Mann der 1000 Namen
kauerte er sich vor Scham zusammen über die schreckliche Degradierung zur Frau.
Ein paar Sekunden vergingen, dann wurde ihm mit einem Mal bewußt: Es ist eigentlich gar nicht so übel ...
Er war ein Körper mit Kopf und Gehirn. Der Unterschied der Geschlechtsmerkmale und ihr Einfluß auf den Körper drang nicht bis in sein Bewußtsein vor.
Da kehrte die völlige Erinnerung zurück. Der Gedanke, daß die arme Stephanie von Sergeant Emmett Obdan mißhandelt wurde, war unerträglich.
Hastig sprang er aus dem Bett, dabei wurde er sich des rüschenverzierten hauchdünnen Nachthemdes bewußt und wohlgeformter Beine, die daraus hervorragten. Schlanke Frauenfinger griffen nach dem Telefon und wählten die Geheimnummer.
Diesmal war es schon bedeutend schwieriger, Masters sen. davon zu überzeugen, daß er, Steven es war. Trotzdem betrat sein Vater etwa eine Stunde später mit zwei Sekretärinnen Stephanies Wohnung.
Auf einen Wink Masters sen. hin verzogen sich die beiden Mädchen in der Küche und filterten Kaffee.
Stevens Vater hörte ausdruckslos zu, als Stephanies ein wenig rauchiger Sopran Stevens erste acht Tage im Gefängnis beschrieb.
Steven endete mit einem Ausdruck ehrlichen Erstaunens über die menschenunwürdige Behandlung im Gefängnis. Damit hatte er nach seiner beschränkten Erfahrung mit den Militärs nicht gerechnet. Seine Kameraden bei den zwei Expeditionen nach Mittend waren tapfere Offiziere gewesen, ehrlich, ergeben und pflichtbewußt. Selbst seine Verurteilung zu lebenslänglicher Zwangsarbeit schien ihm, als er den Urteilsspruch vernahm, eben das Schicksal jener, die es sich durch ihre Dummheit selbst zuzuschreiben hatten. »Und es war schließlich ausgesprochene Dummheit«, schloß er, »als ich mich freiwillig zu der ersten Expedition meldete.«
»Ich kann es kaum glauben«, murmelte sein Vater nach kurzem Schweigen, »daß du im Gefängnis nicht irgendwelche Schwierigkeiten machtest und dir dadurch irgend jemandes Haß zuzogst.«
»Wir mußten uns in Reih und Glied aufstellen«, erklärte Steven. »Dann kam dieser Kerl Obdan und ließ seinen Sadismus bei vierzehn von dreiundzwanzig Gefangenen freien Lauf. Bis er zu mir kam, hatte ich geschaltet und strammste Haltung angenommen. Trotzdem zerrte er mich am Kragen aus der Reihe und schlug mir ins Gesicht. Dann tobte er, weil ich nicht länger stillstand und stieß mir seinen Stiefel ins Schienbein. Das war ein paar Minuten nach sechs, am ersten Morgen.«
Stephanie zuckte die zierlichen Schultern. »Danach hielt ich es für das beste, nicht aus der Reihe zu tanzen, bis du und Glencairn mir auf rechtlichem Weg helfen könntet.«
»Wir rannten gegen eine Mauer«, erklärte sein Vater ernst. »Offenbar reflektierte die Stimmung im Militärgerichtssaal nur jene der Öffentlichkeit überhaupt. Die Presse stellte dich als verantwortungslosen Playboy hin, und man gibt dir die Schuld am Tod der drei Männer auf Mittend. Niemand wagt, etwas zu unternehmen, aus Angst, es könnte vermutet werden, sie seien mit Masterschem Geld gekauft.«
Steven empfand seine erste Reaktion, jener merkwürdige Komplex von unterbewußten Gedanken, die seine Art von Logik darstellten. »Das hört sich an, als nähme man mich persönlich als Zielscheibe, und das kann ich nicht glauben.«
»Es war eine ungewöhnlich schnelle Verhandlung«, sagte sein Vater vorsichtig.
Stephanies sanfter Sopran warf ein: »Wenn in meinem Namen schon nichts zu machen ist, vielleicht ließe sich dann bei der Verteidigung der Bröhmschen Version von Utgers das Beweismaterial erzwingen, das vom Militärgericht verweigert wurde.«
»Genau das hatten wir vor.« Stevens Vater nickte. »Aber plötzlich wurde das Verfahren gegen ihn eingestellt und er auf freien Fuß gesetzt.«
»Das vielfältige Wesen Mutter dort draußen ließ durchblicken, daß sie schon seit langer Zeit gegen die Invasion der Gi-Ints ankämpfte und daß ihr Widerstand überhaupt nur möglich war, weil bei der körperlichen Versetzung von einer Galaxis in die andere eine bestimmte Art von innerer Anpassung äußerst schwierig ist. Außerdem benötigen die Gi-Ints dazu Modelle.«
»Mittend wurde für eine interstellare Expedition ausgesucht«, murmelte Masters sen. nachdenklich, »weil dieser Planet plötzlich als Trabant eines Sternes auftauchte, um den man vorher keine Planeten entdeckt hatte. Die Entscheidung, die Expedition dorthin zu schicken, wurde von General Sinter getroffen.«
»Der echte Sinter liegt vermutlich
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