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Mann kocht

Mann kocht

Titel: Mann kocht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludger Fischer
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wenn man Hände oder Füße mit kochendem Wasser oder Brühe übergießt. Das kann man selbst machen oder ein anderer Döskopp, der sich im falschen Moment umdreht. Schwerere Verletzungen sind zu erwarten, wenn Mitarbeiter Öl oder Fett aus Fritteusen umfüllen, es zuvor nicht ausreichend abkühlen lassen und dann damit ausrutschen (siehe oben).
    Und was meint die Arbeitssicherheitsagentur mit »Manueller Handhabung von Lasten und Muskel- und Skeletterkrankungen «? Tellerstapel, Geschirrspülkörbe und natürlich Töpfe und Pfannen. Muskeln, Gelenke, Sehnen, Bänder, Nerven, alles wird dauerhaft nicht nur ge-, sondern überfordert. Man spricht von kumulativen Schädigungen. Sie entstehen durch Belastungen hoher oder niedriger Intensität über einen längeren Zeitraum. Ich will es nicht unterlassen, hier eine deutliche Warnung an die Freunde der ach so gut bratenden stählernen Pfannen auszusprechen.
    Lärm : Da hätten wir Kochgeräusche, das Zischen, das Brutzeln, das Schmurgeln, Signaltöne (irgendwo piept und dudelt immer ein Gerät, das gerade »fertig« meldet), Geschirrspüler (roah, roah, roah), Dunstabzugshauben, die ein nicht mehr wahrgenommenes Dauerdröhnen erzeugen, von dem Profiköche glauben, es seien Sphärenklänge. Außerdem gibt es Kaffeemühlen, scharf und hochtönend und hoffentlich gleich vorbei, Musik, weil der Kollege behauptet, er könne ohne dieses Dauerdudeln nicht arbeiten.
    Dabei kann er selbst schon gar nichts mehr hören. Durch den dauerhaften Küchenlärm ist er nämlich längst so gut wie taub, weigert sich aber, das zuzugeben. In den meisten Gastronomieküchen ist es nicht nur heiß und feucht, sondern auch so laut, dass Köche Ohrenschützer tragen müssten wie das Flughafenpersonal auf dem Rollfeld oder Bauarbeiter, die mit einer Trennschleifmaschine arbeiten. Haben Sie mal beobachtet, wie viele das wirklich tun? Hörschäden sind eine unausweichliche Folge, beim Bau wie in der Küche. Ein schwerer Hörschaden ist auf jeden Fall vorauszusehen, wenn man in einer österreichischen Küche arbeitet oder in einer Küche, in der ein Österreicher arbeitet. Köche in und aus dem Schnitzelländchen können sich das ebenso unnötige wie ohrenbetäubende Fleischklopfen einfach nicht abgewöhnen. Wer diesen Lärm aus Küchen herausdringen hört, ist jedenfalls gewarnt: Hier wird nicht auf Zartheit Wert gelegt, sondern nur auf rohe Gewalt.
    Gefahrstoffe : In Chemielaboren tragen alle Leute beim Umgang mit Gefahrstoffen Schutzbrillen, Handschuhe, Atemschutz. Nicht so in der Küche. Recht sorglos werden Spülmittel, Klarspüler, Abflussreiniger, Backofenreiniger, Desinfektionsmittel, WC -Reiniger, Bleichmittel, Sanitärreiniger, Entkalker verwendet.
    Ventilatoren, rund, Weissblech, mit Windrad und verstellbarer Messingrosette. In gewerblichen Küchen rattern Ventilatoren und
gleichzeitig rauschen mehrere Dunstabzugshauben und in den Töpfen brodelt’s und in den Pfannen zischt’s und der Quirl jault und die Kaffeemaschine macht sowieso einen Höllenlärm. Das aber ist nur die Geräuschkulisse.
Dazu kommen noch jede Menge Gefahren, die von Köchen wesentlich mehr Mut und Geschick erfordern als von Bungee-Springern.
    Diese hilfreichen Mittel kommen mit der Haut oder mit den Augen in Kontakt, ihre Dämpfe werden eingeatmet und in Extremfällen werden sie sogar verschluckt. Wie das? Weil, ein häufiges Szenario, der Rest aus dem Zehn-Liter-Tank in eine kleine Flasche umgefüllt und nicht ordentlich beschriftet wurde. Kommt immer wieder vor.
    Druckgas in Getränkeanlagen : Damit ist Kohlendioxid gemeint. Als Gas für Getränkespender wird vorwiegend Stickstoff, also Kohlendioxid, verwendet. Das Gefährliche daran: Es ist geruchlos, farblos und es verdrängt Sauerstoff. Wenn eine Gasflasche im Keller also nicht richtig angeschlossen wurde, und das kann im hektischen Abendbetrieb nur allzu leicht passieren, strömt das Kohlendioxid in den manchmal sehr kleinen Kellerraum und beim nächsten Wechsel – »Was, schon wieder kein Druck mehr?« – kippt der Mitarbeiter ohnmächtig um. Wenn er nicht bald gefunden wird, ist er tot. Wenn sich gutwillige Helfer ohne Sauerstoffgerät in denselben Keller begeben, um ihn zu retten, kann sie dasselbe Schicksal ereilen. Ist ein Mensch dauerhaft einer schwachen Kohlendioxidkonzentration ausgesetzt, kann es zu Kopfschmerzen, Schweißausbrüchen, schneller Atmung, beschleunigtem Herzschlag, Kurzatmigkeit, Schwindel, Niedergeschlagenheit, Sehstörungen und

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