Mann der 1000 Namen
Drogensüchtige handelte. Ihre Augen ließen darauf schließen. Sein erster Eindruck, sie blickten feindselig, machte der viel schlimmeren Erkenntnis Platz, daß sie ganz einfach nicht normal waren.
Gegen Spätnachmittag erreichten sie einen Fluß, an dessen Ufer sich ein Lager befand. Die Leute, die sich bereits dort aufhielten, waren nicht weniger nackt und sahen irgendwie sogar noch unzivilisierter aus.
Ein paar Minuten später, als man ihn losließ (ohne jedoch seine Hände freizubinden), begann er, neue Hoffnung zu schöpfen. Sie schwand allerdings, als ein Mann mit einer Schale, in der sich dicke Suppe befand, ihm bedeutete, sich auf das Moos zu setzen (was er tat), und ihm das breiige Zeug in den Mund löffelte.
Als das frugale Mahl zu Ende war, drückte der Halbnackte Mark auf den Boden, daß er auf seiner linken Seite zu liegen kam. Fast die ganze Nacht blieb er in dieser Stellung. Er schlief sehr unruhig. Immer wieder weckten ihn unheimliche Geräusche: lautes Plätschern aus dem Fluß und das Grunzen, Knurren, Brummen und Stampfen von Tieren.
Es war stockdunkel. Mark zuckte jedesmal ängstlich zusammen und lauschte furchterfüllt. Aber nach und nach, als die Geräusche kaum noch aufhörten und doch nichts Erschreckendes passierte, wurde er ruhiger und schlief ein wenig fester.
Was ihn jedoch bei jedem Aufwachen mehr zu denken gab, war, daß sich keine Menschenseele in seiner unmittelbaren Nähe aufhielt. Als er beim erstenmal eingeschlafen war, dessen war er ganz sicher, hatte er den regelmäßigen Atem von Schlafenden um sich herum gehört. Und nun – nichts.
Der Gedanke durchzuckte ihn: vielleicht könnte ich jetzt von hier verschwinden.
Doch kaum hatte er ihn gedacht, erschallte ein drohendes Brüllen ganz in seiner Nähe. Zu Marks Schrecken klang es wie das eines Löwen.
Um Himmels willen, dachte er. Wir sind doch nicht etwa in Afrika?
Diese entsetzliche Vermutung wurde noch durch das Heulen und Trompeten verstärkt, das dem Löwengebrüll folgte. Doch schließlich verstummte auch das, und er schlief wieder ein.
Es schien Mark eine endlose Nacht, aber auch sie verging. Als es hell wurde, waren alle wieder da. Er hatte sich also getäuscht und ihren Atem nur nicht gehört.
Nun hatte er Muße, sie genauer zu betrachten. Sie waren alle gutgewachsen, sowohl die Männer als auch die Frauen, von denen ebenfalls einige zu sehen waren – allerdings hielten sie sich separat und im Hintergrund. Das Seltsame war jedoch, daß sie alle irgendwie einem verdammten Bengel glichen, für dessen Eltern er einmal gearbeitet hatte. Aber das war natürlich lächerlich. Sicher kam es ihm nur so vor.
Wieder löffelte man ihm Suppe aus einer Schüssel in den Mund. Die Erfahrungen des vergangenen Nachmittags hießen es ihn schweigend erdulden. Ein wenig gespenstisch war es jedoch, daß auch die Halbnackten ihr Schweigen nicht brachen. Während der ganzen Stunden, die er sich nun in ihrem Gewahrsam befand, hatte er noch keinen Laut von ihnen vernommen.
Von den Tieren, deren Lärm ihn des Nachts kaum zur Ruhe hatte kommen lassen, war absolut nichts zu sehen. Auf der anderen Uferseite lagen jedoch die Überreste riesiger Kadaver – gewaltige abgenagte Schädel und weiße Gerippe, doch von welchen Tieren sie stammten, vermochte er nicht zu sagen.
Kurz nach dem Frühstück watete die nun viel größere Gruppe durch den Fluß. Auf der entgegengesetzten Seite drangen sie in eine ähnliche hügelige Wildnis ein wie jene am Tag zuvor.
Gegen Mittag hatte Mark seine Meinung revidiert. Sie befanden sich hier nicht im mittleren Westen, sondern eher in Arizona, irgendwo in den Bergen, wo es die Nudistenlager gab.
Wieder verging ein Tag. Mark wunderte sich darüber, daß er auch an diesem Abend seine Suppe bekam, obwohl keiner der Halbnackten einen Rucksack, Beutel oder sonst irgendeinen Behälter getragen hatte. Allerdings war seine Gruppe erneut auf eine weitere in der Nähe eines Flusses gestoßen. Vielleicht hatte diese das Eßgeschirr und die Suppe zur Verfügung gestellt. Aber trotzdem ...
Am nächsten Morgen paßte er genau auf, ob irgendwelche der Gerätschaften mitgenommen wurden. Er war, bei seinem Sinn für Logik, richtiggehend erleichtert, als er sah, daß alles einfach auf dem Boden zurückgelassen wurde. Befriedigt schloß er daraus, daß diese komischen Typen ihre besonderen Lagerplätze hatten, die die einzelnen Gruppen abwechselnd besuchten, und wo sie alles vorfanden.
Am dritten Tag marschierten sie
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