoch. Unter einem fand er die Handtasche des Mädchens. Er öffnete sie und leerte den Inhalt auf das Bett. Er suchte nach versteckten Messern und anderen Waffen. Doch die Tasche enthielt nichts weiter als den üblichen Krimskrams, den Weiber mit sich herumtragen. Also schob er sie beiseite und betastete Bettuch und Decken und schüttelte die Kissen.
    Zufrieden, daß er nichts gefunden hatte, zog er die Decke bis zu ihren Schultern hoch. Stirnrunzelnd blickte er sie an. »Habe ich dir jemals weh getan?« fragte

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